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Reisetagebuch

8/11/2005   Zimbabwe / Gweru

Im Antilope Game Reserve

Auf zum naechsten Abenteuer

(Harald) Am Abend vor meiner Abreise habe ich mein bestes Gespraech mit Peter. Ich sage ihm, dass, wenn er so weiter redet, seine Kinder nur schwerlich eine Chance bekaemen, eine nicht-rassistische Weltsicht anzunehmen. Peter weiss irgendwie schon, dass eine Zukunft mit seinem Gedankengut blutig waere. Und dann erstaunt er mich noch: "Ich wuerde ja die Kleine von nebenan (eine Schwarze) zum Spielen ins Haus einladen. Aber Mary wuerde ausrasten und das nie erlauben." Vielleicht redet er oft nur so tough daher, denke ich. Aus irgendeinem Grund muessen ihn seine Angestellten ja respektieren und die beiden aeltesten sind schon lange bei ihm beschaeftigt.

Am 11.8. verabschieden wir uns nach einem letzten gemeinsamen Fruehstueck: "Komm heil an. Du bist uns jederzeit willkommen. Bleib in Kontakt." Geld fuer die Haushaelterin, ein Handschlag fuer den Gaertner, ein Wink fuer die Arbeiter.

Mary bringt mich mit ihrem Soehnchen zur Bushaltestelle. Der Kleine ist traurig, lehnt sich an mich, schmust foermlich mit mir. Dann gibt er mir einen Kuss.

"Du warst so gut fuer die Kinder" sagt Mary. "Wer hat schon eine 1-Jaehrige die nur drei Worte sagen, aber eine Hyaene nachmachen kann?" Das Heulen hab ich den Kindern beigebracht, ein echter Renner bei den Kleinen.

Mary umarmt mich herzlich und gibt mir einen Kuss. Wir haben uns als Fremde in dem winzigen Haeuschen ueber Wochen konfliktlos verstanden und trotz unserer so gegensaetzlichen Auffassungen moegen wir uns.

In einem vollgestopften Grossbus erreiche ich Mvuma, laufe von der Kreuzung der beiden Landstrassen 3 km bis in den Ort und sitze eine Std. im Schatten, bis ich auf der offenen Ladeflaeche eines kleinen, klapprigen Toyotas mit einem Dutzend anderer Leidensgenossen Gweru erreiche, eine der wenigen groesseren Staedte des Landes.

Warum ich hier bin? Ich will auf einem Elefanten reiten und einen Spaziergang mit grossen Loewen machen! Das gibts es nicht? Doch, hier in Zimbabwe gibt es das.

Hotelsuche, Internet, Essen gehen im "Pizza-Inn". Das Restaurant ist Filiale einer Franchisekette, aber besitzt nicht ein einziges Messer. Ich frage die Thekenbedienung, wie das denn sein koenne, Pizzas anbieten, aber keine Messer haben. Die wuerden alle gestohlen, lautet die Antwort. Ein Messer muss daher vorbestellt und geliefert werden. Haeh?? Am Besten denkt man ueber Solches nicht lange nach, dass kann zu Dauerkopfschuetteln fuehren.

Als ich meine Pizzaecken verzehre, hat sich vor der Baeckerei nebenan eine Schlange von ca. 30 Leuten gebildet, denn es soll Brot geben.

Die 300-ml-Flasche Fanta kostet hier uebrigens gerade mal umgerechnet 25 Cent EUR.

Im "christlichen" Hotel "Babptist Convention" miete ich ein Zimmerchen. Gegenueber liegt das zimbabwische Flugverkehr-Museum und eines ueber die Militaergeschichte des Landes. Deutsche Kanonen, englische Panzer, chinesische Flugzeuge, russische Panzerfaeuste, tschechische Gewehre, Lieferanten aus Italien, Frankreich, USA...Alle haben an den Kriegen in Afrika ihr Geld verdient und das Massenmorden indirekt angekurbelt. Auch in Afrika wurden sog. Stellvertreterkriege gefuehrt.

Am naechsten Morgen nehme ich ein Taxi zum "Antilope Game Reserve", das ca. 15 km vor der Stadt liegt. Luxurioes, teuer, wunderschoen. Ich kann mir in der Anlage nur das Zelten erlauben. Meine Taktik, den Angestellten offen meine Finanznoete einzugestehen, geht wieder auf.

An einem kleinen, gewundenen Stausee gelegen, umgeben von Rasenflaechen, Schilf, Akazien und Laubbaeumen, liegt eine private Anlage aus Backsteinbauten mit Rietdaechern. Touristen aus aller Welt kommen hierher, um etwas Einmaliges zu erleben: mit einem grossen Loewen in den Busch zu gehen. Gleich bei meiner Ankunft erzaehlen mir Amerikaner, dass sie gestern sogar stundenlang zusehen konnten, als die Loewen ein Hartebeest erlegten.

Es wird ein grosses Braai zubereitet und an langen Tischen gemeinsam gegessen, dann ziehe ich mich in mein Zelt zurueck.

geschrieben am 10.9. in Iringa


 


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