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Reisetagebuch

8/16/2005   Zimbabwe / Harare

Reiches, armes Zimbabwe

Ein Musteranschauungsland

(Harald) Geschichte besteht in Zim, wie ueberall, ueberwiegend aus Kriegen und Gewalt. Den Menschen ging es stets gut, wenn "Geschichte" gerade nicht gemacht wurde, nicht stattfand.

Es gab wahrscheinlich nirgends auf der Welt einen Ort, an dem nur annaehernd soviel Gold abgebaut wurde, wie in Zimbabwe, nicht in Californien, Alaska, oder Suedamerika. Es war der Goldhandel, der die Entwicklung einer in Afrika seltenen Kultur der Karanga, einem Vorvolk der Shonas, foerderte, die schon vor 1000 Jahren Siedlungen, Staedte und Palaeste aus Stein errichtete und die ca. 500 Jahre lang bluehte. Araber und Portugiesen waren am Gold, aber auch an Edelsteinen, Elfenbein und Sklaven interessiert und die karangischen Koenige fingen und verkauften ihre afrikanischen Feinde. Bis heute ist das Wort fuer "Sklave" und "Schwarzer/Afrikaner" im Arabischen das gleiche.

Vor allem aus dem Europa naeheren Westafrika (z.B. Senegal), sowie dem Kongobecken und Angola wurden bis 1867 etwa 10.000.000 Afrikaner als Sklaven vor allem nach Amerika verschleppt. Wieviele zudem, vordem, den Arabern zum Opfer fielen, wird man nie wissen. Sklaven in jedem Sinn des Wortes gibt es zu Zehntausenden heute noch, vor allem in arabischen und afrikanischen Staaten. Aber auch in Europa werden im Jahr 2005 junge Frauen als Sex-Sklaven zu tausenden gegen ihren Willen festgehalten, auch in Deutschland. Die Schlepper und Luden sind keine armen Leute, ihnen sind Geld und die Moeglichkeit es auszugeben, sehr wichtig. Hohe Gefaengnisstrafen und konsequente Verfolgung wuerden das Problem weitgehend loesen.

Vom Glanz der karangischen Hochkultur ist heute nicht viel geblieben- nur Ruinen in jeder Hinsicht. Zimbabwe hat den Weg der Versoehnung nicht gefunden. Wirtschaftlich ist Zim am Ende, am Rande einer Katastrophe. Ein Drittel der bevoelkerung hat das Land verlassen, ein verbliebenes Drittel haengt am Nahrungstropf von UNO u.a. Hilfsorganisatoren, die Inflation sprengt alle Rekorde. Es gibt m.W. keine von Weissen gegruendete Versoehnungsinitiative, die versuchen wuerde, die eigenen Fehler aufzuarbeiten, ihren tiefverwurzelten Rassismus zu ueberwinden. Wuesste ich, dass mein direkter Nachbar mich als nichtmenschlich, als minderwertiges, haessliches Wesen verachtet, hasst und behandelt, ich waere wohl kaum in der Lage, mich hoeflich und korrekt zu verhalten. Wir Deutschen haben eine Reaktion auf unseren eigenen Rassismus durch die russischen Soldaten und die Behandlung unserer Gefangenen in Russland erfahren muessen. Wir ringen bis heute um Glaubwuerdigkeit, was unser Verhaeltnis zu den Juden betrifft.

Ob der Aussoehnungsweg Mandelas in S.A. wirklich funktioniert, muss aber angezweifelt werden. Die Gewalt gegen Weisse im Land, die unverarbeitete, unverbrauchte Wut der Apartheidzeit macht sich in brutaler Kriminalitaet Luft, die jedes Jahr rd. 20.000 Menschen das Leben kostet und Johannesburg gefaehrlicher macht als Bogota, Washington und Los Angeles.

Waehrend nach 30 toten Weissen in Zimbabwe Reisewarnungen gegen das Land ausgesprochen werden, lassen die USA, Japan und die EU ihre Touristen nach S.A. reisen. wenn auch mit "Sicherheits-Empfehlungen". Angesichts der Tatsache, dass es in ganz Afrika keinen Staat gibt, in dem mehr Touristen bestohlen, beraubt, verletzt und getoetet werden als in S.A. ist das ein schlechter Witz. Fuer mich ist Zim ein Reiseland wie z.B. Tansania oder Swasiland, nicht mehr und nicht minder gefaehrlich. Es gab kein Land, in dem ich mich mehr bedroht gefuehlt habe, als in S.A., auch wenn mir das Steinewerfen in Aethiopien unvergessen bleiben wird.

Zim ist unglaublich reich! Das klingt wie Hohn, aber es ist wahr. Jeder Farmer sagt dir hier: "Bodenschaetze, Fruechte, Gemuese, Attraktionen- benenn es: Wir haben es!" Neben Mais werden Baumwolle, Sorghum (kleinkoerniges, trockenresistentes Getreide), Tabak, Sojabohnen, einer der besten Kaffeesorten Afrikas, Erdnuesse, Zucker und Tee angebaut.

Das Land ist wunderschoen, die Shona sind freundliche, friedfertige Menschen. Zim braucht jetzt Kontakt zur Aussenwelt, um die Stagnation zu ueberwinden. Es braucht Informationen, Hoffnungen, Ideen, Anregungen. Es braucht Besucher und kulturellen Austausch. Aber auch Verstaendnis und Zeit.

Es ist "Pay-Back-Time" (Rache als primitive Form der Gerechtigkeit) in Zim, aber die wird bald vergehen, dass Land wird sich wieder oeffnen nach dieser Isolationsphase. Und es wird alles brauchen und es wird viel zu geben haben.

Der verirrte Mugabe mag immer noch fleissig Kampfjets in China kaufen, um seinem Verfolgungswahn Genuege zu tun, aber er ist alt und das Land wartet ungeduldig auf einen Neuanfang, das ist zu spueren.

Das letzte Wort soll der nigerianische Nobelpreistraeger Wole Soyinka haben, der im Januar 1995 in Frankreich eine Rede hilet, in der er sagte: "Afrikas Traeume von Frieden und Wohlstand sind von der gierigen, korrupten und skrupellosen Herrschaft afrikanischer Diktatoren zerschlagen worden. Der Traum ist verflogen durch den Verrat und Betrug von Fuehrern mit ihrer Jagd nach Macht und Reichtum. Man waere schon mit dem bescheidensten Umweltschutz, Gesundheitsdienst, Erziehungswesen zufrieden und Ansaetzen zur Beseitigung der Armut. Aber leider werden selbst diese bescheidenen Ziele von einer machtversessenen und habgierigen Fuehrung durchkreuzt, die ihre selbstsuechtigen Ziele nur dadurch erreicht, indem sie den Rest von uns unterdrueckt."

geschrieben am 17.9. in Moshi


 


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