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Reisetagebuch

3/2/2003   Israel / Pardes Hanna

Good morning!

Wir warten vergeblich auf ein versprochenes Fruehstueck, fahren durch eine schoene Landschaft und treffen Frau Herz

(Harald und Renata) Am Morgen, als ich mich gerade vor dem Zelt in der Sonne strecke, haelt unten auf dem Wirtschaftsweg ein Allradwagen, einer dieser hier so haeufig anzutreffenden Riesenautos mit Ladeflaeche. Mit durchdrehenden Reifen setzt der Fahrer zurueck, wendet, rast auf unser Zelt zu und stoppt erst einen Meter vor mir mit Vollbremsung- er will mir Angst machen. Die Fahrertuere wird aufgerissen und ein etwa gleichaltriger Mann poltert gleich auf Hebraeisch los. Ich sage freundlich: "Good morning!", der Mann schimpft weiter auf Englisch und ich sage noch einmal "Good morning!", bis ein Laecheln ueber seine Zuege huscht und er sich guter Sitten erinnert. Er redet von Gesetzen in Deutschland und Sicherheit und Feuergefahr und das wir wegmuessten. Ich sage ihm, dass wir keine Wahl hatten, er Recht habe, wir aber nicht wussten, wen wir haetten fragen sollen und das wir kein Feuer benutzen und gerade im Aufbruch seien und das die Kibuzzims da oben (als solcher stellt er sich vor) wirklich super nette, hilfsbereite und freundliche Menschen seien. Er kommt vollends auf den Boden zurueck und fragt, ob er etwas fuer uns tun koenne. Ja, wir haben immer noch Hunger. Er entschuldigt das hiesige Verhalten mit den Anschlaegen: "Sehen Sie dort drueben? Das ist ein Dorf mit 10000 Arabern und da hinten noch mal so viele." Wie ein Stratege zaehlt er seine Feinde auf, geht mir durch den Kopf. "Es hat zwei Anschlaege auf die Eisenbahnlinie gegeben..." Ich frage ihn, ob man tatsaechlich annehmen muesse, mit uns Terroristen vor sich zu haben, was er verneint. Er will uns etwas zu Essen besorgen und in anderthalb Stunden zurueck sein.

Wir packen alles zusammen (ueberall pieckt das Stroh) und sitzen in der Sonne und warten auf den Mann. Aber er kommt nicht und wir fahren ab.

Die Erde ist hier rostrot und saftig-lehmig. Bananenplantagen, Zitronen-, Orangen-, Mandarinen- und Pampelmusenhaine reihen sich aneinander. Wein wird hier angebaut und in den Gewaechshaeusern wachsen Tomaten und Gurken. Die Landstrasse wird gesaeumt von Eukalyptusbaeumen aus denen wir uns fremde Vogelstimmen hoeren, links von uns begleitet uns seit Haifa eine Bergkette.

Es hat in den vergangenen Wochen viel geregnet und ueber den Tuempeln sitzen blau schillernde und schwarz-weisse Eisvoegel. Kari prescht durch die lehmigen Felder auf und ab und jagt die auffliegenden Voegel. Die grau-schwarzen Raben und eine weiss-braune Vogelart greifen den Hund wiederholt an, wie sie das auch mit den grossen Greifvoegeln machen, die wir zahlreich sehen.

Kari verstroemt mit einem Mal einen widerlichen Geruch- sie hat sich wieder Mal in Aas gewaelzt. Selbst mit viel Wasser ist dem Gestank nicht beizukommen.

Aus den Autofenstern lugen meist miesgraemige Gesichter. Dabei geht es den Leuten ja eigentlich gut, im Vergleich zu Syrien etwa. Die meist weissen Autos sind neu und unverbeult und die Strassen in bestem Zustand, beleuchtet, ueberall gibt es Raststaetten und Parkplaetze mit Markierungen. Die Bedienungen tragen Berufskleidung, es gibt eine Menge Polizei- alles sehr ordentlich und gut organisiert. Auffallend ist, dass viele uebergewichtig sind.

Wir sind erst ein paar Kilometer gefahren, als ein Platzregen einsetzt. Wir fluechten in eine Tankstelle. Einer Baeckerei nebenan wollen wir nicht widerstehen und fuellen uns eine ganze Tuete mit Plaetzchen feinsten Duftes und viel Schokolade. In einem Cafe nebenan ist der Kaffee zu teuer, aber der Kellner war zehn Jahre in Wiesbaden und spricht Deutsch und macht einen Sonderpreis.

Als es draussen nur noch nieselt, fahren wir weiter.

Eine Strassensperre der Polizei leitet uns um. Die hier "Territorium" genannte Westbank, dass Hauptsiedlungsgebiet der Palaestinenser, liegt nur 10 Kilometer entfernt. Am Himmel fliegen wiederholt Helikopter und Jets, aus einer Kaserne, auf dessen Hof wir vor allem Maedchen sehen, hoeren wir Schuesse.

Wir sind alsbald in Pardes Hanna. Hier wohnt Frau Herz, deren Adresse wir aus Deutschland mitgebracht haben. Sie ist die Freundin der Mutter eines Bekannten aus Krefeld und wir wollen sie besuchen.

Im Zentrum der Kleinstadt kaufen wir etwas ein- wir wollen nicht ausgehungert ankommen. Ein Ehepaar mit Baby spricht uns an, neugierig ueber die Raeder, den Anhaenger. Sie laden uns fuer morgen ein- das faengt doch schon gut an. Durch eine Palmenallee mit 20 Meter hohen Baeumen fahren wir ortsauswaerts.

Frau Herz wohnt in einer schmalen Gartenstrasse, ein Einfamilienhaus mit Zaun und Terrasse. Wir gehen hinein, ein Chow-Chow vermeldet uns pflichtgetreu und im Garten treffen wir eine alte Dame, die von uns schon gehoert hat, sich aber nichtsdestotrotz wundert ueber Deutsche die auf Raedern nach Israel fahren. Sie heisst Fenia Herz und wir bekommen ein Zimmer und erstmal Tee und Gebaeck.

Kari und der Chow-Chow namens Charly verstehen sich gleich gut, aber sie darf nicht ins Haus.

Am Abend besuchen wir Fenias Tochter Ilana, die auch hier im Ort wohnt und essen zu Abend.

Geschrieben am 10.3. in Petah Tiqva


 

 

 

 

 

 


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