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Reisetagebuch

1/24/2003   Syrien / Damaskus

Geldregen

Zwei Tage zwischen Netcafe und Nightclub

(Harald und Renata) Am Morgen sitzen wir gerade beim Fruehstueck, als Abu Jussif von zu Hause kommt. Er erzaehlt, er habe drei Kinder und waere mehrmals in Bottrop, bei Freunden gewesen. Er zeigt uns Bilder und kocht Kaffee, bevor er sich unter die mittlerweile zahlreichen Bauarbeiter auf dem Gelaende unten begibt.

Die Sonne scheint als wir ueber die Anlage schauen. Im Sommer ist das ein schoener Ort zur Familienerholung. Unten rauft Kari ununterbrochen mit dem Rueden namens Rambo. Auch dessen Schwanz ist abgeschnitten. Abu Jussif meint, damit er nicht brechen kann. Der Logik koennen wir nicht so ganz folgen.

Wir fahren in die Stadt und verbringen einen sonnenlosen, tastenklappernden Tag im Netcafe, nur unterbrochen von Karis Gassi-Gehen, fuer das es nur einen einzigen Ort gibt - einen Gruenstreifen, dessen Parkwaechter uns zudem dauernd verscheucht. Kari jagt jeder Katze nach und schaut sehnsuechtig zu den Voegeln auf. Ein seltsamer Hund, der sich fuer Voegel interessiert!

Als wir am Abend mit dem Taxi zurueckkehren, stuerzen sich Kari und Rambo gleich wieder aufeinander. Bei dem Baustellendreck ringsum sieht unsere schwarze Schoenheit heute schon mehr wie ein grauer Wischmopp aus. Wenn man sie beklopft, staubt es wie aus alten Polstermoebeln.

Abu fragt uns abends, ob wir in die Disko kommen: Nein, Danke, heute nicht.

Stattdessen geniessen wir es, deutsche Sender mittels Decoder ueber ASTRA sehen zu koennen. In den Nachrichten sehen wir immer noch UN-Kontrolleure durch den Irak fahren und Colin Powell mahnt zur Eile. Am Montag soll der Bericht der Kontrollkommission erscheinen. Experten sagen einen Krieg ca. Mitte Februar voraus. Und es werden wieder so viele Unschuldige sterben. Schon das Embargo hat die Bevoelkerung hart getroffen.

Trotz des Laerms eines auf und ab fahrenden Gueterzuges schlafen wir gut und ungestoert. Das haette ich vor der Reise nicht fuer moeglich gehalten.

(25.1.) Der naechste Tag, es sei mir die Kuerze der Wuerze erlaubt, verlaeuft wie der vorangegangene. Abends leisten wir Abu Gesellschaft, weil wir endlich richtig tanzen wollen. Darauf haben wir uns gefreut, aber die arabischen Klaenge sind Renatas Sache nicht. Ich bin da weniger waehlerisch, aber das angestrengte Posing aller Tanzenden laesst keine echte Feierstimmung aufkommen.

Spaeter, oben im Nightclub, tanze ich mit den beiden Edelelfen, die auch heute Abend wieder bis 2 Uhr an Abus Tisch sitzen, waehrend ihre Mobils ununterbrochen blau, stumm und verzweifelt blinken. Abu hat eben etwas, was die Jungs am anderen Ende nicht haben.

Der Mann lebt wie eine Selbstvernichtungsmaschine: Hustender Kettenraucher, uebergewichtig, allabendlich Mengen von Alkohol filternd, die Naechte durchmachend.

Nach dem ueblichen "Geldregen", der mir dann auf der Tanzflaeche selbst nicht erspart bleibt, ziehen wir uns alsbald zurueck.

Morgen fahren wir mit Herrn Jussif nach Saednaia, einem uralten Nonnenkonvent in der Naehe von Malula.

Geschrieben am 1.2. in Damaskus


 

 

 

 


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