3/15/2003 Israel / Naehe Lod
Feuer!
Wir reisen ab und zelten auf einem Picknickplatz
(Harald und Renata) Wir haben zwar schon gepackt, kommen aber trotzdem erst gegen Mittag los, u.a., weil mein Hinterreifen endgueltig platt ist. Es gab ja bisher keinen einzigen Platten an den Fahrraedern, immerhin sieben Monate lang. Wir verabschieden uns von Lea und Ahron, die uns so lange und herzlich verwoehnt haben. Wir haben uns willkommen und wie zu Hause gefuehlt. Trotz Wegbeschreibung verfahren wir uns erstmal ordnungsgemaess. Die Sonne scheint aus einem blauen Himmel, es ist heiss und wir fahren in T-Shirts. Vorbei am Flughafen Ben Gurion geht es stadtauswaerts. Rechts der Strasse stehen zwei uralte Panzer, als Mahnmal fuer den Krieg von 1948. Kari hechelt alsbald und nimmt ein Vollbad in einer schlammigen Riesenpfuetze, um sich zu kuehlen. Wir fahren auf der Autobahn, teilweise gibt es kaum eine Standspur, dafuer Glassplitter, Schrauben und Metallstuecke, so dass wir staendig auf den Untergrund achten muessen. Kari geht von selbst, wo immer es geht, unter der Leitplanke durch und laeuft neben der Strasse durch die Felder oder sandigen Abwasserfuehrungen. Wir kommen nur langsam voran, weil es stetig bergauf geht. Heute ist die Distanz nicht mehr zu schaffen. Wir sehen einen Picknickplatz an einem Hang voller Olivenbaeume. Dort stehen Vans, spielen Kinder und es gibt zwei Eiswagen. Das lassen wir uns nicht entgehen! Waehrend wir unser Eis schlecken, beschliessen wir, hier zu bleiben, denn wer weiss, ob wir in den bis zur Dunkelheit verbleibenden anderthalb Stunden, neben der vor uns liegenden Strecke an der A1, ueberhaupt noch einen ruhigen Zeltplatz finden? Unter unseren Fuessen liegen eindeutig Gewehrpatronenhuelsen, was hier niemanden erstaunt. In Deutschland wuerde man sich freilich sehr wundern, faende man sie unter einem Rastplatztisch. Wir wollen noch etwas spazieren gehen und fragen eine Familie, ob sie auf unsere Raeder aufpassen koennten. Daraus entwickelt sich eine Einladung, die Reste der Grillmahlzeit zu verspeisen. Mit Pittabrot, sauren Gurken und Cola lassen wir es uns schmecken, auch wenn die Wuerstchen etwas cross sind...Dem geschenkten Gaul schauen wir nicht ins Maul. Als die Familie bei Sonnenuntergang aufbricht, schenkt man uns noch Pitta, Oliven, eine Flasche Wasser und Orangen und mir gibt der Sohn ein Fadenarmband als Talisman: "safe journey!" Ein Vater hat mit seinen zwei Kindern einen "Ausritt" auf einem kleinen Gelaendemobil gemacht, das wie ein Minibagger ohne Schaufel aussieht. Man hat hier doch ein gutes Leben. Wir suchen hangaufwaerts einen ebenen und ruhigen Zeltplatz, den man nicht sofort einsehen kann. Es ist eine schoene Jahreszeit, denn alles blueht und gruent und unser Zelt steht inmitten roter, gelber und lilafarbener Blumen, aber auch pittoresker, abgestorbener Baeume. Der Untergrund muss sorgfaeltig von kleinen Steinen gereinigt werden, die sonst das Zelt von unten durchstossen koennten. Inzwischen sind die sich selbst ausdehnenden Schlafmatten halbsteif, die Schlafsaecke werden ausgerollt, mein Parka ist mein Kopfkissen mit dem Pullover als weiche Abdeckung, Renata nimmt dafuer T-Shirts und eine Jacke. Wir sammeln Totholz und bauen eine Lagerfeuerstelle, wobei erstmals die neue Stirnlampe zum Einsatz kommt- tolles Geraet. Das Holz ist feucht und Renata hat Muehe mittels einiger Seiten aus meinem Magazin "Spiegel" und Graesern ein dauerhaftes Feuerchen zu entwickeln. Dann roesten wir die restlichen Pittas und lassen uns ein, wie schon so oft, bunt zusammengesetztes Abendmahl schmecken. Noch lange sinnieren wir in die Flammen. Was werden uns die schlechten Nachrichten ueber den Irakkonflikt noch bescheren? Geschrieben am 20.3. in Jerusalem
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