9/2/2005 Malawi / Nkhata Bay
Das Schmieroel Afrikas
Karibikgefuehle
(Harald) Ich laufe rd. 4 km raus aus Mzuzu, mache Fotos von den Holztransportern, Maennern auf chinesischen Fahrraedern, die 2 m hohe Stapel von Feuerholz aus den Tannenwaeldern holen, sauber geschlagen, gesaegt, sorgfaeltig verladen auf dem Gepaeckstaender, 100, 150 kg Holz. Auf dem Rueckweg halte ich den Daumen raus und ein LKW nimmt mich mit. An der Polizeischranke vor der Stadt steckt einer der jungen Trucker der blutjungen Polizistin Geld in die Hand. Sie nimmt das Geld mit einem freudigen Lachen und gibt auf Nachfrage dem Jungen auch noch ihre Handynummer. So laeuft das hier. Das ist derart systemimmanent, dass wenig Hoffnung besteht, dies in 20, 30 Jahren zu aendern. Korruption ist das Schmieroel Afrikas. Julie und ich fahren mit einem Minibus zum Malawisee hinab. Der liegt nur 50 km oestlich von Mzuzu, auf rd. 440 Meter NN. Also geht es runter, runter, runter. Es wird heisser und feuchter, die Aussicht grandios, ueber gruene Dschungel hinweg. Tote Schlangen auf den Strassen, Kinder die Chameleons anbieten, Meraa ueberall, die ostafrikanische Droge Nr.1, in Saecken, in Bananenblaetter gewickelt, als abgekaute Zweige auf den Wegen. Hier waechst einfach alles, jedes Obst und Gemuese. Ich sehe Guaven und honigmelonengrosse Papaya, Avokado; die Mangos sind noch nicht reif. In den Ohren knackt es. Dann der See, gross wie ein Meer, am Horizont verschwommen die tansanisch-mosambikanische Seite. Palmen, der schlurfende, hueftwiegende, schwere Gang der Relaxten am Markt. Hier leben die Tongas, eine der wesentlichen Ethnien Malawis. Fische werden angeboten und touristischer Tand, denn der See ist Malawis Hauptattraktion. Der See ist Malawi und Malawi ist der See, aehnlich symbiotisch wie Aegypten und der Nil. Wir werden nach Julies Buchung erwartet, ein kleines, schweres Motorboot bringt uns tuckernd zur anderen Seite der Bucht von Nkhata. Fantasievoll konstruierte Huetten, keine wie die andere, stehen im steilen Hang am Ufer zwischen gruenen Baeumen. In der zur Seeseite offenen Anlage sitzen Schlabberhosenmenschen, die Gattung der Indienreisenden in roten, gelben zerknautschten Baumwollhosen auf Hueftknochenhoehe, oft wie zwanghaft verdreckt, zerfleddert, Rastalocken, Jesuslatschen, Ohrringe und Ziegenbaertchen, der suesse Rauch von Joints in der Luft, dazu Heavy-Metall-Music oder Sitarklaenge. Raeucherstaebchen, Haengematten, Kerzenstummel, Billiard, Tarotkarten und Akrobatik mit Softbaellen. Meine Lehmrundhuette hat einen Futon, ein lochfreies Moskitonetz und ringsum Bambusrollos und ist allseits ab Huefthoehe ansonsten offen. Herrlich. Jetzt wird abgehaengt. Pur! 22 Grad um 22 Uhr. Ich lege die mitgebrachte CD von "Mafikisolo" auf und denke an Christina und Praetoria, geniesse suedafrikanischen "Amarulla"-Likoer und spaeter, nach einem ersten Bad im kristallklaren See (blaue Fische um deine Fuesse), ein Buffet, dass fuer Julie und mich sogar kostenlos ist. Wuerde man mir erzaehlen, ich sei in der Karibik, ich wuerde es glauben. geschrieben am 2.11.
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