1/4/2003 Syrien / Homs
Zu Gast bei Familie Ghanoom
Abdull- ein netter Helfer
(Harald und Renata) Am Morgen regnet es. Wir wollen ja nach Palmyra fahren, aber nicht im Regen. Heute ist der antike Ort in der westlichen Wueste Syriens eine Kleinstadt und heisst "Tadmur". Bis dahin sind es etwa 160 km, die wir mit dem Bus zuruecklegen wollen. Wir muessen Bargeld bei der Bank ziehen. Heute ist zwar Samstag, aber hier ist das ein ganz normaler Wochentag und die Banken haben bis 14 Uhr geoeffnet. Alle Banken, sowie die groessten Industrie- und Handelsunternehmen, sind in Syrien in staatlicher Hand. Im Foyer der Bank wundern wir uns, wo diese denn ist, weil das Erdgeschoss leer steht. Aber die Masse von treppauf eilenden Menschen gibt die Richtung vor. Wir werden sogleich von hilfswilligen Maennern angesprochen. Aus deren Gruppe schaelt sich schnell ein freundlicher Mann in schwarzer Lederjacke heraus, ca. 40 Jahre alt und stellt sich als Abdull vor. Er begleitet uns in die Bank, aber hier gibt es gegen unsere Visa-Card kein Geld. Wir eilen durch den Regen zur naechsten Bank. Unterwegs erweist sich Abdull als bekannt mit jedermann. Staendig wird er gegruesst. Auch der Filialleiter begruesst unseren Fuehrer per Handschlag. Aber diese Bank kann uns auch nicht helfen, man bedauert, aber... Nur in Damaskus gaebe es Bankautomaten und Geld gegen eine Kreditkarte, heisst es. Also muessen unsere wohlgehueteten Traveller-Schecks eingeloest werden. Das wird gegen eine erfreulich geringe Gebuehr erledigt und wir sind endlich wieder fluessig. Unser naechstes Problem ist die Verlaengerung der Visa, die binnen 14 Tagen faellig ist. Und heute ist der vorletzte Tag. Abdull laesst es sich nicht nehmen, uns zur Fremdenpolizei zu fuehren, die hierfuer zustaendig ist. Hier gibt es zwar ein paar Computer aus dem Zeitalter der Dinosaurier, aber ansonsten Papier- und Aktenberge, dass man sich wundert, wie da noch jemand durchblicken kann. Die Polizei traegt ganz aehnliche, olivfarbene Uniformen, wie die Soldaten. Auch alle Schulkinder tragen eine solch einheitliche Uniform und sehen so aus wie kleine Pfadfinder. Es beginnt ein Papierkrieg, ein Kursus in Buerokratie. Pro Person sind vier Passfotos noetig, zahlreiche, teure Fotokopien, Stempel und Unterschriften in verschiedenen Bueros. Fuer die Aktion haetten wir ohne Abdull einen halben Tag gebraucht. Ich kann fuer Renata, die unten mit Kari warten muss, mitunterschreiben(!). Jetzt haben wir bis zum 21.1. Aufenthaltsrecht. Abdull wollte uns schon die Kopien bezahlen und jetzt laedt er uns auch noch zum Kaffee ein. Er fuehrt uns zu seinem kleinen Herrenausstattergeschaeft in einem Einkaufszentrum. Kari muss vor der Tuere auf einem Stueck plattgetretenem Karton warten, waehrend wir drinnen einen der extrem starken, kleinen und suessen Mokkas geniessen. Anschliessend fuehrt uns Abdull zu einem Restaurant, laesst sich aber partout nicht einladen, sondern verabschiedet sich. Ueber drei Stunden hat er spontan fuer uns aufgewendet. Nadihm trifft uns dann im Netcafe und auf dem Heimweg fragen wir erneut in der Busstation nach der Floppy-Disk. Aber der beauftragte Fahrer sei nicht gefahren, sondern ein anderer. Mmmh... Morgen- may be. Abends sind wir bei Nadihms Schwester zu Besuch. Der Mann ist Schreiner und hat die Wohnung schoen eingerichtet. Wir sitzen in der Kueche auf dem Boden vor dem obligatorischen Oelofen, neugierig von den vier Kindern betrachtet, die aber vor allem von Kari aengstlich-fasziniert sind. Renata versteht sich praechtig mit der gleichaltrigen Frau und so faellt es uns schwer, die Einladung zur Uebernachtung auszuschlagen. Erst spaet gehen wir in unser neues Heim zurueck und schlafen, die Fuesse am Oelofen und Kari zu den Koepfen, wohlig ein. Geschrieben am 8.1. in Homs und am 16.1. in Damaskus
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