12/13/2002 Tuerkei / Iskenderun
Borlcha
Wir erreichen Adana-Airport "auf den letzten Druecker" und ich erlebe eine "Ralley-Monte-Karre"
(Harald und Renata) Mersin entlaesst uns im Sonnenschein. Eine moderne Stadt mit exklusiven Geschaeften und hellen Gehsteigen im Zentrum. Unser Weg fuehrt zunaechst durch eine Dattelpalmenallee stadtauswaerts Richtung Meer. Die Staemme ragen gut 15 Meter hoch. Karabasch bleibt immer besser bei den Raedern, nur die Kreuzungen machen ihr noch Probleme. Wir kommen gut voran, haben Rueckenwind und sind ausgeruht. Gegen Nachmittag erreichen wir Tarsus. Als wir kurz vor Adana eine Pause am Strassenrand einlegen, steht ploetzlich ein Radreisender neben Renata. Braungebrannt, baertig und offensichtlich durchtrainiert, in Sportkleidung, sein Fahrrad hat nur Klickpedale. Er heisst Borlcha (lautmalerisch geschrieben), kommt aus San Sebastian im Baskenland/ Spanien und ist seit dreieinhalb Monaten unterwegs, hat ueber 7000 km von Spanien bis hier zurueck gelegt und ist heute in Silifke gestartet, also ueber 150 km an einem Tag gefahren. Wir beschliessen spontan erstmal bis Adana zusammen zu fahren und so fahren wir als Vierergruppe am spaeten Nachmittag dort ein. Unser Weg fuehrt uns am Flughafen vorbei. Eigentlich wollten wir gleich eine Pension ansteuern und unser Begleiter sich einen Zeltplatz suchen. Aber es ist Freitag und spaet. Also fahren wir zum Flughafenrestaurant und Renata und Borlcha warten dort, waehrend Karabasch mich zum Cargo der Tuerkish Airlines begleitet. Dort ist aber fuer sie vor der Tuere erstmal Schluss, Hunde haben keinen Zutritt. Drinnen treffe ich sogleich meinen frueheren Gespraechspartner, den Chef des Cargos wieder. Der signalisiert Eile, weil man Feierabend machen werde. Mir wird ein junger Mitarbeiter zugeteilt, der Englisch spricht und mit mir nun im Laufschritt zunaechst zur Kasse eilt. Dort sind erstmal 45 Euro Steuer faellig, was mir den Atem verschlaegt. So viel Geld habe ich gar nicht mehr dabei. Also zahle ich mit Dollars. Dann gehts zum Zoll hinueber. Draussen liegt Karabasch zusammengerollt unter einem Ladetisch in der Kaelte. Beim Zoll heisst es erstmal: "Zu spaet- kommen sie Montag wieder." Ach du liebe Guete! Drei Tage Aufenthalt haben wir nicht geplant. Ich insistiere und dann gehts weiter im Laufschritt. Treppauf, treppab, von einem Buero zum naechsten. Ueberall wird Zeitung gelesen, Tee getrunken, geplauscht, aber es heisst: "Zu spaet- Montag!" Nein! Mein Zugeteilter versteht wohl meine Entschiedenheit und setzt sich ein und es folgt ein anderthalb Stunden langer Dauerlauf mit zig Stempeln, Unterschriften, Eintraegen in Kladden und am Ende sind wir wieder im Cargo und ich soll nochmals 30 Euro bezahlen! Wofuer!? Fuer die zweitaegige Lagerung! Man fasst es nicht. Jetzt bin ich echt sauer und sage schlichtweg: Nein! Wenn es nicht so ernst waere, haette das Ganze doch das Zeug zur Komoedie. Und das sieht wohl auch der Boss ein und sagt, ich haette das Paket eben vor zwei Tagen abgeholt. Na also, geht doch! In einem riesigen, eiskalten Hangar, mit sechs Mann Begleitung, die alle sehen wollen, was da so Wichtiges angekommen ist, nehme ich dann das Paket in Empfang. Viel zu gross und zu schwer ist es und ich rackere mich ab. Karabasch wartet draussen schon schwanzrestwackelnd auf mich. Im Restaurant sitzen Renata und Borlcha satt und muede im Warmen. An eine Montage des Haengers ist nicht mehr zu denken, weil das Restaurant schliesst. So hinterlegen wir das Paket mit Billigung des Personals im Lagerraum bis morgen und radeln in die Altstadt Adanas. Dort gibt es dann das billigste Hotel unserer Reise und wir schlafen zu dritt in einem Zimmer, haben eine elektrische Heizung und eine warme Dusche auf dem Flur. Auf den ersten Blick sah der abgebildete Haenger passend aus, mal sehen ob morgen alles montierbar ist.
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