3/4/2003 Israel / Givat Shmuel
Du kannst mich ruhig kuessen.
Ankunft bei Familie Ballin Naehe Tel Aviv
(Harald und Renata) Der Himmel ist am Morgen bewoelkt. Wir haben Fotos von ein paar Kuriositaeten gemacht, die Fenia gesammelt hat. Und wir fotografieren Fenia auf einem ihrer Stuehle, die ihren Eltern gehoerten und von Lettland nach Israel gebracht wurden. Und Renata drueckt die alte Dame. Zu mir sagt Fenia: "Du kannst mich ruhig kuessen!" Kurz hinter dem Ort beginnt es heftig zu regnen. Wir passieren noch eine Strassensperre der Polizei und flitzen unter ein Vordach an einer Tankstelle. Am Himmel sehen wir Helikopter und Jets und an der Bushaltestelle gegenueber stehen Soldaten mit Gewehren. Dahinter liegt eine Kaserne, aus der Schuesse hallen. Die Westbank ist nur 10 Kilometer von hier entfernt. Wir stehen vor der Tuere einer Baeckerei und die Auslage laesst uns nicht kalt. Wir fuellen uns eine ganze Tuete mit koestlichem Gebaeck mit Nuessen und Schokolade und geniessen im Cafe nebenan einen Milchkaffee. Als es nur noch nieselt fahren wir weiter ueber die Autobahn, dann ueber die Schnellstrasse. Kari laeuft, wo es geht, hinter der Leitplanke. Die Landschaft sieht stellenweise aus wie am Niederrhein, alles ist gruen und blueht. In den sandigen Regenrinnen trippeln duennbeinige Voegel, am Himmel stehen Turmfalken. Die Sonne brennt wie bei uns im Sommer. Wir koennen im T-Shirt fahren. Kari trinkt aus meiner hohlen Hand. In den Baeumen schreien Papageien, die hier wohl entflogen sind und Fuss gefasst haben. Und wir sehen V-foermige Staffeln von Zugvoegeln und viele Stoerche kreisen am Himmel- nie haben wir so viele auf einmal gesehen. Auf dem Asphalt kriechen Raupen. Ueberall liegen Glassplitter, die von den haeufigen Unfaellen zeugen. Wir passieren Kefar Sava und erreichen die Vororte von Tel Aviv in der Abenddaemmerung. Der Verkehr zwingt uns Kari in die rollende gute Stube zu bitten und dann arbeiten wir uns, staendig fragend, weil nicht auf der Karte verzeichnet, bis Givat Schmuel vor. Wir stehen in einer gigantischen Galerie von Hochhaeusern, edel gemacht, sehr neu, um eine Art Parkanlage in der Mitte. Die Namensschilder koennen wir natuerlich nicht lesen. So fragen wir nach der Familie Ballin. Sie wohnen in einem der Penthaeuser im 12. Stock, sind aber nicht zu Hause. Wir rufen an und warten dann, warm verpackt in unsere Decke, Kari im Trailer, bis Frau Ballin kommt. Sie ist die Schwester unseres Bekannten aus Krefeld und es ist seltsam, nach so langer Zeit und einer Entfernung von 7000 Kilometern einen Besuch zu machen: "Hallo, wir sind aus Krefeld mit dem Fahrrad gekommen, wollten mal reinschauen!" Kari faehrt problemlos zum ersten Mal in ihrem Leben Aufzug. Die Raeder stehen in der Tiefgarage und wir werden in einem Gaestezimmer voller Buecher einquartiert. Vom Dach des Hauses haben wir einen weiten Blick Richtung Osten: "Dort, wo die Lichter sind, beginnt die Westbank". Israel ist hier sehr schmal und verwundbar, aber die Westbank gehoert ja noch zu Israel. Dorit Ballins juengere von zwei Teochtern namens Yaala ist da und ihr Mann Ami kommt erst spaet. Er ist Kinderarzt und leitet eine Klinikabteilung in Givat Shmuel. Wir sprudeln Gespraeche in einem fort, aber letztlich sind wir todmuede. Geschrieben am 10.3.2003
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