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Reisetagebuch

8/29/2005   Malawi / Kasungu

Sail on und Milchschokolade

Abfahrt aus Lilongwe

(Harald) Ich komme erst spaet in Lilongwe los, weil mir die Barmittel ausgehen. Die Besitzerin der Campinganlage ist eine Hollaenderin namens Marga. Sie spricht Deutsch und vertraut mir darin, dass ich die aufgelaufene Rechnung nach meiner Abreise von Deutschland aus begleichen lasse. In meiner Tasche sind gerade mal noch 35 USD.

Im Netcafe in der modernen Mall im Zentrum, legt die huebsche Mitarbeiterin, die mich hier tagelang bedient hat, nochmal "Sail on" von Lionel Richie auf und strahlt mich an. Noch eine Telefonnummer in meiner Tasche, noch eine kleine, unausgesprochene Hoffnung, die mit mir unsichtbar mitreist: "Ruf mich an, komm zurueck, bring mich nach Deutschland, heirate mich und mach mich zur Deutschen." Und dann, einmal im Besitz einer Mitgliedschaft im Paradiesclub, sucht man sich ein passenderes Pendant, juenger, afrikanisch. Die afrikanischen Frauen sind viel anpassungsfaehiger als die Maenner, die eher dazu neigen, ihre Dominanzvorstellungen in einer Beziehung mit einer Europaeerin durchzusetzen und dabei mit dem hiesigen Feminismus kollidieren.

Jetzt schenkt mir die Schoene Schokolade- wenn Frauen fuer dich kochen oder dir was zu essen schenken, weisst du, was die Uhr geschlagen hat. Makellose, schneeweisse Zaehne blitzen mich an, Augen verschleiern sich. Himmel, ich bin zuviel alleine!

Nochmal Essen im "Ali Baba". Ein Strassenhaendler hat mich reingelegt und mir beim Kauf blitzschnell einen teureren Stift gegen ein Billigmodell ausgetauscht. Ich habe ihm den richtigen Stift aus der Hand gerissen und jetzt gibt es Aerger. Seine Kollegen kommen ihm zur Hilfe, er laesst nicht locker, der iranische Wirt stellt sich auf meine Seite, sein Wachmann wird handgreiflich...Ich stoppe die Entwicklung und gebe den Stift zuueck, obwohl ich recht habe. Es geht mir nicht um den Wertunterschied von ein paar Cent, sondern darum, nicht dauernd als der Dumme dazustehen. Touristen als Trottel, die man ausweiden kann. Die cleveren Jungs machen in 90 % aller Faelle die Erfahrung, dass die Touristen Konflikte scheuen, weil es ihnen erstens das wenige Geld, um das es geht, nicht wert ist und sie zweitens lange Konflikte scheuen und die Betrueger sind Meister darin, die Sache in die Laenge zu ziehen, damit du- oder einer aus deiner Gruppe oder deine Partnerin- entnervt oder aus Zeitnot aufgibst. Kommt viel Volk zusammen, haben manche Reisende auch einfach Angst, denn die Lautstaerke und emotionale Beteiligung der Zuschauer ist fuer sie schwer einzuschaetzen. Heute bin ich der Streiterei allerdings nach 10 Minuten muede und gebe nach.

Als ich an der Busstation ein Foto machen will, kommt wieder die afrikanische Paranoia auf und mehrere Passanten werden fast handgreiflich, weil eines der Gebaeude im Hintergrund ein Regierungsgebaeude ist (die Post?). Die Anschlaege 1998 in Nairobi und Daressalam und weitere haben auch diesem Kontinent gezeigt, dass Terroristen ueberall sein koennen. Das ein blonder Europaeer, der sich mit einer grossen Kamera im Zentrum aufbaut, kein Spion von El Kaida ist und diese mit winzigen Digitalkameras unsichtbar filmen, sind Unterscheidungen, die hier keiner macht.

Mit einem Minubus gehts Richtung Norden, nach Mponela. Hier habe ich seinerzeit bei einer Familie uebernachtet. Unterwegs nutze ich kurze Pausen, um Fotos in der malawischen Provinz zu machen: Marktplaetze, Fahrradreparateure, Kinder, Maiskolbenroester.

Ein weiterer Minbus bringt mich nach Kasungu. Ich erinnere mich noch gut, hier habe ich uebernachtet auf meinem Hinweg. Diesmal waehle ich ein anderes Hotel, das "Dumisani Motel", gehe Essen. Die Nacht wird ruhig und die Muecken verschonen mich.

geschrieben am 3.11.


 


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