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Reisetagebuch

10/13/2005   Aethiopien / Bahir Dahr

Floehlich...

und flohgemut

(Harald) Es ist, das gebe ich ja zu, nicht einfach in Afrika mit einem Rucksack zu reisen und es dabei zu geniessen. Es zu durchfahren, ist technisch gesehen, haelt man sich an das mittlerweile schon recht gut ausgebaute Teerstrassennetz, kein so grosses Abenteuer mehr wie vor 50 Jahren, als das Asphaltstrassennetz kleiner war, als das einer deutschen Grossstadt. Selbst heute ist es bescheiden und es soll in allen 53 Staaten Afrikas noch vor wenigen Jahren weniger Autos gegeben haben, als in NRW. In Aethiopien liegt die Zahl der Autos zw. 100.000-200.000.

Die Probleme- nennen wir sie Herausforderungen-, liegen in Distanzen, Orientierung, Sprachschwierigkeiten, sintflutartigen Niederschlaegen, Krankheiten, Hitze und Juckreiz.

Wie bitte?

Ja, Juckreiz! Ich meine, wer kann sich schon vernuenftig aufs Fahren konzentrieren, wenn er sich dauernd wie ein Strassenkoeter kratzen muss, oder es in den Socken krabbelt? Es soll ja schon Fahrer gegeben haben, die im Strassengraben landeten, weil es unertraeglich flohrierte.

Es ist auch recht laecherlich anzuschauen, wenn man vor einem Gespraechspartner steht und sich ununterbrochen Hueften und Beine kratzt, oder im Kampf gegen die Sockenbewohner kraeftig aufstampft. Das haelt gelenkig, ja, doch, aber elegant wirkt das nicht.

Es mag ein Trost sein, dass man nicht der einzige Betroffene ist. Es wohnt dem Kratzen eine voelkerverbindende Komponente inne, vereinigt im Leid, niemand bleibt aussen vor. Man teilt gerecht den eigenen Faunareichtum mit seinem Naechsten.

In Addis gastiert somit ganzjaehrig ein Zirkus, 7 Tage die Woche- sie wissen welcher.

Beim Einkaufen im Gedraenge des Flohmarktes bekommt der Begriff eine erweiterte Bedeutung. Fuer die Floehe traegt man hier seine Haut zu Markte.

Aethiopische Pfefferkoerner sind eine Plage. Es soll in diesem Land ein Geruecht kursieren, dass hier die Katzen die Menschen meiden, weil sie Angst vor den Floehen haben.

Aber ich sehe das auch positiv.

Was, bitte schoen, ist positiv an Floehen?

Es ist offensichtlich, dass man mit einer Flohbesatzung nie alleine ist. Man hat immer Gesellschaft und diese Mitreisenden moegen einen, sie haben einen foermlich zum Fressen gern.

Dir wird auch nie langweilig, du bist stets beschaeftigt und abgelenkt und kannst allen Stress durch sinnvolles Kartzen abarbeiten. Beim abendlichen Betrachten der Tagesergebnisse an deinem Abdomen und den Beinen wird dir dann eine heilsame Portion Fatalismus zuteil: Was kratzt mich das?

Und man uebt das Zaehlen: einhundertundzwoelf, einhundertunddreizehn- oder hatte ich den schon? Aeltere Stiche sind abgekratzt.

Maenner, die die Jagd lieben, kommen hier auf ihre Kosten. Und das ganz ohne Proteste der Tierschuetzer. Im Gegenteil; seit die Flohdichte auf den Tierfreunden "sprunghaft" zugenommen hat, soll es schon solche gegeben haben, die sogar an Jagdkursen teilgenommen haben: "Floehe toeten leicht gemacht." Fuer unbelehrbar Zaghafte gibt es das Buch: "Den Floehen fliehen."

Jedenfalls: ich bin kein Flohrian der Floehefreund. Aber den letzten ueberlebenden, kleinen, suessen Schwarzen in meinen Beinkleidern habe ich liebevoll Namen gegeben: Flohrida und Flohbert.

Man arrangiert sich.

geschrieben am 5.2. in Krefeld


 


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