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Reisetagebuch

1/7/2003   Syrien / Homs - Palmyra

Die Oase Tadmur

Wir besuchen Palmyra, eine der schoensten antiken Staetten der Welt

(Harald und Renata) Wie vorhergesagt scheint am Morgen die Sonne. Also auf nach Palmyra.

Mit dem Taxi fahren wir mit Nadihm zum Busbahnhof, Rayd habe keine Zeit. Hier stehen die meist weissen und grauen Microbusse fuer bis zu 10 Personen und die bunten, "Hopp-Hopp" genannten Fernbusse fuer etwa 20 Personen dicht an dicht. Diese z.T. voellig verdreckten, kastenfoermigen Gefaehrte sind mit zahlreichen bunten Laempchen geschmueckt und hinten steht "Happy Travel" oder "Happy Journey" u.ae. drauf. Das funktionierende Chaos wird ergaenzt durch zahllose, gelbe, hupende Taxis, herumeilende Fahrer und Reisende, Dieselwolken und Motorenlaerm. Schuhputzer bieten ihre Dienste an, fliegende Haendler teilen mit ihren Handkarren die stroemenden Massen. Sie bieten Tee, Kaffee und Suessgebaeck an.

Wir sehen einen Mischmasch westlicher und traditioneller Kleidung, Krawatten und koerperbetonter Kleidung genauso, wie rot-weisse Kopftuecher, die die Maenner in fantasievoller Weise ganz individuell auf ihren Koepfen drapieren, mal mit schwarzem Ring, mal ohne. Und Wollschals werden einfach um Kopf und Hals geschlagen- mancher Charakterkopf versinkt foermlich in einem Stoffberg. Es gibt die knoechellangen Hemdenkleider, die Gallabias der Maenner und die schwarzen Umhaenge der Frauen, die zum Verbergen der Augen, trotz schlechten Tageslichtes und auch in Inneraeumen Sonnenbrillen tragen.

Animierer bieten laut schreiend Zielorte feil: "Damasch, Damasch" toent es da fuer Damaskus, und "Hallep, Hallep" fuer Allepo.

Die Fahrt nach Palmyra dauert fast drei Stunden. Nach und nach wandelt sich die mit kleinen Kiefern bestandene Huegellandschaft in eine flache, steinige und kahle Wueste- die erste, die wir je gesehen haben. Wir sehen Beduinenzelte und Lehmhaeuser und in der Ferne rechts und links der Strecke beige-rote, auf den Gipfeln schneebedeckte Berge. Es sind alte Gebirge, deren schraege Haenge aus abgebroeckeltem Gestein bestehen.

Und dann sehen wir auf einem Berg die Burg Qal-at Ibn Ma-an aus dem 16. Jahrhundert und in der Ebene die vielen Saeulen der antiken Staette. Wir sind hier nur ca. 130 km von der irakischen Grenze entfernt.

Zunaechst besichtigen wir das kleine Museum. Es gibt wieder mal zwei Preise: 15 Syrische Pfund/Lira fuer Einheimische und 150 fuer Touristen.

Drinnen werden auf einer Etage vor allem Grabbeigaben gezeigt, die man groesstenteils in den hiesigen Grabtuermen gefunden hat. Die antiken Palmyrer liessen sich in schlichten, quadratisch gemauerten Steintuermen bestatten. In Wandnischen lagen bis zu 200 Graeber und auch ganze Familiengruften, die z.T. herrlich ausgemalt wurden. Sie entstanden ab dem 1. Jh.v.C. und die Verschlussplatten der Nischen sind die Prachtstuecke des Museums. Sie zeigen die lebensechten Reliefs der Toten, mit individuellen Gesichtszuegen, Schmuck, Haartrachten und Kleidung. Farbreste zeigen, dass sie einstmals noch bemalt waren.

Kari sitzt als interessierter Museumsbesucher neben uns und schaut sich mit hochstehenden Ohren und schraeg geneigtem Kopf die Ausstellungsstuecke an. Ein Bild fuer die Goetter!

Als wir gar an leckeren Mumienteilen, wie Armen und Haenden vorbeigehen, leckt sie sich schnuppernd die Lefzen.

Draussen wartet die riesige Ruinenstaette auf uns. Zu ihrer Glanzzeit im 3.h. beherberte die Oase Palmyra ca. 200.000 Menschen- fuer damalige Verhaeltnisse so etwas wie ein Los Angeles heute.

Die Lage der Oase zwischen den Machtbereichen der Roemer am Mittelmeer und den Parthern in Asien sorgte fuer deren Reichtum. Die Roemer gaben der Stadt, als sie ihnen 15 n.C. tributpflichtig wurde, ihren Namen: "Stadt der Palmen".

Untrennbar mit diesem Ort ist der Name der Herrscherin „Zenobia" verbunden. Zur Bluetezeit der palmyrischen Macht liess vermutlich sie ihren Mann Odainat, den Koenig und Herrscher Palmyras, ermorden und versuchte dann ein Grossreich aufzubauen. Aber wie gewonnen, so zerronnen. Der roemische Kaiser Marcus Aurelian (Marc Aurel) unterwarf das Reich Zenobias, der syrischen Kleopatra, das sich kurzzeitig vom Nil bis nach Anatolien/Osttuerkei ausbreitete. Erst nach einer erneuten Rebellion der Palmyrer jedoch, wurde die Stadt 272 n.C. von den Roemern vollstaendig zerstoert- geschliffen- und in der Folge nie wieder aufgebaut.

Die Ruinen faszinieren aber auch nach ueber 1700 Jahren noch. Auf der kilometerlangen Kolonadenstrasse treffen wir ein australisches Ehepaar. Der Mann hat in Tuebingen studiert und ist ein witziger Plauderer, so dass wir die Zeit vergessen, die eh, angesichts der Groesse der Staette, zu knapp bemessen ist.

Glanzlicht der Anlage ist das kleine, gut erhaltene und zudem restaurierte Theater, indem im Sommer Musikveranstaltungen stattfinden- einfach wunderschoen anzuschauen. Im Schein der untergehenden Sonne schimmert der roetlich-warme Sandstein.

Im letzten Tageslicht lassen wir uns zur 2 km entfernten Festung fahren, deren Inneres jedoch bereits seit Stunden versperrt ist. Aber ein atemberaubender Ausblick auf die Ebene, die ganze Ausgrabungsstaette und die Grabtuerme, auf die Stadt Tadmur, die beiden Seen, die der Oase ihr Leben schenken, sowie ein rotgluehender Sonnenuntergang entschaedigen uns fuer entgangene Eindruecke. Es windet und wird kuehl und wir werden ganz still.

In der Daemmerung wandern wir als letzte Besucher bergabwaerts, bis uns der bestellte Hopp-Hopp aufnimmt und zu einem Restaurant faehrt, vor dem der Bus nach Homs abfaehrt. Hier in Tadmur erleben wir zum ersten Mal in Syrien, was wir aus der Tuerkei so gut kennen: eine touristische Atmosphaere, mit allen Auswuechsen, die das mit sich bringt.

Um 21.30 Uhr faehrt der Microbus zurueck. Ich schlafe im schaukelnden Bus ein.

Angekommen, sind wir alle voellig groggy- was fuer ein Tag!

Geschrieben am 18.1. in Damaskus


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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