1/15/2003 Syrien / Damaskus
Heimat der Verfolgten
Nadihm kommt uns besuchen und wir gehen in die Altstadt.
(Harald und Renata) Morgens ist der Strom ausgefallen. Der heftige Wind zieht durch alle Ritzen. Kari hat ein neues Spiel kreiert: Mangels Krallen nimmt sie Erdnuesse mit dem Maul auf und schleudert sie mit einer Kopfbewegung umher. Wir ueberschlagen beim Fruehstueck, wie viel Reisezeit wir bis zur Grenze veranschlagen sollen. Drei Tage scheinen ausreichend, was bedeutet, dass wir spaetestens am 18. Damaskus verlassen muessen, um mit Ablauf der Visa am 21. in Jordanien zu sein. In Jihads kleiner Bibliothek finden sich zahlreiche Klassiker von Hesse, Tolstoi und Tschechow, aber auch Hitlers "Mein Kampf". Heute sollen die Aussenaufnahmen gemacht werden. Aber unser Freund Jihad ist telefonisch nicht zu erreichen. Was nun? Es bleibt noch Zeit genug bis naechsten Dienstag, aber wir sind unsicher. In der City suchen wir ein anderes Netcafe. Es ist modern eingerichtet, aber auch hier dasselbe Problem: Homepagezugang ja, Teamseite nein. Aber Nadihm hat gemailt und ist demnach bereits in Damaskus und wartet auf unsere Nachricht. Wir rufen ihn an. Witzigerweise hat er die Mail in diesem Netcafe geschrieben. Binnen Kurzem kommt er und wir umarmen uns herzlich. Mein Bruederchen, der Schlawiner! Nadihm wohnt in Damaskus bei einem Onkel und hat auch Geschaeftliches zu erledigen. Wir handeln einen Taxifahrer von 200 auf 100 SP herunter und fahren in unsere Unterkunft und erst spaet faehrt er zu seinem Verwandten. Auf dem Fussweg nach oben kaufen wir in einem der kleinen Laedchen ein. Der Inhaber ist Tscherkesse, wie viele hier in Kudsaeia, diesem Vorort von Damaskus. Die Tscherkessen sind Sunniten, die im 18. Jahrhundert vom zaristischen Russland vertrieben wurden. Syrien, Heimat der Verfolgten! Geschrieben am 22.1. in Damaskus
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