1/28/2003 Syrien / Damaskus
Ein Warnschuss
Eine Krankheit setzt sich durch
(Harald und Renata) Morgens geht es mir nicht sonderlich. Kopfschmerzen und Mattigkeit plagen mich. Die Heizung wird auch hier nur abends angemacht, was bedeutet, dass es erst in der Nacht warm wird. Kari hat unter dem Bett geschlafen. Das hat sie noch nie gemacht und wir mutmassen, dass sie sich verkriecht, weil sie Rambo vermisst. Unser energiegeladener Hund hat sich da voellig verausgaben koennen. Den Tag verbringen wir im Netcafe, u.a. mit dem Versuch, die Digitalbilder zu uebertragen. Wir wissen jetzt, dass es zum Verkleinern der Digitalbilder in eine uebertragbare Groesse Programme gibt, die das effizient auf einen Schlag koennen. Bisher haben wir, muehsam und meistens vergeblich, Foto um Foto einzeln verkleinert. Eines dieser Programme ist hier im Netcafe sogar vorhanden - nur kann es niemand installieren. Stattdessen sollen wir das machen. Trotz ISDN-Leitung setzen hier die Verbindungen staendig aus. Die Mitarbeiter beherrschen alle Tricks die Leitungen wieder aufzubauen, aber ich fange immer wieder von vorne an. Das Aufrufen einer einzigen Mail dauert dann schon mal 20 Minuten. Heute sitzen wir 10 Stunden hier, insgesamt habe ich seit Ankunft in Damaskus ca. 80 Stunden in Netcafes verbracht. Ich kaufe eine Telefonkarte und stehe im Regen auf dem Marscha-Platz vor der Telefonzelle Schlange, um Khaled zu erreichen, denn heute Abend soll ja endlich unser Interview gesendet werden. Aber Khaled ist wie immer nicht zu erreichen. Aber ich erreiche Frau Fadly, die gerade packt, weil sie morgen nach Mekka zur Hadsch fliegt. Herr Fadly ist nicht da, aber kaum das ich wieder vor dem Schirm sitze, steht er hinter uns. Der Mann ist ein Segen. Spaeter gehen wir zum Sender. Mich plagt Schuettelfrost, ich fuehle mich zum Hinlegen. Im Portiershaeuschen kann ich mich aufwaermen. Aber weder Khaled noch Jihad sind zu erreichen und hier kann man das eigene Programm wegen technischer Probleme nicht sehen. Wir rufen Herrn Fadly an, um unser Anliegen, ins Studio zu kommen, vorzutragen, aber das aendert auch nichts. So ziehen wir unverrichteter Dinge wieder ab. Jetzt habe ich Kraempfe, fuerchterliche Kopfschmerzen. Dann wird mir ploetzlich schwindelig und schlecht und ich sacke mitten auf der Strasse zusammen. Renata schleppt mich 10 Meter weiter in eine Hotellobby, wo ich etwas trinke und ausruhe. Ich gluehe vor Fieber! Ich bin selbst ueberrascht, dass es mir so schlecht geht. Wir retten uns ins Hotelzimmer, wo ich in voller Montur, mit Parka und Wollmuetze, unter Deckenbergen verschwinde. Jihad hat im Hotel angerufen, aber ich ueberlasse mich und alles andere Renata und schlafe. In der Nacht steigt das Fieber weiter. Geschrieben am 2.2. in Damaskus
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