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Reisetagebuch

8/15/2005   Zimbabwe / Harare

Zims Geschichte / Afrika: terra incognita

Vom Ruhm und unruehmlichen Taten

(Harald) Wie ueberall in SSA (Sub-Sahara-Afrika), faengt "Geschichte" in Zimbabwe erst mit den ersten schriftlichen Ueberlieferungen an. Und die stammen nicht aus europaeischer Hand.

Die wahrscheinlich besten Seeleute des Altertums waren die Phoenizier, ein Handelsvolk, ansaessig in zwei Stadtstaaten an der Kueste des heutigen Libanons. Herodotus (Heredot) berichtet um 465 v.C. unter Berufung auf phoenizische Seeleute, dass Pharao Nechu um 620 vor Christus die Phoenizier beauftragte, die gesamte Kueste Afrikas zu erkunden. Dieses unglaubliche Unterfangen gelang den Maennern vor 2600 Jahren und sie berichteten, dass "Afrika von allen Seiten vom Meer umspuelt sei, bis auf die Stelle, an der es mit Asien verbunden sei."

Dieses Wissen ging verloren und erst 1500 Jahre spaeter, taucht 900 n.C. die sued-oestliche Kueste Afrikas wieder in Berichten arabischer Schriftgelehrter auf. Der bekannte Teil des Kontinents hiess "Libya" und alles suedlich von Meroe (heute Sudan) "Aethiopes".

903 besiedeln die Araber die Kueste suedlich des heutigen Beira/Mosambik und nennen den Hafenort "Sofala"- diesen Ort gibt es nach ueber 1000 Jahren heute noch.

940 wird berichtet, dass das Hinterland von Sofala (z.T. das heutige Zimbabwe) "ein Land voller Gold, reich an wunderbaren Dingen und sehr fruchtbar" sei. Die arab. Haendler kaemen "von Oman und Shiraz, um Gold und Edelsteine von den Eingeborenen zu erlangen".

1150 berichtet der arab. Geograf Edrisi von Sofala als ein "Land von Gold" das "im Ueberfluss exportiert" worden sei.

1250 Ibn Sayd berichtet aehnlich

1403 El Bakoni berichtet erstmals von Weinreben in Sued-Ost-Afrika und Abd-er-Rashid sagt, sie seien "ausgedehnt". Es gab also Wein lange bevor franzoesische Siedler kamen.

1480 hoert Covilham von den Goldminen

1487 "entdeckt" der Protugiese Diaz das Kap der Guten Hoffnung

1497 Vasco da Gama ankert in Sofala, dass 1505 an Portugal tributpflichtig wird. Im selben Jahr finden die Portugiesen nahe Sofala zwei arabische Dhows, Segelschiffe, die mit Gold beladen sind.

1516 Duarte Barbosa beschreibt die Goldminen von "Monomotopa" (Zimbabwe) und den grossen Goldhandel.

1552 De Barros beschreibt die Stadt und koenigliche Residenz Greater Zimbabwe im Gebiet des heutigen Masvingo. ("Zimbabwe" ist wahrscheinlich abgeleitet vom Shona-Wort "Zima Ramabwe"= Grosses Steinhaus)

1591 erste englische Schiffe in der Table Bay

1602 berichtet Dos Santos aehnlich wie De Barros

1607 schenkt der Koenig von Monomotopa alle Minen den Portugiesen fuer ein bewaffnetes Buendniss gg. feindliche Staemme

1632 Gruendung Tetes durch die Portugiesen, die also schon vor 400 Jahren tief im Landesinneren Mosambiks waren. Portugisisch ist bis heute einzige Landessprache.

1685 Entdeckung von Kupferminen in Zimbabwe, Namaqualand. Daneben ist Zim reich an Zinn, Kohle, Asbest, Chrom, Eisen und Nickel.

1837 ueberqueren die Matabele (auch: Ndebele), Abkoemmlinge der Ngunis, die von den Zulus unter Shaka Zulu zw. 1818 u. 1828 unterworfen worden waren, vertrieben durch die Weissen auch aus dem noerdlichen S.A., den Limpopo, bis heute Grenzfluss zwischen Zimbabwe, S.A,. und z.T. Mosambik, und verjagen die dort lebenden Shona. Die Ndebele unterhielten, wie die Zulus, Armeen aus Kriegern, die in separaten Lagern lebten und hatten Generaele, sog. "Induanas.

Seit ca. 1850 sind weisse Elfenbeinjaeger im Land

1855 entdeckt der englische Missionar Livingstone die riesigen Wasserfaelle des Zambezi und nennt sie nach seiner Koenigin "Victoria-Falls".

1859 erste Mission in Bulawayo

1868 "entdeckt" der deutsche Jaeger Adam Renders Greater Zimbabwe, die groessten Ruinen (von mehr als 150) des Landes

1871 berichten der Deutsche Carl Mauch (dessen Geburtsstadt Kernen heute Partnerstadt von Masvingo ist) und der Englaender Baines von Greater Zimbabwe

1872 ist der legendaere Frederick Selous in Zim unterwegs, Elfenbein wird tonnenweise exportiert

Juengere Geschichte:

1888 trickst der engl. Politiker und Geschaeftsmann Cecil B. Rhodes den damaligen Ndebele-Hauptling Lobengula mit einem Vertrag aus. Natuerlich kannte Lobengula keine Vertraege- er konnte auch weder lesen noch schreiben. Die Ndebele (heute ca. 10 % der Bevoelkerung) beherrschten seinerzeit die Haelfte des vormaligen Landes der Shona (ca. 78 %), des heutigen Mehrheitsvolkes Zimbabwes. Lobengula sendet 1889 zwei Emissaere nach London zu Koenigin Viktoria, ohne Erfolg.

1890 erster "Siedlertreck" (eine Armee aus 500 gut bewaffneten Maennern), angefuehrt von Rhodes, nehmen das Land in Besitz, gruenden Salesbury, das spaetere Harare. Rhodes gruendet die "British South Africa Company" und investiert Unsummen in Forts, ein Wegenetz und Infrastruktur, weil er Reichtum durch Goldfunde erwartet.

1896/97 der grosse Aufstand der Zulu-Ndebele, "Chimurenga" (Unabhaengigkeitskrieg)genannt. Er wird blutig niedergeschlagen, wie ueberall in Afrika gehabt. Gegen Maschinengewehre und Granaten haben die Krieger mit Speer, Lederschild, Pfeil und Bogen keine Chance. Die Anfuehrer Nehanda und Kaguvi werden gehaengt. Sie werden heute als die Helden der Shona von diesen vereinnahmt. (An die weissen Gefallenen (darunter einige Deutsche) erinnert in Gweru ein Denkmal).

Die nach jahrhundertelangem Abbau verbliebenen Goldvorraete waren nicht mehr billig zu gewinnen (obwohl noch 1900 ca. 115.000 Schuerfstellen registriert waren). Als seine Firma pleite war, verjagte Rhodes kurzerhand alle Ndebele von ihrem Land und gab es weissen Siedlern und die noerdlich lebenden Shona ereilte wenig spaeter das gleiche Schicksal, obwohl sie am Aufstand praktisch nicht teilgenommen hatten. Das ist bis heute unvergessen.

1899 wird Sued-Rhodesien Kolonie (regiert von Rhodes Firma!), kann aber nicht die Kolonialsteuer an England abfuehren und wird deshalb

1923 Kronkolonie

Die Weissen verdraengten die Schwarzen in steinige, unfruchtbare Gebiete, "Communal Areas" genannt, oder liessen sie auf ihren Farmen arbeiten, um sie mit Steuern zu belegen.

Ueberall in der Welt strebten dann in den 50er und 60er Jahren die engl. Kolonien Unabhaengigkeit an. 1963 erlangten Nysaland, das spaetere Malawi, und Nord-Rhodesien, danach Zambia, Unabhaengigkeit.

In Rhodesien wurde 1958 die liberale Regierung durch die "Domino" Partei abgeloest, die eine Form der Apartheid befuerwortete; diese vereinigte sich

1962 mit anderen rassistischen Gruppierungen zur Rhodesian-Front-Party" und ihr Vorsitzender Ian Smith hatte nicht vor, Schwarzen ein Wahlrecht zu geben (erst 1959 kamen unter den Schwarzen erste Forderungen nach Gewalt auf).

Eine Art Apartheid war fuer England unannehmbar und so erklaerte sich Rhodesien am 11.11.1965 (Nahalla-Marsch der Narren) gegen den Willen Englands fuer unabhaengig und etablierte eine rein weisse Regierung. Das Land wurde von allen Staaten mit Sanktionen belegt (1968 von der UNO)- ausser von S.A. natuerlich.

1970 Erklaerung zur Republik

Auch durch Teilnahme am Ersten und Zweiten Weltkrieg waren sich Schwarzafrikaner ihrer- auch militaerischen- Faehigkeiten bewusst geworden.

1948 erster Generalstreik der Schwarzen

Bis 1963 immer neue Parteigruendungen, die von stetigen Verboten gefolgt waren. Nachdem politische Verhandlungen mit der rassistischen Regierung erfolglos blieben, gingen die Ndbele unter Joshua Nkomo (ZAPU)und die Shona unter Nkala, Sithole, Robert Mugabe und Takawira (ZANU)in den Untergrund. Flucht der meisten Fuehrer ins Ausland.

1965 sagt Ian Smith, dass "AFRIKANER! nicht in tausend Jahren" an die Macht kaemen (klingt nach "tausendjaehrigem Reich").

18.4.1966 erster Angriff der Aufstaendischen, heute Nationalfeiertag der "Zweiten Chimurenga". Die "Terroristen" werden alsbald gefasst.

Dann ab 1972 neue, schwerere Angriffe, woraufhin Ian Smith Teile der Bevoelkerung in "Geschuetzte Doerfer" einsperrt, eine Art KZs, um sie von den Guerillas abzuschneiden.

Die Rebellen werden jedoch im ganzen suedlichen Afrika unterstuetzt, die Regierungen von S.A. und Rhodesien kaempfen und verueben Terroraanschlaege in Angola, Namibia, Botswana, Malawi, Zambia, Tansania etc.

Im April 1974 Putsch in Portugal, woraufhin Mosambik als Kolonie aufgegeben wird (auch Angola wird am 11.11.1975 unabhaengig). Jetzt koennen sich in Mosambik die Rebellen frei bewegen. Aber zwei Gruppem kaempfen blutig um die Macht: die linksgerichtete Frelimo im Norden und die rechte Renamo im Sueden, von S.A. und Rhodesien massiv unterstuetzt. 35.000 Rebellen kaempfen auf zimbawischem Terretorium.

Das Smith-Regime schlaegt blutig zurueck. August 1976 Massaker im Fluechtlingslager von Nyadzoya, im November 1977 in Chimoio- in Mosambik bis heute nicht vergessen. 150.000 Fluechtlinge, 27.000 Tote bis zum Ende des Krieges.

Erst den Praesidenten Kaunda von Zambia und Nyerere von Tansania gelingt es, gemeinsam mit der Thatcher-Regierung, 1979 den Krieg zu beenden. Die Schwarzen in Rhodesien erhalten daraufhin 80 von 100 Parlamentsitzen in Salesbury/Harare (Partnerstadt von Muenchen), Canaan Banana (der hiess wirklich so!) wird (bis 1987) erster Praesident des neuen Staates Zimbabwe.

1982 Bruch der Buendnisses der Ndebele und Shona-Parteien, Entdeckung von Waffenlagern im Ndebeleland, im Juli 1982 erster Sabotageakt in Gweru gg. die Luftwaffe

Ab Dezember 1982 blockiert S.A. die Treibstoffzufuhr, um die aufkeimende Rebellion der Ndebele zu unterstuetzen (das Apartheid-S.A. hat Salz in fast jede offene Wunde im suedlichen Afrika gestreut). Entlassung von Nkomo und vier weiteren Ndebele-Ministern. Nkomo flieht nach London, kommt aber 1984 zurueck.

Robert Mugabe laesst zw. 1983 und 87 eine Spezialeinheit im Ndebele-Land wueten, die "Fuenfte Brigade" genannt, die binnen weniger Jahre einen Genozid an mindestens 20.000 Ndebele veruebt- von der Welt ignoriert, vergessen.

"Jedes Streben, dessen Endzweck Selbstverherrlichung ist, muss unweigerlich zur Katastrophe fuehren." R.M.Pirsig, Prof. und Author

"Was ist das Ziel des Ruhmes? Anzufuellen den kleineren Teil unsicherer Chronikseiten zu eines Berges Haupt, das Nebel huellen, hinan zu klimmen; hierum, predgen, streiten und schreiben sie und morden."

"Don Juan", Lord Byron, 1819

geschrieben am 17.9. in Moshi


 


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