9/16/2005 Tanzania / Moshi
Lushoto
In den Usambara-Bergen
(Harald) Erstes Tagesziel ist Lushoto, eine von Deutschen gegruendete Stadt in den Usambarabergen. Die damaligen Siedler wollten der Hitze, der Malaria und den Tsetsefliegen ausweichen. Also gingen sie ca. 1000 m hoeher, tief in die Berge. In Mombo bin ich binnen zweier Stunden, von dort geht es mit einem Dalla-Dalla in die Berge, steil hinauf ueber eine Teerstrasse. Ausblicke hinunter ueber die menschenarme, riesige Massaisteppe. Von hier aus kann man von Ost nach West 300 km durch den Busch fahren ohne auf eine Strasse zu stossen. Ein einziger Feldpfad durchzieht diese Wildnis, die etwa doppelt so gross wie NRW ist. Von Nord nach Sued erstreckt sich die Massaisteppe von Arusha bis Morogoro auf ueber 450 km. Im Westen liegt die Hauptstadt Dodoma und dahinter folgt dann erneut Wildnis, 650 km bis zum Lake Tanganyika keine Teerstrasse, ja bis zur Atlantikkueste bei Luanda keine. Afrika pur. Tanzania ist ein Land der schier endlosen Weiten. Wer- zumindest ausserhalb der Regenzeiten- noch geradeeben befahrbare Radstrecken will, sollte hier loslegen. Zweitagesreisen bis zum naechsten Polizisten garantieren Nervenkitzel. Ich bitte den Fahrer und die Passagiere zweimal anzuhalten und alles lacht ueber mein Erstaunen angesichts der atemberaubenden Berge und dunstigen Taeler unter uns. Wer koennte solche Schoenheit je vergessen? Weiter. Bergauf, bergauf schlaengelt sich die Strasse, schmal und wrackangereichert. Maisfelder, Tomaten, Gurken, Kartoffeln, Kassawa, Tabak, Kaffee, Baumwolle, alles waechst hier. Eine Strassengabelung, Wochenmarkt, bunt, laut. Bettler, Kinder, die mich anstarren. Ich esse rohe Kassawa (auch "Cassave", "Maniok", "Tapioka")- etwas, was man nicht oft tun sollte, denn roh enthaelt die Wurzelknolle giftige Blausaeure. Die Menschen hier essen sie aber viel und oft roh, ansonsten geroestet oder gekocht. Diese Strauchwurzel kommt, wie die Kartoffel und der Mais, aus Suedamerika. Wir erreichen Lushoto, das sagenumwobene. Nur noch wenige der deutschen Bauernhoefe sind zu finden. Solide Mauern, Ziegeldaecher, Verzierungen. Die architektonische Handschrift ist unverkennbar. Ein Einzeltaxi bringt mich noch hoeher hinauf, zu einem Aussichtspunkt, der einen Tagesaufenthalt wert gewesen waere. Ich bleibe 10 Minuten, das Taxi wartet. Die Fotos, die ich heute gemacht habe, stellen sich spaeter als unbrauchbar heraus. Geblieben ist die Erinnerung an eine Sicht, die fast bis zur Kueste reicht, ueber Berghaenge geht. Ein Farmer hat sich hier sein Haus hingebaut und damit eine der unglaublichsten Bauplaetze der Welt genutzt. Heute residiert hier ein Hotel. Am Aussichtspunkt sitzt ein Paerchen aus der Schweiz und geniesst die Stille und den Anblick von herzschmerzender Schoenheit. Wie gerne waere ich geblieben! Ach, Augenblick, verweile noch. Zurueck nach Lushoto, zurueck nach Mombo und weiter per Anhalter mit einem indischen Haendler. Der holt den Fernbus ein, signalisiert diesem "Halt" und auf freier Strecke stoppt der Bus fuer mich. Durch Same, vorbei an der weltberuehmten Mkomazi Game Reserve an der Grenze zu Kenya. Mkomazi ist die Schwester des Tsavo Parks. Bald geht die Sonne unter. Im Dunkel errreichen wir Moshi am Fusse des Kilimandscharos. Ich kenne mich noch etwas aus und finde schnell ein preiswertes Hotel im Zentrum der Stadt. geschrieben am 9.12.
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