2/19/2003 Israel / Haifa
Benjamin und Mina
Juedische Schicksale / Das Kloster der Karmeliter
(Harald und Renata) Szima besteht am Morgen auf ein anstaendiges Fruehstueck, weil wir am Abend kein Abendbrot gegessen haben. Szima erzaehlt, dass ihr Mann Lassal fuenf Jahre in Russland im Gefaengnis sass, weil er Mitglied einer Gruppe Juden war, die in den 70er Jahren ein Flugzeug stehlen und damit nach Israel fliegen wollten, weil ihre Ausreiseantraege abgelehnt wurden. Der Staat Israel hatte diesen Plan abgelehnt und vor dem Versuch der Durchfuehrung gewarnt. Der KGB, der russische Geheimdienst, kam dahinter und verurteilte die Beteiligten zu langen Haftstrafen. So kam Szima mit zwei Kindern 1971 alleine nach Israel. 1973 brach dann der vierte Krieg mit Syrien und Aegypten aus. Wir gehen die paar hundert Meter zur Wohnung von Benjamin und Mina hinueber, die uns einen schoenen Aussichtspunkt zeigen moechten. So wandern wir den Berg Karmelit hinauf, auf dessen Kamm das Kloster der Karmeliter steht. Dieser christliche Orden ist hier gegruendet worden. Am Weg nach oben steht der runde Bau einer Muehle, der zu einer Kapelle umfunktioniert wurde. Von hier oben hat man einen schoenen Blick auf das heute wild tosende Meer, auf den Stadtteil Bad Galim und den Hafen. Die Palmen an der Uferstrasse biegen sich im heftigen Wind und graue Wolken fliegen parallel zur Kueste Richtung Norden und bringen neue Regenschauer. Die Stufen bergauf fuehren an der Hoehle des Propheten Elias vorbei. Hier hat der als Heiliger verehrte Mann laut Bibel gepredigt und man glaubt, dass die glattgewoelbte, tonnenfoermige Hoehle die gleiche ist, die die Bibel erwaehnt. Die Stufen sind teilweise ueber 2000 Jahre alt und wir blicken in eine grosse Zisterne, die man vor langer Zeit in den Fels geschlagen hat. Unser Gastgeberpaar geht nach Hause, Renata und Kari gehen weiter bergauf zum Kloster, dass einen originellen und praechtigen Altar hat und dann in die Innenstadt von Haifa. Ich setze mich am Strand in die Sonne und schreibe Tagebuch, bis mich Regen zwingt, ein Lokal aufzusuchen. Gestern hat uns das Personal eines der Strandlokale wieder zum Aufstehen und Gehen genoetigt, weil wir nichts essen wollten. Wir mussten bis Israel fahren, um einen solchen Rauswurf zu erleben. So frage ich, ob man mich mit einem Glas Tee hier sitzen laesst. Der Kellner schaut nach draussen in peitschenden Regen und auf meine Notizen und hat Erbarmen. So finde ich die noetige Ruhe, bis wir uns am Nachmittag wieder alle bei den Kantors treffen und am Computer arbeiten koennen. Dann kommt Besuch. Andreas ist ein langbaertiger Mann-aus-den-Bergen-Typ, kommt aus Moskau und hat mit seiner Frau und sieben Kindern viele, weite Reisen gemacht. Unter den Russen in Haifa ist er legendaer, weil er zu Fuss von Israel nach Russland gegangen ist. Er faehrt taeglich Rad und kennt die Strecke nach Tel Aviv, Jerusalem und Elat. Und er ist ganz begeistert von Deutschland und von unserer Reise und laedt uns zu sich fuer morgen ein. Erst spaet entscheiden wir, heute bei den Kantors zu schlafen und nicht bei Szima. Der Sturm hat die Wellen meterhoch aufgetuermt und an Zelten am Strand ist auch heute nicht zu denken. Geschrieben am 20.2. in Haifa
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