1/6/2003 Syrien / Homs
Ein Flop mit der Floppy
Besichtigung der Moschee und die Altstadttour / a lawyer searching for the law
(Harald und Renata) Seit Abreise haben wir unsere Schlafsaecke nicht gewaschen- dass ist jetzt dringend faellig. Als ich am Waschbecken stehe, um einige Kleidungsstuecke von Hand zu waschen, wollen mir Nuhr und die Schwaegerin doch partout die Sache aus der Hand nehmen, weil ich als Gast (oder als Mann?) unmoeglich selber waschen koenne. Aber das geht mir dann doch zu weit. Wir gehen anschliessend mit Nadihm in die City zum Netcafe. Unterwegs besorgen wir fuer den Hund Haehnchenknochen, die hier reichlich abfallen. Ansonsten geht Kari auch stets selber ihrer Lieblingsbeschaeftigung nach und schnueffelt sich durch die ueberall praesenten Abfalltueten und versorgt sich so selbst. Im dichten Verkehr stehen wir so manchen Schreckmoment durch, wenn unser Liebling mit angelegten Ohren diagonal ueber eine Kreuzung laeuft, als ob es keine Gefahr gaebe. Nadihm fuehrt uns durch die Altstadt. Die fast schwarzen Gassen, groesstenteils ueberdacht, haengen voller bunter Kleidung, in den Auslagen glaenzt Gold und Lack und ueberall gibt es Sonnenblumenkerne, Mandeln und Nuesse aller Sorten zu kaufen. Es ist laut und wir sehen so manche schwarz-verschleierte Frau. Die undurchsichtigen Gesichtsschleier treffen wir hier erstmals an. Dann fuehrt Nadihm uns zur aeltesten Moschee in Homs. Hier wird ein Sarg mit einem Heiligen Mann verehrt und Nadihm zeigt mir, wie man betet. Fuenfmal taeglich soll der Moslem Richtung Mekka, dem heiligsten Ort des Islam in Saudi Arabien, beten. Dann treffen wir Rayd und seine Kollegin in seinem Anwaltsbuero. Er ist zwar Rechtsanwalt, sagt aber, er sei ein "lawyer, searching for the law" - ein Anwalt, der nach dem Recht sucht. Meint, in Syrien gaebe es wohl eher ein theoretisches Recht, denn dessen reale Praktizierung. Rayd will deshalb bald nach Berlin ausreisen. Und sagt, er wolle versuchen, morgen mit uns nach Palmyra zu fahren. Auf dem Heimweg fragen wir in der Busstation wieder nach der Floppy. Und wieder ist sie nicht da, angeblich ist der Bus zu spaet und wir sollen spaeter nochmals anrufen. Als wir zu spaeter Stunde daheim sind, rufen wir wieder wegen der Floppy an. Und es heisst erneut: Fehlanzeige! Der Fahrer hatte keine Zeit die Sache am Netcafe abzuholen. Aber ohne Floppy koennen wir nicht weiterfahren. Im Fernsehen laeuft El Dschasiera (Al Jazira), der beruehmte Nachrichtensender aus Katar. In Israel wird immer noch gebombt und geschossen und im Irak sucht man immer noch, selbstverstaendlich vergebens (wer hat eigentlich etwas anderes geglaubt?), nach Massenvernichtungswaffen. Hier versteht niemand, wie man den Irak wegen deren Besitz angreifen will, wo doch Amerika selbst diese Waffen in viel groesserer Menge produziert und lagert, genauso wie viele andere Staaten. Versoehnlicher wird das Fernsehprogramm, als man arabische Musikclips zeigt. So mancher aegyptische und syrische Sangesstar versucht mit europaeischen Anklaengen auch auf dem Weltmarkt Fuss zu fassen, Motto: "Do you love me, do you, do you, do you...?“ Morgen wollen wir eine kleine Besichtigungstour mit Nadihm machen. Geschrieben am 18.1. in Damaskus
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