1/27/2003 Syrien / Damaskus
Mad Max
Wir wechseln ins Hotel
(Harald und Renata) Morgens packen wir den Rest der Ausruestung zusammen, waehrend nebenan Abu Jussif und Nana noch schlafen. Renata schaut zuerst in den Nebenraum und lacht unterdrueckt auf. "Das musst du sehen", ermuntert sie mich. Abu liegt da und dreht uns den Ruecken zu und hinter ihm liegt ein schwarzer Pelzkringel in der Bettwaesche, aus dem zwei grosse Ohren lugen. Wir koennen uns des Gedankens nicht erwehren, dass Kari mit dieser Respektlosigkeit ihre Ansicht zu diesem Thema "darlegt". Mr. Jussif erwacht, als wir die Taschen vor die Tuere stellen. Wuerde der Mann Englisch sprechen, so koennte ich angemessene Worte finden, um unseren Unmut auszudruecken. Aber wir wissen ja nicht mal, wie die gesetzlichen Bestimmungen in Syrien lauten. Es ist hier fuer Frauen normal, mit 16 Jahren Kinder zu bekommen, wie wir ja selbst mehrmals erfahren haben. Eine Geschmacklosigkeit uns gegenueber bleibt es allemal. Nana schlaeft noch und wir trinken eine letzte Tasse Kaffee - ein kurzer Abschied. Die Reifen des Haengers sind wieder platt, aber bis in die City wird es schon gehen. Kari wird wegen des dichten Verkehrs in den Trailer zwangsverfrachtet. Auf der Strasse fuehlen wir uns erleichtert, dem zweifelhaften Ort entkommen zu sein. Die 10-km-Strecke zum Al-Marscha-Platz legen wir schnell zurueck, auch wenn es ein Abenteuer ist, durch den Damaszener Verkehr zu navigieren. So gelassen wie heute waeren wir zu Beginn der Reise, zumal mit Hund, dazu nicht in der Lage gewesen. Die guenstigen Hotels der Ein-Stern-Klasse liegen direkt im Zentrum. Kein Hotel hat Platz fuer die Raeder und den Haenger, weil es keinen Hof- oder Garagenplatz gibt und selbst die Rezeptionen oft im 1. OG liegen. Schliesslich mieten wir ein Dreibettzimmer fuer ein paar Dollar und tragen alles in den zweiten Stock. Die Raeder sind im Zimmer, der Haenger hochkant hinter einem Vorhang in der Lobby. Als erstes ordern wir neue Bettwaesche. Die Betten sind zwar offensichtlich gemacht, aber die sehr deutlich befleckten Bezuege nicht gewechselt, als wolle man abwarten, ob der naechste Gast das moniert. In der einzigen Steckdose des Zimmers stecken blanke Kabel, aus dem verstopften Siphon des Waschbeckens laeuft das Wasser auf die Fuesse und oben lenkt der Kran das Wasser spritzend auf die Ablage - so ist man von oben und unten gleichmaessig nass. Die Wolldecken spotten jeder Beschreibung, weshalb wir unsere Schlafsaecke verwenden. Der Blick aus dem Fenster in einen engen Lichthof zeigt eine Szene aus "Verfall und Untergang Roms" oder "Mad Max". Im Netcafe finden wir schlechte Nachrichten vor: Unser technischer Support soll schrumpfen. Die Telefonleitungen sind im Netcafe blockiert. Wir koennen somit weder Khaled noch die Fadlys anrufen. Mich quaelen Kopf- und Leibschmerzen, aber wir laufen trotzdem zu den Fadlys, die aber nicht zu Hause sind. Wir gehen frueh zu Bett, wobei sich herausstellt, dass die Betten so kurz sind, dass man zwischen den hohen Kopf- und Fussteilen nur mit angezogenen Beinen, oder diagonal schlafen kann. Das Zimmer liegt neben dem Flurbad/WC, so dass wir durch die duenne Wand alles genau mitbekommen. Trotzdem sind wir froh hier zu sein. Geschrieben am 2.2. in Damaskus
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