9/22/2002 Bulgarien / Pazardjik
Maria und Ivan
Eine Einladung in die Berge
(Harald und Renata) Als wir aus dem Netcafe zurueckkommen, erwartet uns eine Ueberraschung. Unsere Gastgeber Maria (22) und Ivan (29), laden uns ein, mit ihnen das Wochenende in deren Haus in den Bergen zu verbringen. Das ist fuer uns zu schoen, um wahr zu sein! Natuerlich nehmen wir an- wir Vier haben uns auf Anhieb so gut verstanden, dass wir voller Vorfreude sind. Abends gehen wir mit den Freunden zusammen Essen und die Maenner anschliessend ins Kino. Vor dem Kino tanzen ca. ein Dutzend Jungs Breakdance. Am naechsten Tag bummelt Renata durch das Staedtchen und ich versuche mit der neuen Floppy Bilder zu transferieren. Dank Ivo, dem Mitarbeiter des Netcafes, gelingt das schliesslich auch. Heureka! Hurra ! Hier sitzt die halbe Stadt in den vielen Cafes auf der Strasse. Es gibt einen grossen Zentralplatz und viele Netcafes. Wir hoffen, dies bleibt im weiteren Verlauf der Reise auch so. Am Nachmittag fahren wir in die Berge. Durch eine enge, lange Schlucht geht es bergauf. Die Baeume in den Bergen faerben sich jetzt gelb und rot und Ivan erzaehlt, dass die Bulgaren dies "Gipsy Summer" nennen- den "Zigeunersommer". Tatsaechlich gibt es hier viele Zigeuner. Soweit wir das sehen koennen, leben sie in voelliger Armut. Als Mitarbeiter, z.B. in den Geschaeften, begegnen sie uns allerdings nie. Das Haus unserer neuen Freunde liegt an einem riesigen Stausee, umgeben von bewaldeten Bergen. Auf den Wiesen am Ufer weiden Pferde, die kein Zaun hindert. Es ist Vollmond, sternenklar. Still ist es hier oben. Das Mondlicht spiegelt sich im See, nur ein einzelner Hund bellt in der Ferne. Am Ufer liegen Ruderboote. Im Haus wird ein gusseiserner Ofen mit selbstgehacktem Holz befeuert und auf dem Grill liegen Spiesse. Mit Salat, Ziegenkaese und Brot lassen wir es uns schmecken und schlafen im kalten Gaestezimmer. Am Morgen scheint uns die Sonne ins Gesicht. Unsere Freunde fahren mit uns auf einen Berg in der Naehe, dem Zepina, dessen Gipfel ueber Jahrtausende bebaut war. Um die Eroberung durch die Tuerken Ende des 14. Jahrhunderts ranken sich Legenden. Bulgarien befreite sich erst zwischen 1876 und 1878 mit Hilfe der Russen von der tuerkischen Herrschaft. Die Einfluesse dieser Zeit zeigen sich auch fuer uns: Minarette in den Doerfern, Aehnlichkeiten in Sprache und Musik. Auf dem kleinen Gipfel haben wir einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge. Die Sonne scheint, im Gras und auf den grauen Granitmauern huschen Eidechsen umher und die Heuschrecken zirpen im warmen Gras. Oh Augenblick, so schoen, bleibe doch, verweile! Diesen Ort hat Gott am Sonntag geschaffen, faellt uns ein. Hierhin muessen wir irgendwann zurueckkommen. Wir besuchen das kleine Museum am Fusse des Berges und gehen spaeter am Seeufer fischen. Ich habe noch nie gefischt. Weil der See zu trocken liegt, um ein Boot zu Wasser zu lassen, koennen wir leider nur vom Ufer aus fischen. Aber die Burschen beissen sogleich an. Vier kleine Exemplare wandern in den Eimer und hernach auf den Grill. Es gibt indisches Essen und bulgarischen Wein. Wir reden und lachen bis nach Mitternacht. Wir bleiben bis morgen.
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