12/22/2005 Italien / Caserta / Neapel / Rom
Eyerusalem und Bethelihem
Ein Kreis schliesst sich
(Harald) Eine Luecke blieb noch im Kreis zu schliessen. Ich lerne die Menschen kennen, die erfuellten, erfuellen, was ich mir fuer Eyerusalem und Bethelihem, die beiden Maedchen aus Bahir Dahr, erwuenscht habe: ein neues Zuhause, eine Heimat, Familie, elterliche Zuneigung und eine sorgenarme Perspektive in die Zukunft. Ich fliege ab Weeze, einem ehemaligen Stuetzpunkt der Briten, nach Rom-Ciampino. Hin- und Rueckflug kosten ganze 76 EUR, man fasst es nicht. Mit dem Bus in die Stadt, mit dem Zug ueber Neapel nach Caserta. Der Onkel der Maedchen holt mich ab. Giuliano ist Napolitaner und der Bruder der Adoptivmutter. Wir stehen seit ueber einem Jahr in Mailkontakt. Seine Frau Annette ist Deutsche. Bereits vertraute Personen erhalten Gesichter. Einen Tag spaeter treffen Eyerusalem und Bethelihem mit ihren Eltern, Maria und Corrado aus Malcontenta bei Venedig ein. Den Maedchen hat niemand gesagt, dass ich da sein wuerde und trotzdem ich den gleichen Pullover angezogen habe, den ich in Bahir Dahr und noch in Addis trug, schuetteln sie mir artig, aber abwesend die Hand. Erst die Aufklaerung laesst eine strahlende Eyerusalem in meine Arme fliegen. Die Maedchen sind groesser und runder geworden. Sie sprechen nach nur 15 Monaten fliessend Italienisch, selbst wenn sie alleine im Zimmer sind. Sie zaehlen zu den Besten in der Klasse und vor allem die mittlerweile 10-jaehrige Bethi weigert sich nahezu, ueberhaupt noch Amharisch zu sprechen. Erst als ich aethiopische Musik auflege, blitzt ein wenig freudige Erinnerung auf. Wir verbringen Weihnachten zusammen, durchstreifen Neapel. Maria erzaehlt, dass sie die Geburtstage der beiden Maedchen einheitlich auf den 19.1. festgelegt haetten, auf den Tag, an dem sie in Addis ins Heim kamen, da sie selbst nicht wissen, wann sie geboren wurden und sie keinerlei Papiere dabei hatten. Die Gewoehnung an das Leben in Italien, an so gaenzlich andere Menschen, an Kultur, Sprache etc. verlief nicht problemlos und Corrado und Maria sind erleichtert, dass das Groebste ueberstanden scheint. Weihnachten verschenkt man in Italien viele Suessigkeiten- ueberhaupt scheint Neapel die Schokoladen- und Kuchenhochburg des Landes zu sein. Am 27.12. heisst es Abschied nehmen von der Familie. Man sieht sich in Venedig wieder. Ich selbst bleibe noch zwei Wochen in Neapel und Rom, schaue mir mit Christina, die aus Hamburg eingeflogen ist, noch Pompeji, Herculaneum, das Forum Romanum und all die vielen Sehenswuerdigkeiten Roms an. Die Stadt ist nach Jerusalem mein Favorit, am dritten Tag habe ich mich in sie verliebt. Ich bin am Ende des bunten Regenbogens meiner Reise angelangt. Wie mir Deutschland erscheint, nach ueber drei Jahren Distanz, werde ich in einem letzten Eintrag, als Epilog, beschreiben. geschrieben am 7.3. in Krefeld
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