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Reisetagebuch

10/24/2005   Aethiopien / Addis Abeba

So gut es geht

Sugar Daddy

(Harald) 22.10.2006

Vergeblich habe ich versucht, die Verwandten der Jungs in Addis ausfindig zu machen. Es gibt einen 25-jaehrigen Adoptivsohn des Vaters namens Alemayehu Addis ("Addis" heisst "neu") in der Hauptstadt, der angeblich Martial Arts Kuenstler sein soll. Aber fuer die Recherche habe ich genausowenig Zeit, wie fuer die Suche nach der Tante und der Grossmutter muetterlicherseits. Niemand meldet sich in Addis in einem zentralen Register an, sondern lediglich bei der Kbele-Verwaltung vor Ort. Weiss man nicht, bei welchem Kbele, ist die Suche sinnlos.

Die Jungs erzaehlen mir auch, dass bei der Beerdigung der Mutter drei Leute waren, die geweint haben, was bedeutet, dass es Verwandte gewesen sein muessten. Die Jungs kannten sie aber nicht. Letztlich bin ich mir auch nicht sicher, ob die Jungs mir nicht manches verheimlichen, weil sie sonst befuerchten, dass ich ihnen keine Hilfe zukommen lassen wuerde, wenn es noch Verwandte gibt.

Wir haben im "Raizel" eine gemeinsame Entscheidung getroffen. Es ist mir zwar gelungen, die Jungs sogar im laufenden Schuljahr in Akaki aufnehmen zu lassen, aber sie moechten lieber im "Grace for all"-Heim leben. Mit einem Minibus fahren sie in ein paar Tagen dann taeglich zur Schule, die ebenfalls unter Leitung der amerik. Adventisten steht. Frau Pearlman unterrichtet dort und sie werden auch dort im laufenden Schuljahr zugelassen. Endlich wieder in die Schule- nach ueber zwei Jahren! Die Jungs freuen sich.

Wir treffen uns mehrmals mit Francesco. Er verspricht, sich um die Jungs zu bemuehen, wenn ich wieder abgereist bin. Ich brauche einen zuverlaessigen Kontakt vor Ort.

Andi und Mogli fangen an, an mir zu zerren, da sie wissen, das ich bald abreise: mehr Taschengeld, schicke Kleidung, noch ein Paar Schuhe, nochmal ins Kino.

24.10.

Andy und Mogli schlafen jetzt bereits im Heim "Grace for all". Mit ihrem Zimmergenossen Firew verstehen sie sich gut. Der Junge ist mir sehr symphatisch und er ist es spaeter auch, der mir am haeufigsten mailt.

Wir fahren durch die Stadt. An der Churchill-Road eine Plakatwand, auf der die Regierung mit Comicbildern vor den "Sugar-Daddys" warnt, aelteren Maennern, die zu junge Maedchen verfuehren, in dem sie ihnen grosszuegige Unterstuetzung, manchmal sogar fuer deren Familie, versprechen. Ein System, dass ganz aehnlich z.B.auch in Japan etabliert ist.

In der Zeitung Anzeigen fuer Abtreibungen fuer 25 EUR. Und das Einnaehen eines kuenstlichen Hymens kostet auch nicht viel mehr.

Mein Netz aus Kontakten fuer die Jungs wird nicht dichter, denn ohne Geldfluss erlischt das Interesse, mir zu helfen, sehr schnell. In der Kuerze der Zeit bleibt die Schaffung eines neuen, funktionierenden Umfeldes fuer die Jungs lueckenhaft. Aber "das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" sagte ja schon Aristoteles. Ich sage mir, dass es so eben so gut ist, wie es ging.

geschrieben am 23.2. in Krefeld


 


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