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Reisetagebuch

2/28/2003   Israel / Haifa

Ein juedisches Schicksal

Einladung bei den "Jeckes" / Kari ist verschwunden

(Harald und Renata) Endlich gelingt uns die Fotouebermittlung und ein letztes Mal vor der Weiterfahrt wird die Waesche gewaschen. Die Arbeit am Anhaenger schreitet voran und wir haben das Gefuehl, dass wir jetzt besser gewappnet sind.

Abends sind wir bei deutschen Juden eingeladen. Renata hatte eine alte Dame beim Spaziergang kennengelernt. Frau Ursula Behrend heisst sie, geht auf die Neunzig zu, eine ruestige, energische Frau. Wir sind zu Gast bei ihrer Tochter Enja und deren Mann Elische, in einer schoenen Wohnung voller Kunst und Buechern, in einer traumhaften Wohngegend voller Gaerten und schmucker Villen.

Frau Behrend erzaehlt von den Dreissiger Jahren, als sie unter dem Eindruck der Machtergreifung der Nazis, nach Palaestina kam, von den aermlichen Verhaeltnissen und Schwernissen der ersten Jahre. Probleme mit den Palaestinensern gab es keine, auch Christen lebten hier in Frieden. Sie erzaehlt von den Repressionen, die die erlebten, die in Deutschland blieben. Sie weiss, dass es in Deutschland immer noch Menschen gibt, die Juden nicht moegen, die Auslaender ablehnen. Sie kann sich nicht gegen die boesen Erinnerungen wehren und Deutschland lieben.

Wir bemerken, dass es in Israel ueberall bewaffnete Soldaten zu geben scheint, aber Frau Behrend, sagt, das sei ihr nie aufgefallen.

Die Juden bezeichnen die Deutschen, die Anfang des letzten Jahrhunderts nach Palaestina auswanderten, als „Jeckes“. Der Gastgeber erklaert uns, dass die "Jeckes“ so hiessen, weil sie damals bei Ankunft im Hafen haeufig Anzugsjacken trugen, die sich die aermeren Juden im Land nicht leisten konnten. Und auf Jiddisch hiessen diese Jackentraeger dann eben "Jeckes".

Wir essen gemeinsam und es gibt Wein und viel Politik zu besprechen.

Als wir nach Hause gehen wollen, ist Kari, die wir draussen haben stromern lassen, verschwunden. Wir suchen das ganze Viertel ab, sind beunruhigt, weil das nicht ihre Art ist. Auf einem Spielplatz wurde sie noch kurz zuvor gesehen. Renata faehrt mit Enja hinunter zu den Nekrosovs, weil sie es fuer moeglich haelt, dass Kari zurueck gelaufen ist. Ich suche weiter.

Tatsaechlich sind die beiden bald wieder da und Kari lugt freudig aus dem Autofenster. Sie ist die ganze, lange Strecke zurueckgelaufen! Wie hat sie den Weg nur gefunden, nachdem sie den nur ein einziges Mal gelaufen ist?

Als wir wieder zu Hause sind, zeigt uns Olga die fertige Fahne, die sie aus Stoffresten farblich durchaus passend, genaeht hat.

Morgen wollen wir weiterfahren. Die Ketten sind geoelt, neue Bremsbelaege montiert. Andrej hat in seinem Keller alte Reifenmaentel gefunden, die auf den Trailer passen. Er schneidet die Drahtringe aus den Innenkanten heraus und zieht dann erst diese Maentel und dann die zweiten darueber- eine geniale Idee, die ihm gekommen ist, weil seine Reifen staendig platt waren. So ergibt sich ein extrem sicherer Schutz fuer die Schlaeuche. Die Reifen sind allerdings jetzt viel schwerer.

Wir sind abmarschbereit.

Geschrieben am 9.3. in Petah Tiqwa


 


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