Home Page english version deutsche Version

  Worum es geht...
  Highlights der Reise
  Ueber Harald Radtke
  Zeitungsartikel

  Tagebuch (952 Eintr.)
  Lesermeinungen
  Leseproben
  Reiseroute
  News Archiv

  Pamphlet zur Faulheit

  Laenderinformationen
  Literatur

  Kontaktformular
  Mediainfo/Fotos
  Impressum


Reisetagebuch

2/4/2003   Syrien / Damaskus

Travel of Letters

Schreckliche Bilder

(Harald und Renata) Am Nachmittag kommt Ammar ins Netcafe. Er hat Arbeit gefunden, aber sie ist so schlecht bezahlt, dass sein taeglicher Lebensunterhalt den Verdienst fast komplett verbraucht. Das macht keinen Sinn, weshalb er heute Abend wieder nach Bagdad abreist. Aber wir gehen noch zusammen zu der Ausstellung irakischer Kuenstler in der Bagdad-Street. Hier um die Ecke wohnen die Fadlys.

Es gibt nur etwa 30 Besucher der Vorfuehrung. Ein Puppenspiel zeigt Gilgamesch mit seinem Faktotum, wie er die Probleme im Irak, symbolisiert durch einen Drachen, recht gewaltsam loest.

Im zweiten Stueck, einer Art Musik-Pantomime, wird Amerika als Aggressor und unbeeindruckbarer GI dargestellt, den selbst der Weihnachtsmann (die amerikanische Ho-Ho-Ho!-Coca-Cola-Version) nicht recht besiegen kann. Schrecklicher Hoehepunkt ist ein schreiender und weinender Weihnachtsmann, der die Bilder der missgebildeten Kinder im Irak ansieht. Die Bilder haben uns schon auf der Strasse ausser Fassung gebracht. Das hier mehrere kleine Kinder im Publikum diese schauerlichen Monstroesitaeten anschauen koennen-muessen, ist uns unbegreiflich.

Ammar bestaetigt, was die Kuenstler uns erzaehlen. Die modernen Raketenbomben haben uranhaltige Koepfe, damit sie Metall und Bunker durchschlagen koennen. Bei den Explosionen verseucht der Staub die Umgebung und verursacht genetische Veraenderungen. So toetet der Golfkrieg auch viele Jahre nach seinem Ende noch Menschen und trifft unschuldige Kinder. Nukleareinsatz mit anderen Mitteln.

Irakische Kinder haben viele Briefe geschrieben, die nun die Botschaft ihrer und der Leiden ihrer Familien in die Welt tragen sollen.

Ammar hat recht, wenn er sagt, dass das Embargo viele Menschen im Irak hat Hungers sterben lassen (wie auch in Nordkorea) und das die Reichen und Verantwortlichen, auch im Irak, alles haben und die Armen stets die Zeche zahlen.

Wir fuehlen uns ausserstande zu beurteilen, ob ein Krieg die bessere Alternative ist. Aber ohne den achtjaehrigen Aggressionskrieg gegen den Iran, ohne den zweiten Krieg gegen Kuwait, ohne den Giftgaseinsatz gegen die Kurden, waere die jetzige Situation nicht aufgetreten. Andererseits: Wo waren seinerzeit die internationalen Proteste beim irakischen Angriff auf den Iran? Und war es nicht auch Europa, das Irak mit Waffen versorgte?

Was uns aber in Syrien immer wieder klar wird: Ohne eine gerechte Loesung des Palaestinenserproblems wird es keinen dauerhaften Frieden in der Region geben.

Wir drei gehen noch essen und dann muss Ammar zum Abendbus. Jetzt haben wir eine Einladung nach Bagdad. Und jemanden dort, um den wir uns Sorgen machen. Alles Gute fuer Dich und Deine Familie, Ammar! Moege Dein Gott Dich beschuetzen!

Wir gehen zum Fernsehsender, um uns zu verabschieden. Jihad kommt gerade von seinem Filmdreh, bei dem er einen palaestinensischen Selbstmordattentaeter spielt. Er will uns morgen noch treffen, bevor wir abreisen, was wir jetzt langsam ins Auge fassen. Der Regisseur, Khaled, bittet mich, ihn morgen in die Deutsche Botschaft zu begleiten, um ein Visum fuer einen Dreh in Hamburg zu bekommen.

Jihads vereinbarter Anruf nach der Sendung kommt erst weit nach Mitternacht. So sind Kuenstler halt.

Geschrieben am 5.2. in Damaskus


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


  Team Login

© biketour4goodhope