10/1/2002 Tuerkei / Istanbul
Europa- Istanbul
Wir sind da und ganz ueberwaeltigt von 30.000 Quadratmetern ueberdachtem Bazar
(Renata und Harald) Als wir von uns von unseren Gastgebern verabschieden, werden wir Zeuge einer Polizeirazzia. Hier wohl nichts Besonderes, aber wir vergessen glatt zu bezahlen, so dass wir spaeter zurueckfahren muessen. Dort ist man erstaunt, dass wir uns diese Muehe machen. Die Gendarmerie wird hier vom Militaer gebildet und tritt martialisch auf. Um Korruption zu verhindern, wird uns erzaehlt, habe die Regierung veranlasst, dass die Beamten alle drei Monate versetzt werden. Wir sitzen im Internetcafe gegenueber dem Hotel, als die mit Maschinenpistolen gewaffneten Gendarmen dort ihr vorlaeufiges Quartier aufschlagen und mit Vernehmungen beginnen. Auch wir werden kontrolliert und kurz befragt und sind froh, bald fahren zu koennen. Nach 20 km im Gegenwind sehen wir die ersten Hochhaussiedlungen und glauben uns am Ziel. Aber das geht noch 20 km so weiter. An endlosen Gewerbegebieten vorbei, ein Verkehr, wie wir noch keinen erlebt haben. Die Sonne geht unter, es geht staendig steil bergauf und bergab. Wieder Schieben. Die Fahrweise der Autofahrer ist haarstraeubend, mehrmals schreien wir die Fahrer an, weil wir um unser Leben fuerchten. Mitten auf der Schnellstrasse- eine andere gibt es nicht-, halten manche Fahrer mit Tempo 50 auf uns drauf, als ob sie uns ueberfahren wollten. Busse keilen uns von rechts und links ein, an den vielen Abfahrten warten wir stehend auf unsere Chance die Spur zu wechseln usw. Wenn wir das auch bei der Abfahrt aus Istanbul ueberleben, sind wir durch nichts mehr zu erschuettern. Renata hat Magenschmerzen vor Aufregung. Ein Verkehrspolizist gibt uns den Tipp, den Stadtteil Aksaray anzufahren, weil die Hotels dort billig seien. Im ersten Hotel soll das Zimmer 55 Dollar kosten- hier die einzig zitierte Waehrung. Wir fahren in echt dunkle Gassen, Marktstaende mit allen vorstellbaren Guetern, Autogedraenge, Hupen, aus den Lautsprechern der Moscheen quengelt es scheppernd, auf den Strassen Abfallhaufen. Die Haendler stehen auf der Strasse, raeumen zusammen. Das naechste Hotel ist belegt, aber ein Werber faengt uns ab und fuehrt uns in eine noch abgelegenere Gasse zum Hotel AY. Nach den ueblichen Verhandlungen beziehen wir Quartier. Renata will meist gleich zustimmen, waehrend ich versuche, mir den Spass am Feilschen nicht nehmen zu lassen. Wir sind auf der europaeischen Seite der Stadt, fast am Ufer der Marmara See, und am Goldenen Horn. Hier ist die Hagia Sofia- Moschee, die Blaue Moschee, der Kapalicarsi- der Grosse Bazar, der Topkapi-Palast u.v.m. Vom Ufer aus sehen wir die riesige Spannbruecke ueber den Bosporus, die Meerenge zwischen Europa und Asien. Sie musste so konstruiert werden, weil das Wasser bis 125 m tief ist. Abends wieder Koestlichkeiten. Wir essen zuviel, dass Auge ist groesser als der Magen. Kuchen wie gemalt, Pistazienkekse in mildem Honig, Eis mit Fruchtstuecken, Sandkuchen dick wie ein Buch. Wir muessen das noch probieren und dies noch kosten. Der Augenschmaus setzt sich anderentags im Grossen Bazar fort. Neben touristischem Tand werden auch herrliche Handarbeiten aus Holz, Metallen und Glas angeboten und Schmuck aus Gold, Silber und Edel- und Bernstein, Leder, Mode, Buecher usw. Im Aegyptischen Bazar die angebotenen Gewuerze in grossen Saecken: Safran, unser geliebtes Garam Masala, Currymischungen, Kurkuma, alle Pfeffersorten, Chilipulver. Daneben Saecke mit Walnuessen, Pistazien, Mandeln. Und suesse Leckereien zu Hauf: Konfekte, Geleepralinen in Puderzucker. Es duftet herrlich exotisch. Tief im Bazar gibt es Wurstwaren aus Lamm- und Rindfleisch, wie wir noch keine gegessen haben. Kaese aller Sorten, scharfe Salzgurken, zig Sorten Oliven in Faessern, gefuellte Weinblaetter- ich hoere mal auf- sonst wird das hier mehr ein Kochbuch. Alles wird mundgerecht geschnitten, abgepackt und eher ueberreicht, als in die Hand gedrueckt. Ueberall sieht man Teeverkaeufer mit runden, an drei Ketten haengenden Tabletts. Bezahlt wird stets an einer Extrakasse, an der meist ein alter Mann sitzt. Jeder hat hier eine kleine Aufgabe, seine Nische. Fuer mich als Geschaeftsmann viel zu viel Personal, aber uns kommt dass zu Gute. Nirgendwo spueren wir, bei allem hektischen Treiben, Aggression. Es ist laut, aber gutgelaunt. Wir hoeren hier im Netcafe gerade ein tuerkisches Lied von "Tarkan", in das sich Renata verliebt hat. Das wird unsere Hymne, schaetze ich. Morgen werden wir die groessten Moscheen der Welt sehen und Topkapi.
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