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Reisetagebuch

1/3/2003   Syrien / Homs

Der General

Zu Gast in Nadihms Haus treffen wir einen General der syrischen Armee.

(Harald und Renata) Als wir morgens auschecken, muessen wir unsere letzten Dollars und Euros ausgeben, weil man gestern und heute, am Freitag, d.h. dem islamischen „Sonntag“, kein Geld bekommen kann. Irgendwie muessen wir also bis morgen ueber die Runden kommen.

Im Netcafe gibt man uns Kredit. Kari mag den engen Raum nicht mehr aushalten und streunt stundenlang in der Gegend umher. Wir sind da immer etwas beunruhigt in diesem Land der Hunde-Negisten.

Nadihm findet uns im Netcafe vor und wir fahren, er im Taxi, wir auf den Raedern, zum Haus seiner Familie. Auf dem Weg wollen wir die Disk an der Busstation abholen. Aber der Bus ist nicht gekommen, sondern wg. irgendwelcher Schwierigkeiten wieder umgekehrt. Wir sollen morgen wieder kommen.

Im Haus dreht sich alsbald das Gespraech wieder um Politik. Das macht mir Freude, aber hier muss man sehr darauf achten, was man sagt. Die Familie ist sunnitisch, d.h. moslemisch-konservativer als die Alawiten, deren Glaubensrichtung auch die Familie der regierenden Assads angehoert.

Nadihms Bruder sitzt in Uniform vor uns und lobt Hitler als grossen Mann. Ich versuche ihm unseren Besuch in Mauthausen nahe zu bringen und hoere, dass man nie Bilder des Holocaust gesehen hat. Der Bruder verlaesst den Raum und dann sagt Nadihm ploetzlich, sein Onkel werde kommen, der sei General. Uns beiden wird ploetzlich warm- hat der Bruder den Onkel angerufen, weil ich etwas Subversives gesagt habe? Wir sind uns solcher Aeusserungen nicht bewusst, aber wer weiss?

Der General erscheint in traditionellem, langen, schwarzen Mantelumhang und Mantelkleid. Er hat eine genauso selbstsichere und gelassene Aura wie sein Bruder und es wird lange nicht ueber Politik gesprochen, sondern ueber den Koran. Man wundert sich, dass wir Manches aus dem Koran kennen und beantwortet uns mit einfachen Worten unsere Fragen. Aber letztlich geht es dann doch um das altbekannte Welt-Zeit-Thema Nr. 1. Nach einer halben Stunde sagt der General, wenn ich bleiben wuerde, wuerden wir Freunde werden und er macht das Fingerzeichen fuer Verbundenheit: er reibt die beiden Zeigefinger mit den Aussenseiten aneinander- so eng sind wir mit unseren Auffassungen beieinander. Und damit ichs wirklich verstehe, hebt er den Daumen: Tammam- gut!

Er laedt uns fuer morgen zum Essen in sein Haus ein. Aber als wir klarmachen, dass wir den Hund mitbringen wollen, wird die Einladung nicht aufrechterhalten. Aber Kari haette ohne wenigstens einen von uns Nadihms Haus auf den Kopf gestellt. Und wer weiss, welche Fallstricke sich waehrend des Besuches noch ergeben haetten.

Erst nach ein Uhr schlafen wir in diesem Raum auf den Sitzpolstern, Kari an unseren Koepfen, den Oelofen zu den Fuessen, ein.

Geschrieben am 4.1.in Homs


 


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