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Reisetagebuch

11/30/2002   Tuerkei / Anamur

Ende im Gelaende

Ein Tiefpunkt: Uns Dreien gehts nicht gut- wir kommen nicht weiter

(Harald und Renata) Am fruehen Morgen bin ich mit dem Hund am steinigen Strand und beobachte, dass der Hund zoegerlich auftritt. Ich ahne Schlimmes.

Mangels Wassertiefe hocke ich mich zum Baden ins flache Wasser und dann tollen wir beide im Sand herum. Der Hund ist das Raufen mit Menschen nicht gewohnt und wenn er zubeisst, zwackt das zu stark. Im Laufe der Zeit wird er das lernen.

Mir faellt auf, dass ich an tuerkischen Straenden keine Muscheln, Seesterne oder Seeigel finde. Im Vergleich zur Nordsee scheint das Meer artenaermer zu sein.

Im schnell waermenden Sonnenlicht fruehstuecken wir auf der Treppe und als wir aufladen, reichen T-Shirts als Kleidung.

Bereits oben an der Strasse sehen wir, dass der Hund kaum laufen kann. Ein Blick auf seine Pfoten, vor allem die vorderen, zeigt einen Abrieb der aeusseren Hautschicht. Wir haben die Steine in den Schuhen zu spaet entfernt!

Wir versuchen langsam zu fahren, schliesslich zu gehen. Aber das Tier leidet. So bauen wir aus der neuen Decke auf meinen hinteren Gepaecktaschen eine Ebene und setzen den Hund darauf, was es folgsam geschehen laesst. Renata uebernimmt die grosse Zelttasche zusaetzlich. Die ersten Meter schiebe ich dann das Rad, aber als ich schliesslich losfahre, faellt der Hund auf der glatten Decke bald herunter.

Dann nehme ich eine Planke vom Wegesrand und einen Ast zur Vergroesserung und Stabilisierung und das Ergebnis ist das gleiche: der Hund stuerzt. Gott-sei-Dank hat er sich nicht verletzt.

Das wars, wir stecken fest. Was nun?

Wir sitzen am Strassenrand und gehen alles erneut durch. Alle Aspekte zum Thema "Hund" werden nochmals durchgesprochen. Uns beiden geht es nicht so gut: Kopfschmerzen, Magenprobleme, da wir wohl wieder einen Bazillus adaptieren.

Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt. Ich wusste, dass es so kommen wuerde und jetzt muss sich erweisen, aus welchem Holz unsere Gemeinschaft geschnitzt ist. In solchen Situationen balle ich innerlich und manchmal aeusserlich die Faust und sage: jetzt erst recht!

Fazit: Eine Karre oder ein Anhaenger muss her! Am besten aus Deutschland eingeflogen, denn zumindest bis Haifa oder Jerusalem werden wir so etwas nicht kaufen koennen, vielleicht nicht mal dort. Am Projektkonzept, nur mit den Raedern zu fahren, wollen wir auf keinen Fall ruetteln.

Wir rufen unseren Fahrradhaendler in Deutschland an und bestellen einen Anhaenger. Das "Wie" ist noch zu klaeren.

Ueber Handy rufen wir Ali an, damit er uns abholt und zurueck nach Anamur bringt. Aber wir erreichen nur Kadir, seinen Sohn und der versteht nur "Karabasch" und "Problem" und Ali ist nicht zu Hause.

Wir erinnern uns an das guenstige Uebernachtungsangebot in Anamur- dort koennten wir ein paar Tage bleiben.

Also halten wir einen der Minibusse an, verladen unser Hab und Gut und die Raeder zwischen die Sitzreihen. Den Hund wollen der Busfahrer und der Kassierer doch tatsaechlich wie ein Gepaeckstueck in den winzigen, dunklen Kofferraum im Heck des Busses verladen! Wir sind zunaechst sprachlos. Wie bitte? Das kommt nicht in die Tuete! Ich diskutiere erst gar nicht und nehme den Hund auf den Arm und schwups! sitzen wir im Bus und fahren nach Anamur. Das duerfte das erste Mal sein, dass seit Inbetriebnahme diese Vehikels ein Hund im Fahrgastraum ist.

Dort will man 10 Millionen Lira fuer die Fahrt haben, dass etwa Drei- bis Vierfache des angemessenen Preises. In der jetzigen Stimmungslage ist mit mir nicht gut Kirschen essen. Ich bin derart veraergert, dass man mir gleich einen Besaenftigungsbetrag anbietet. Renata lenkt ein und ich druecke dem Halsabschneider fuenf Mill. in die Hand- soll er bleiben wo der Pfeffer waechst. Diese Gier bin ich manchmal so leid...

Im Zentrum beziehen wir Quartier in einem Hotel, der Hotelier ist zwar wegen des Hundes irritiert, bietet uns jedoch Zeitungspapier an, weil er annimmt, der Hund verrichte sein Geschaeft im Badezimmer! Ich muss Karabasch wieder ins Haus tragen, weil sie Angst hat.

Spaeter steht ploetzlich Ali in der Lobby. Sein Baecker hat ihm erzaehlt, wir seien wieder in der Stadt, dann hat ihm zudem ein Busfahrer etwas gesteckt und da hat er den Hotelier angerufen. Karabasch hat er beim Herumstromern gleich aufgegabelt und sie sitzt in seinem Auto. Der Hotelier spricht gut Deutsch und uebersetzt fuer uns.

Wir fragen Ali, als letzten Kompromiss uns selbst gegenueber, ob er bereit sei, den Hund zu nehmen, weil wir denken, dass es das Tier mit den Kindern gut haette. Aber Ali sagt, man sei arm und deutet an, er wolle Geld dafuer haben. Das ist nicht Sinn der Sache und als wir sagen, dass wir nach der Reise den Hund auch abholen koennten, sagt er: vielleicht ist der Hund dann nicht mehr da, dafuer koenne er nicht garantieren. Fuer mich klingt das wie: Ich nehme das Geld, ob der Hund davon lange profitiert, versichere ich nicht, was letztlich heisst, dass er den Hund vor die Tuere setzen wuerde, sobald wir abgefahren waeren.

Wir verabreden uns mit ihm fuer den naechsten Tag.

Nebenan essen wir nur noch ein paar Pide, kleine, tuerkische Pizzen, dann schliessen wir hinter uns die Tuere, lassen die Welt draussen und schlafen.


 

 


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