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Reisetagebuch

3/3/2003   Israel / Pardes Hanna

Fenia

Wir relaxen und Fenia erzaehlt ihre Geschichte

(Harald und Renata) Frau Herz sitzt am Morgen mit uns am Tisch und erzaehlt von ihrem Leben.

1915 geboren in Lettland, dass seinerzeit deutschstaemmige und russische Juden beheimatete. So spricht sie auch heute noch fliessend Deutsch, Lettisch, Russisch, Hebraeisch und Englisch.

Der Vater wanderte 1933 nach Palaestina aus, sie folgte 1935 nach. 1939 heirate sie ihren Mann, der aus Muenster kam. Die Anfangsjahre waren hart. Man lebte in bescheidenen Wohnverhaeltnissen. Kurz vor verlassen Palaestinas 1948 schossen die Englaender auf die Haeuser in Pardes Hanna. Ein englischer Offizier kommt ins Haus, um Waffen zu suchen. Angesichts der anwesenden Frauen macht er es kurz und geht wieder. Aber die Waffen sind im Haus versteckt.

Dann bricht mit Erklaerung der Staatsgruendung Israels 1948 der Krieg mit den Syrern, Jordaniern, Aegyptern, Saudis und Irakern aus. Die zwei Toechter werden geboren. Dann der Suezkrieg mit Aegypten 1956; der 6-Tage-Krieg 1967 und der Yom-Kippur-Krieg 1973 folgen.

Der Mann stirbt mit 51 Jahren. Fenia heiratet nicht mehr. Das Haus ist Zentrum der Familie, ist stets voller Besuch.

Fenia bleibt aktiv, hat noch vor kurzem eine Ausstellung in ihrem Haus organisiert.

Im Buecherregal finden sich deutschsprachige Exemplare- die ersten seit ueber einem halben Jahr fuer uns. Unter anderem Ephraim Kishon, ein Jude, den in Deutschland alle kennen, die gerne schmunzeln. Er erklaert, dass die Israelis so gerne reisen, weil ihr Land so klein sei: Zwei Israelis treffen sich und Einer sagt zum Anderen: Ich habe mich entschlossen, ab morgen ganz Israel zu bereisen um alles kennen zu lernen! Worauf der Andere sagt: Gut und schoen, aber was machst Du am Nachmittag?

Hinter Fenias Haus wohnt ein Enkel mit seiner Familie. Fenia ist mehrfache Urgrossmutter.

Wir fragen Fenia, ob wir noch einen Tag bleiben koennen und sie sagt: "Ja, solange ich euch keine Gute-Nacht-Lieder singen muss."

Wir sind spaeter zu Gast bei Hadas und Reuven, die wir gestern im Zentrum getroffen haben. Sie wohnen am Rande der Ortschaft und wir irren anderthalb Stunden mit den Raedern umher, bis wir sie gefunden haben. Niemand kennt sich hier aus, man schickt uns von Pontius nach Pilatus.

Die beiden wohnen in einem kleinen Reiheneigenheim, mit modernen Moebeln, Einbaukueche, die hier, wie ueberall, mit einer Steinplatte abgedeckt ist, einem Mittelklasseauto vor der Tuer. Reuven hat eine berufliche Kehrwendung gemacht und praktiziert heute in Tel Aviv Massagetherapie. Er ist spaeter Vater mit seinen 40 Jahren und uebergluecklich, wie seine Frau.

Wir kehren am Nachmittag in Fenias Haus zurueck, um Kari abzuholen, denn wir wollen zur Kueste, nach Caesaria radeln, einer restaurierten Stadt aus roemischer Zeit.

Fenia sagt, es seien nur 20 Minuten mit dem Fahrrad dorthin. Als wir losfahren, ziehen dunkle Wolken auf. Kari ist fusslahm und wir kommen nur langsam voran. Nach anderthalb Stunden sind wir da.

An der Kueste steht ein riesiges Golfhotel und wir sehen umzaeunte Wohnanlagen mit hochmodernen Einfamilienhaeusern und grossen Grundstuecken, Rasenflaechen glatt wie Filzmatten, palmengesaeumte Zufahrten.

Der Zugang zur Kueste ist nur durch das Tor eines Kibbuz zu erreichen, den man aber einfach durchfahren kann, weil hier eine grosse Fabrik in Betrieb ist. Dann geht es ueber ein Stueck Strand und Felsen weiter, wo wir die Raeder liegen lassen.

Caesaria ist gross, ein Teil liegt heute, nach 1900 Jahren, im Meer. Was bedeutet, dass Wasser ist gestiegen, oder das Land abgesunken.

Wie immer haben die Roemer einen wunderschoenen Ort ausgewaehlt. Das grosse Theater ist fertig restauriert und mit Scheinwerfern ausgeruestet und komplett abgesperrt.

Wir zwaengen uns durch ein Loch im Zaun, um noch etwas zu sehen zu bekommen. Man sieht eine Arena fuer Pferderennen, eine fuer Kaempfe, in der exotische Tiere vorgefuehrt wurden und gegeneinander kaempften, oder Gladiatoren um ihr Leben fochten. Man sieht einen Erdquerschnitt durch die Scherbenschichten der Jahrhunderte und versteht, dass sich die Mosaike nur ueberlagert durch diesen Schutt erhalten konnten.

Es beginnt zu regnen und fuer die verzweigten Badeanlagen mit herrlichen Mosaiken und Marmorverkleidungen bleibt kaum noch Zeit.

Ein Platzregen zwingt uns zum Unterstellen und dann radeln wir im Dunkeln, aber trockenen Fusses, wieder zurueck nach Pardes Hanna, wo uns Fenia und Charly schon erwarten.

Geschrieben am 10.3. in Petah Tiqva


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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