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Reisetagebuch

3/1/2003   Israel / Zikhron Ya-aqov

Security!?

Abschied von Haifa, Fahrt entlang der Kueste Richtung Tel Aviv, Zelten im Heu

(Harald und Renata) Morgens will uns Andrej zum Bleiben bewegen. Das Wetter sei doch nicht gut (die Sonne strahlt draussen), und der Wind...(ein laues Lueftchen weht)- nein, wir wollen weiter.

Andrej moechte uns auf seinem Rad bis zu einer Ortschaft begleiten, die fast nur von Deutschen bewohnt ist. Wir muessen Abschied nehmen von Olga und den "Kindern", von einem gastlichen Haus, in dem wir uns wie Familienmitglieder gefuehlt haben.

Andrej will partout den Anhaenger fahren und Kari sitzt unruhig darin, in der fuer sie nun ungewohnten Umgebung. Es geht bergab an die Kueste, wo wir Kari laufen lassen koennen.

Die Sonne scheint kraeftig, der leichte Wind kommt aus zehn Uhr und so kommen wir ueber die Autobahn gut voran. An einer Tankstelle machen wir einen Zwischenstop. Kari wird es zu warm und sie setzt sich komplett ins Wasser eines Tuempels. Das der Hund so hitzempfindlich scheint, laesst nichts Gutes fuer den Sudan erahnen.

Am Strassenrand liegt ein toter Schakal. Sie sind etwas groesser als unsere Fuechse, beigefarben und nachts heulen sie mit hohen Stimmen im Chor in den Wadis mitten in den Staedten.

Wir wechseln auf die in einem Kilometer entfernt parallel verlaufende Landstrasse. Am Fusse einer Huegelkette verabschieden wir uns auch von Andrej. Der Abschied von diesem ungewoehnlichen Mann faellt uns nicht leicht und wir umarmen uns herzlich. " Spasziba, Doswidanja"- Danke, auf Wiedersehen.

Andrej hat uns vorgeschlagen in die Ortschaft oben auf dem Huegel zu fahren. Dort, in Zikhron Ya-akov, koennten wir um Unterkunft fragen. Aber wir wollen heute im Zelt schlafen, unter uns sein. Zudem wissen wir mittlerweile, dass man hier nicht so einfach wie z.B. in Syrien auf der Strasse angesprochen wird, ob man Hilfe brauche.

So fahren wir Richtung Kueste zurueck, ueber die Autobahn und landen vor dem Tor eines Kibbuz namens Mala-an Mikhael. Es ist fast dunkel, wir muessen also schnell einen Zeltplatz finden. Aber die Schranke wird fuer uns nicht geoeffnet, ein junger Mann mit einer Pistole hinten im Hosenbund verwehrt uns den Zutritt. Auto um Auto rollt an uns vorbei hinein in das gruene Gelaende. Ein Fahrer sagt, der Zutritt sei verboten. Wir fragen, ob wir etwas zu Essen kaufen koennten. Nein, Essen gibts nicht. Wie schoen! Ueberaus zuvorkommend, Danke! Seit meinen Schulstunden in Sozialkunde meinte ich zu wissen, dass die Idee der Kibuzze eine soziale sei. Aber das hat sich wohl sehr geaendert.

Wir werden weggeschickt und suchen neben der Autobahn einen geeigneten Platz. 30 Meter rechts ueber uns stehen die hell beleuchteten Einfamilien-Reihenhaeuser, eine Tankstelle, alles umgeben von einem hohen Zaun. Die sind drin und wir draussen, denke ich.

Wieder ist es ein Heuschober, den wir als Standplatz auswaehlen. Aber der Laerm der Autobahn schallt zwischen die riesigen Heuquader und der mittlerweile sturmartige Wind blaest frontal hinein, so dass wir das Zelt kaum entfalten koennen.

Ich fahre dann ohne Gepaeck die Strasse nochmals weiter, um einen besseren Platz zu finden- vergeblich. Auf dem Rueckweg ruft von der Autobahn ein Maedchen zu mir herueber, ob ich wuesste, wie man in den Kibbuz hinein kommt. Ich zeige ihr im Dunkeln den Eingang und sie erzaehlt, sie sei Daenin und spreche Hebraeisch und sie hat einen Plastikausweis, mit dem sie am Eingang sofort Zutritt hat. Ein Schild am Eingang besagt, dass Besucher in Begleitung eines Mitgliedes Zutritt haben, aber das gilt wohl im Moment nicht so richtig. Selbst meine Bitte an das Maedchen, uns wenigstens etwas zu Essen zu besorgen, fuehrt ins Leere. Tja, wir sind nicht in Syrien. Hier bekommst du nicht einmal ein Butterbrot oder auch nur Wasser. "Security" sagt das daenische Maedchen lahm. Das ist der Dank fuer meine Hilfe? Sehen wir wie arabische Terroristen aus, die sich mit zwei Fahrraedern, einem Hund, Anhaenger und deutscher Sprache tarnen?

Fuer mich sehen die Kibuzze den Wohnanlagen aehnlich, die ich in Suedafrika gesehen habe: Zaeune, Mauern, Absperrungen, Sicherheitsfirmen, Kontrollen und drinnen wohlhabende Leute und draussen die Anderen.

Im heftigen Wind bauen wir das Zelt auf, alle Windleinen muessen festgezurrt werden. Aber im Stroh halten die Aluminiumhaken nicht. Und es zieht im Vorzelt derart, dass Kari den Anhaenger als Schlafplatz vorzieht.

Mitten in der Nacht wachen wir auf, weil sich die Haken geloest haben und das Zelt fast nur noch durch unser Gewicht gehalten wird. Sorgenvoll blicke ich auf die hunderte von Kilogramm schweren, riesigen Heuballen hoch ueber uns. Wenn einer davon herunterfaellt, kann man uns als Lesezeichen verwenden. Die Leinen binde ich an den Schnueren fest, die die Ballen zusammenhalten und so haelt die Konstruktion bis zum Morgen.

Geschrieben am 10.3. in Petah Tiqva


 

 

 

 

 


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