12/19/2002 Tuerkei / Antakya
Tropfnass
Wir erreichen im Regen Antakya
(Harald und Renata) Wir brechen in aller Fruehe auf, weil die Fahrer sich aufwaermen wollen. Der hauseigene Fahrer ist aufdringlich und schaut uns dauernd hautnah zu. Als ich demonstrativ die Hose aufnehme, wendet er den Blick nicht ab. Vor allem Renata findet sein Interesse. Ich versuche ihm die Unhoeflichkeit seines Gaffens zu signalisieren. Aber er grinst nur freundlich und voellig naiv. Er stellt sich dumm oder versteht das tatsaechlich nicht. Kurze Zeit spaeter schenkt er uns Orangen. Wir kommen gut voran, denn es geht leicht bergab, es ist zudem fast windstill, wenn auch kalt. Kurz vor Antakya beginnt es zu regnen. Als wir im stroemenden Regen in die Innenstadt einfahren, sind wir nass bis auf die Knochen. Die Wollhandschuhe presse ich zwischendurch aus, aber die Schuhe schwimmen. Wir hangeln uns durch das oertliche Hotelangebot. Es faellt schwer, unter solchen Umstaenden keinen ueberhoehten Preis anzunehmen und stattdessen weiter zu suchen. Aber so finden wir ein passables Zimmer. Eines der Hotels ist derart schmutzig und heruntergekommen, dass ich zum ersten Mal eine Unterkunft ablehne, trotz guenstigstem Preis. Wir muessen aus den nassen Sachen heraus und alles trocknen lassen. In einer kleinen Doener-Bude tun wir anschliessend etwas fuers leibliche Wohl und auch hier muessen wir uns wieder mit Abzockversuchen auseinandersetzen. Hoffentlich hoert das in Syrien auf! Wir schreiben im Netcafe und dann ist es zu spaet, um unser wichtigstes Vorhaben umzusetzen: Karabasch impfen zu lassen. Und Waesche muss gewaschen werden. Also bleiben wir erstmal bis morgen. Die Zimmer werden erst ab 19 Uhr beheizt. Im warmen Foyer sitzt ein unverkennbarer Nicht-Tuerke, obwohl er fliessend tuerkisch spricht. Als ich ihm erzaehle, wie unser Hund oft behandelt wird, sagt er: "Ja, hier hat man nicht viel Liebe fuer die Tiere." Und damit weiss ich, dass dies ein guter Gespraechspartner ist. Als wir ihn einladen, mit uns einen Tee zu trinken und Gebaeck zu essen, stellt er sich als Rene aus Utrecht in den Niederlanden vor. Er ist Bibliothekar in Den Haag und kennt die Tuerkei gut, spricht auch Arabisch. So kommen wir ins Gespraech und tauschen unsere Erfahrungen und Eindruecke aus. Spaeter machen wir es uns in dem kleinen Zimmer so gemuetlich wie moeglich, zwischen den trocknenden Sachen auf allen Querstangen. Von Heizung ueber Schranktueren und Taschenkanten ist alles vollgehaengt.
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