10/22/2002 Tuerkei / Fethiye
Im Paradies
Ein spontaner Entschluss verschafft uns Weile
(Harald und Renata) Am Morgen sitze ich frueh im Netcafe. Sebastian und Renata fruehstuecken derweil und dann muessen wir unsere Sieben Sachen packen und uns von einander verabschieden. Sebastian faehrt mit dem Bus weiter, weil ihn die Zeit draengt. Nach den schoenen Tagen miteinander faellt der Abschied schwer. Aber so ist das nun mal bei Reisenden... Wir koennen lediglich ein paar Kilometer fahren, dann geht es wieder endlos bergauf. Unterwegs ueberholt uns der Bus, in dem bequem Sebastian sitzt, waehrend wir schwitzen. Aber die Landschaft ist schoen, die Sonne brezelt. Auf den Hoehen belohnen uns weite Ausblicke ueber die Berge, auf das Meer. Strassenbauarbeiter klatschen uns Beifall, rufen "Hoahoahoa" um uns anzufeuern. Nach 60 km liegt Fethiye vor uns. Wir suchen im Abendlicht eine Unterkunft. Direkt an der Promenade steht ein schmuckes, kleines Haus mit Balkonen. Aber der Preis von 25 Millionen Lira ist fuer uns unerschwinglich (ca. 15 Euro). Wir handeln. Bei 20 mit Fruehstueck schlagen wir ein- in einem Touri-Ort ist das ein guter Kurs. Und ueberaschenderweise ueberlaesst uns der Wirt eines seiner besten Zimmer mit Blick auf die Bilderbuchbucht und Balkon. Am Abend gibt es am Hafen Fisch in einem Kailokal der oertlichen Fischerkooperative. Und todmuede sinken wir dann in frisch duftende Laken. Am Morgen wollen wir fahren. Aber der Wirt bietet uns Computerhilfe an, zeigt uns ein Buch ueber diesen Kuestenabschnitt. Was gibt es hier alles zu sehen. So wollen wir noch einen Tag bleiben. Nach all der Anstrengung, die notwendig war, um rechtzeitig in Antalya zu sein, haben wir uns hier in Fethiye dann letztlich umentschlossen. Wir haetten entweder durch die kalten und ueber die bis zu 1600 Meter hohen Paesse fahren (ca. 190 km in drei Tagen), oder die schoenere Route entlang der Kueste waehlen und 270 km fahren muessen. Und dieser Kuestenabschnitt hat es in sich, eine Sehenswuerdigkeit reiht sich an die naechste- viel zu schade, da einfach nur auf Zeit zu fahren. Das Wetter ist fantastisch. Stahlblauer Himmel, 28 Grad, eine Bucht zum Verlieben, mit weissen Segelschiffen en masse, die Berge ringsum, hellgruene Kiefernhaine, dazwischen lilafarbenes Heidekraut, Tulpen, Narzissen, pinkfarbene Usambaraveilchen, Bananenpflanzen, mannsdicke Gummibaeume an den Strassen, Kakteen, es zwitschert in den Kronen, die warme Luft duftet nach aetherischen Oelen. In den Berghaengen ueber der Stadt sind deutlich die ca. 1700 Jahre alten, lykischen Felsgraeber zu sehen. Aus der ansonsten grau-weissen Felsmasse leuchten sie rotbraun im Abendlicht, teils einfache Hoehlen, teils praechtige, tempelartige Fassaden mit glatten Saeulen und Fresken. Selbst in der Stadt finden wir bei genauem Hinsehen gut erhaltene Steinsarkopharge, die aber z.T. nicht ausgegraben und zugebaut wurden. Es ist, um den Hafen und die lange Promenade herum, eine Touristenstadt. Aber jetzt, ausserhalb der Hauptsaison, trotzdem angenehm. Wir radeln, mal ohne Gepaeck, rund um die Bucht. Das fuehrt zunaechst zu einem geradezu anfaengermaessigen Fahrstil, voellig verwackelt, weil vorne ungewohnterweise die Low-Rider-Taschen fehlen. Vor allem ich bin es gewohnt, staendig gegenzusteuern, weil ich ja vorne nur noch eine Tasche habe. Wir bleiben schliesslich drei Tage, geniessen das schoene Hotel, den freundlichen und gut Englisch sprechenden Hotelier der uns "Geheimtipps" gibt. Und beantworten die vielen Mails, die Ihr uns sendet. Das ist wie Weihnachten, jede Mail ein Geschenk und Freude. Am Hafen spricht ein Muenchner Renata wegen ihres Fahrrades an, weil er Raeder im Internet verkauft. Wir fachsimpeln etwas rum und als wir abends durch die Gassen streifen, auf der Suche nach dem billigsten Doenerstand, treffen wir Dieter und seine Frau Paula wieder. Gemeinsam sitzen wir unter Weinreben auf dicken Holzstuehlen, Doener kauend bestaerken Dieter und ich uns darin, es richtig gemacht zu haben, als wir beide den Einzelhandel aufgegeben haben, um uns nicht verbiegen zu muessen. Trotz unterschiedlicher Ware, haben wir ganz aehnliche Situationen erlebt. Wir verlassen als Letzte das Gartenlokal. Als wir am naechsten Tag, nach einer anstrengenden und schoenen Bergtour durch ein ausgetrocknetes Bachbett, oben am Berg eine Mitfahrgelegenheit suchen, sitzen in einem Mietwagen wieder Dieter und Paula! Aber nun ist es ein endgueltiger Abschied, denn morgen geht es per Bus nach Antalya. Zur Information : www.fethiyelife.com
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