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Reisetagebuch

3/14/2003   Israel / Petah Tiqva

Friendly fire

Der Tag vor der Abreise- Zwei Tote und "business as usual"

(Harald und Renata) Am Morgen liegt die Zeitung "Ha-aretz" auf dem Terrassentisch. Die erste Seite zeigt ein von Kugeln durchsiebtes Auto und zwei Passfotos von jungen, juedischen Maennern. Ahron uebersetzt uns, dass die Armee irrtuemlicherweise zwei unbescholtene Juden erschossen hat. Die Zwei sassen in einem PKW und die Armee behauptet, sie habe einen Anruf bekommen, dass dort zwei Terroristen waeren und einer der Maenner haette eine verdaechtige Bewegung gemacht. Ahron glaubt die Geschichte- ich nicht. Ich zaehle in der Karosserie ca. 250 Einschuesse, was auf sicher mehr als 300-400 Kugeln schliessen laesst. Der zweite Mann sei weggelaufen und von einem Helikopter aus erschossen worden. Das erinnert mehr an eine Jagd auf ein Tier, als auf eine Sicherheitsmassnahme. In dieser Atmosphaere der Anspannung und Gewalt wurden die beiden Maenner, frisch aus der Armee entlassen, Opfer der eigenen Armee, Opfer eines "friendly fires". Ich war selbst vier Jahre Soldat und weiss, wie viel Schritte vor dem Eroeffnen von Feuer stehen muessen: Ansprache, Wiederholung, Warnschuss, Schuss um kampfunfaehig zu machen - nicht um zu toeten. Es ist kaum vorstellbar, dass die Beiden sich einem Aufruf oder einem Befehl widersetzt haetten. Hier wurde in Rambo-Manier sofort geschossen. Es zeigt auch, dass die oft blutjungen Soldaten mangels aelterer, erfahrener Vorgesetzter, entweder ueberaengstlich oder sich sehr sicher sind, dass eine vorschnelle Toetung von zwei Palaestinensern keine rechtlichen Folgen nach sich ziehen wird. Oder beides.

Renata macht Gartenarbeit, waehrend wir Maenner wieder die Welt retten. Kari hilft ihr nach Kraeften, die Blumenbeete umzugraben, waehrend die kleine Halva aufgeregt umhertrippelt. Dieser Hund springt brusthoch und hat sich auf dem Marmorboden und dank eines Uebergewichtes, schon zwei Leistenbrueche zugezogen. Und Halva frisst, man glaubt es kaum, rohe Moehren, ja Zwiebeln und Knoblauch.

Ein Anruf aus Deutschland informiert uns darueber, dass deutsche Urlauber, die gerade aus Aegypten zurueckgekehrt sind, von scharfen Sicherheitsmassnahmen dort berichten. Man befuerchtet einen Anschlag auf Touristen und sperrt die Ueberlandstrassen fuer Einzelreisende. Keine guten Nachrichten fuer uns, die wir mit dem Rad schlecht in einem Autokonvoi fahren koennen.

Hier in Petah Tiqva geht das Leben weiter: Die Menschen gehen Einkaufen, die Busse fahren weiter ohne Sicherheitspersonal.

Wir checken ein letztes Mal die Mails, machen Fotos.

Ahron nimmt sich viel Zeit fuer unsere Gespraeche, um uns, vor allem mir, Israels Geschichte und Motive nahe zu bringen, um Verstaendnis zu wecken.

Wir sind nicht hier um zu richten. Aber um zu verstehen und mitzuempfinden.

Morgen geht es Richtung Jerusalem weiter. Nur ca. 65 km sind es, aber die sollen es in sich haben, sind doch etwa 800 Hoehenmeter zu bewaeltigen.

Geschrieben am 20.3. in Jerusalem


 

 

 

 

 

 

 

 

 


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