11/25/2002 Tuerkei / Anamur
Im Hexenhaeuschen
Ende im Gelaende
(Harald und Renata) Wir packen zusammen und schieben die Raeder zur Strasse, aber der Hund lahmt deutlich. Renata meint, der Hund sei faul und schauspielere, aber ich glaube nicht, dass ein Strassenkoeter so neurotisch ist. Als wir uns die Pfoten ansehen, knurrt der Hund und schnappt. Nicht boese und ernsthaft- er kennt uns nicht, hat Schmerzen und ist derartiges Verhalten von Menschen nicht gewohnt. An Weiterfahren ist unter diesen Umstaenden nicht zu denken. Der Strassenbelag ist hier, eingedenk der ungeheuren Belastungen durch die voellig ueberladenen LKW und Spitzentemperaturen am Boden von ueber 60 Grad, sehr hart. Scharfkantige Steine ragen aus dem Asphalt- echte Reifen- und Pfotenkiller. Die „Laufpolster“, also die Pfotenballen, sind geprellt und wir muessen abwarten, wie es morgen aussieht. Der Wirt von der anderen Strassenseite bietet uns seine winzigen "Camping"-Holzhaeuschen zur Uebernachtung an. Das kostet zwar etwas, aber wir sind windgeschuetzt, schlafen in weichen Betten und koennen Waesche waschen, was dringend erforderlich ist. Also schlagen wir ein und genehmigen uns erstmal ein Fruehstueck. Der einzige andere Gast ist Thomas, ein Schweizer aus Basel, der hier schon oefter war und fuer Monate mit Bus und Bahn unterwegs ist und Frau und Kinder in der Schweiz hat. Er ist schlichtweg gerne unterwegs, fotografiert und besichtigt jedoch fast nichts. Er kennt Syrien ganz gut und so haben wir Themen bis zum Mittag, dann gehen wir im Meer baden. Was ist zu tun? Wir wollen weiter! Der Hund wird sich zwar im Laufe von Wochen eine dickere Sohle zulegen, aber bis dahin? Wir brauchen eine Karre und/oder der Hund Schuhe, vielleicht eine Art Mokassins. Wir haben Reste vom Fleischer organisiert, kostenlos, weil hier niemand so etwas fuer Haustiere abholt. Der Hund zerbeisst die Knochen restlos und schlaeft fast den ganzen Tag unter dem Haueschen, waehrend wir relaxen. Mir macht vor allem die Aufgabe des Zeitplanes zu schaffen- aber wer weiss, wozu das gut ist? Vielleicht sollten wir sowieso langsamer reisen. Ist es wirklich so wichtig, Weihnachten in Israel zu sein, frage ich mich? Aber auch, ob meine Gelenke und Sehnen die Zusatzbelastung einer Karre incl. Hund, also ca. 30-40 kg Mehrgewicht, mitmachen. Bergauf kann der Hund selber laufen, bergab problemlos mitfahren, indem er einfach aufspringt- das muesste er lernen. Aber auf langen, ebenen Strecken, ggf. bei Gegenwind, wird es schwierig. Von 120-km-Etappen koennen wir uns da getrost verabschieden. Andererseits schafft es das Tier problemlos 40 km pro Tag selbst zu laufen, auf sandigen Pisten und glattem Belag vielleicht sogar mehr. Und ich koennte sicher den Anhaenger 20, 30 km weit ziehen. Das wuerde reichen um voran zu kommen. Ich habe "A" gesagt, jetzt ist "B" dran. Wir schaffen das schon! Als wir mit Thomas und dem Wirt wieder zusammen sitzen, fragen wir, was "Schoene Schwarze" auf Tuerkisch heisst. "Karabasch"- und so heisst die Huendin nun. Spaeter erweist sich dieser Name als ein Hit fuer die Tuerkei. Auch der Wirt schaetzt uebrigens ihr Alter auf 6-12 Monate. Zur Nacht will Karabasch nicht freiwillig ins Haus. Also trage ich sie hinein und sie kauert sich gleich in "ihre" Ecke neben der Tuere, gekennzeichnet durch ihr Handtuch und schlaeft. Und schnarcht! Mitten in der Nacht reisst jemand wuchtig die Tuere auf. Bis wir bemerken, dass dies nicht der jeweils Andere war, ist der Mann mit Feuerzeug mit einem "Pardon" bereits wieder verschwunden. Ich springe auf, aber der Fremde ist in der Nacht wie vom Erdboden verschluckt und unsere Huendin hat nicht mal geknurrt. Ein schoener Wachhund ist das! Ausserdem sind am Morgen meine Turnschuhe vom Rueden des Wirtes zerbissen- Rache vielleicht dafuer, dass er wg. Karabasch angekettet wurde koennte man meinen.
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