12/2/2002 Tuerkei / Anamur
Die Holzkiste
Ein ehrlicher Schreiner und eckige Augen im Netcafe
(Harald und Renata) Das Zimmer ist unbeheizt und eiskalt. Da helfen nur drei Decken uebereinander, selbst der Hund akzeptiert eine. Das zugesagte heisse Wasser gibt es nicht. Am fruehen Morgen gehe ich mit dem Hund zum Strand, wo er wie von einer Tarantel gestochen umhertollt, hin- und herlaeuft, Loecher in den Sand scharrt und hinein schnueffelt, sich im Kreise dreht. Das ist ein gluecklicher Hund und mir geht das Herz auf, als ich das erkenne. Ich gehe im Mini-Market frisches Brot, Kaese und Marmelade kaufen. Wir wollen zukuenftig noch sparsamer sein und uns mehr selbst versorgen. Nach einem Fruehstueck auf der Terrasse in der Sonne, fahren wir mit den Raedern nach Anamur zu einem Schreiner. Wir lassen eine Transportkiste fuer Karabasch bauen, die bis Adana halten und auf meinem Gepaeckstaender und den hinteren Taschen stehen soll. Nach drei Stunden und vielen Experimenten ist die Kiste fertig, mit der wir baldmoeglichst weiter wollen. Der Mann verlangt nur 2 Euro fuer das Unikat- so was gibts auch noch! Der Steinmetz von nebenan hat die ganze Zeit fuer eine gute Verstaendigung gesorgt und jetzt wird er unruhig, weil er das Fastengebot einhaelt und es daemmert, was heisst, dass er jetzt essen darf. Wir werden von ihm zum Abendbrot eingeladen und im Kreise seiner Familie lassen wir uns mit tuerkischer Hausmannskost verwoehnen. Ich lasse mir zweimal Suppe nachschenken, so lecker ist das. Als der freundliche Mann im Beisein seiner dunkelhaarigen Frau und vor den Kindern davon schwaermt, dass er gerne eine blonde Frau haette, sind wir peinlich beruehrt. Eine der Schattenseiten von zuviel religioesem und kulturellem Die-Frau-sei-dem-Manne-untertan. Ich stelle mir vor, die Frau haette im Beisein ihres Mannes gesagt, sie haette gerne einen blonden Mann. Dann fahren wir wieder ins Netcafe und ich schreibe bis in die Nacht am Tagebuch, bevor wir mit den Raedern zurueck zur Burg fahren.
|