12/16/2002 Tuerkei / Antakya
Toprakkale
Uns widerfaehrt beste, tuerkische Gastfreundschaft
(Harald und Renata) Die Nacht war eiskalt. Vor Kaelte bin ich aufgewacht und musste eine Kleidungsschicht zusaetzlich anziehen und den Kopf mit der Wollmuetze schuetzen. Karabasch grollte das Gespraech mit dem Wachhund mehrmals erneut auf- abgesehen davon haben wir gut und lange geschlafen. Um 18 Uhr glaubt man sich jetzt bereits in tiefer Nacht und morgens waermt die Sonne kaum noch. Der alte Waechter verabschiedet sich von mir per Handschlag, als ich mit dem Hund umherstreife. Wir muessen erneut gegen den Wind strampeln. Die Ebene wird schmaler, die Berge ruecken naeher. Aermliche Doerfer, Fussball spielende Kinder mit zu erwachsenen Gesichtern, neugierig "Hello, hello" rufend, Pferdefuhrwerke, alte Leute hacken Feuerholz. Dann Industriebauten, schliesslich rechts voraus eine Burg: Toprakkale! Die einen Huegel ueberspannende Burganlage gehoerte urspruenglich im 12. Jahrhundert zum Koenigreich von Kleinarmenien und wurde dann von Kreuzrittern und aegyptischen Mamelucken, schliesslich 1491 von den Osmanen erobert. Es wird hoechste Zeit einen Zeltplatz zu finden. Im Ort kaufen wir in einem der winzigen "Sueper Markets" ein. In der unseretwegen zusammengelaufenen Menschenmenge findet sich wieder ein Dolmetscher und ein anderer bietet seinen Hausrohbau zum Zelten an. Wir stehen schliesslich in einem Betonbau mit bereits eingesetzten Fenstern und funktionierendem WC und Waschbecken und schlagen unser Zelt auf. Borlcha bekommt noch eine dicke Decke und ein Kopfkissen- er will ohne Zelt schlafen. Dann werden wir zum Abendessen eingeladen. Unser Gastgeber und seine Frau leben in einer Art Garage, notduerftig abgedichtet, ein Vorhang trennt das Waschbecken und den Kochbereich ab. Teppiche liegen auf Holzpritschen, ein Gussofen gibt begehrte Waerme. Auf dem Boden werden Osmanenbrot, Tschai, Oliven und Joghurt angeboten, dazu Ruehrei und Salzgurken. Mittlerweile verstehen wir etwas Tuerkisch, so dass wir uns fast richtig unterhalten koennen. Ohne Grammatik, stichwortartig, mit pantomimischen Einlagen und Skizzen; jedenfalls kommt kein Schweigen auf. Die fuenf Kinder des Ehepaares sind in alle Winde verstreut. Es fehlt das Geld, um in den schoenen Neubau im ersten Stock einzuziehen. Zwei Maedchen aus dem Dorf haben Wind von unserer Herberge bekommen. Eine spricht gut Englisch und hat die Aufgabe, uns zu sich einzuladen. Aber wir sind muede und Karabasch ist verschwunden. Sie durfte wieder nicht mit ins Haus und hat daher das Weite gesucht. Die halbe Dorfjugend macht sich nun "Karabasch"-rufend auf die Suche und nach einer halben Stunde wird uns eine freudige, aber an einer rostigen Eisenkette angeleinte Kari angeschleppt, leider ohne ihr schoenes Halstuch! Ob das ein Dorfhund oder menschliche Haende entfernt haben, erfahren wir natuerlich nicht. Wir ziehen uns zurueck und haben eine warme und ruhige Nacht, in der Karabasch Borlcha die Unterdecke streitig macht und ihn schliesslich anknurrt, als dieser sich Platz verschaffen will. Und Borlcha erzaehlt von seinen Plaenen, ueber Iran nach Indien und schliesslich nach Neuseeland zu fahren "weil das auf der anderen Seite der Erde liegt".
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