4/10/2003 Israel / Kibbuz Lotan
km 101 und 104 km
Wir brechen auf und fahren weiter durch den Wadi Araba
(Harald und Renata) Wir verabschieden uns von Asher, der gerne Volontaere aufnimmt. Falls jemand an archaeologischen Ausgrabungen an dieser wichtigen historischen Staette Interesse hat und einen billigen Aufenthalt haben moechte, maile ihm: BIBTAMAR@NETVISION.NET.IL Wir nehmen viele Plastikflaschen Trinkwasser mit, der Haenger wird nochmals um 10 Kg. schwerer, die Low-rider-Tasche ist voller Lebensmittel, Renata hat ebenfalls vier Flaschen, d.h. 6 Kg. mehr zu transportieren. Auch von Dorothee und Ernst nehmen wir Abschied, Ernst nimmt mich noch mal in den Arm: "Leute wie euch koennen wir hier gebrauchen", sagt er. "Hier wird etwas entstehen, dass ist ueberall in Israel an Ausgrabungsstaetten so." Wir wuenschen den Beiden, dass sich ihre Traeume, die z.T. ja schon Wirklichkeit wurden, weiter erfuellen. Wer mal wuestenmaessig ausspannen und taeglich heilbaden moechte, zudem preiswert und gepflegt schlafen und selbst kochen will, ist hier richtig und maile an: PROARAVA@hotmail.com Leila, Ashers Huendin, faellt der Abschied von Kari schwer, sie laeuft bis zur Hauptstrasse mit. Die Sonne scheint, der Wind weht aus Nord- gut fuer uns: Rueckenwind! Das haben wir seit Monaten vermisst. Wir fahren aufwaerts, aus dem Tal des Toten Meeres geht es hinauf (!) zum Roten Meer- kurios genug. Aber der Anstieg ist kaum zu spueren, mal geht es bergab, dann lange, flache Steigungen bergauf. Kari sitzt fast staendig im Haenger, denn es ist heiss und wir kommen wegen des Windes schnell voran. Karis Laufgeschwindigkeit gaebe uns 11 bis 12 km/h vor, jetzt fahren wir meist um die 20 km/h. Wir fahren weiter in der Araba, dem riesigen Hauptwadi, der bis in den Golf von Aqaba auch die Grenze zu Jordanien bildet. Immer wieder sehen wir Greifvoegel, die im Wind segeln, Kraehen und Raben, Spatzen und uns unbekannte Voegel. Die Berge sind bunt und bizarr und wir werden nicht muede, sie anzuschauen. Manchmal landen wir deshalb fast im Graben, oder fahren durch Glas. Jetzt trinken wir regelmaessig und mehr, als wir Durst haben, um eine Austrocknung zu vermeiden. Leichte Kopfschmerzen haben wir aber beide. Nach 30 km machen wir die erste Pause unter einer Akazie. Wie immer, wenn wir richtig loslegen, haben wir unnatuerlich viel Hunger. Und im Bauch transportiert sich Essen besser, als in den Taschen. Kari ist nicht einverstanden mit der Taxifahrt und beginnt aus Frust, ihre Schaummatte, die als Unterlage im Anhänger dient, auseinanderzupfluecken. Nach 60 km machen wir Station an einer Touristen-Raststaette namens "101", d.h. 101 km bis zur aegyptischen Grenze bei Eilat. Alles ist witzig aufgemacht; an der Strasse ist die 101 aus Steinen geschrieben, leere, bunt bemalte Oelfaesser sind zu Blumen geformt, drinnen gibt es Beduinenzelte und einen Minizoo mit einem Tiger, den Kari gleich anklaefft. Daraufhin wird ein Mitarbeiter auf mich aufmerksam und schickt mich und Kari weg- no dogs! Ja, kennen wir (vorwurfsvoller Blick). Ich warte drei Minuten, bis Renata vom WC zurueck ist, weil ich keine zwei Raeder schieben kann. Aber das war zu lange, denn es erscheint ein gegelter Goldkettchen-Typ, der sich als Manager vorstellt und gleich losblafft, wir sollen verschwinden. Ich sage ihm, dass ich nur auf meine Frau gewartet haette, aber er legt gleich lautstark nach: Sofort weg hier! Ja, dass kennen wir auch schon, Unfreundlichkeit, es gibt keinen Spielraum, stur, nicht zuhoeren koennen oder wollen. Und keine Scheu sich Fremden gegenueber derart aufzufuehren, schliesslich war kein Schild draussen angebracht, dass den Eintritt mit Hunden verbot. Wir wollten hier zelten, aber daran ist nicht zu denken. Nein danke, da ziehen wir lieber weiter. Die israelischen Touristen fotografieren uns derweil, ohne uns zu fragen, oder auch nur zu gruessen. Jeder begafft uns, aber keiner gruesst. Der Wind ist heute unser Freund. Bald sehen wir links von uns in der Ferne die Strasse auf der jordanischen Seite, die wir entlangkaemen, wenn wir durch Jordanien gereist waeren. Und es geht abwaerts, immer weiter. So hoch waren wir? Unser Ziel ist ein Oeko-Kibbuz. Es wird schon dunkel, aber wir ziehen durch. Nach sagenhaften 104 km sind wir am Eingang des Kibbuz Lotan. Unser Rekord seitdem wir mit Kari unterwegs sind. Der Eingang ist mit einem massiven Stahltor verschlossen, niemand da, das Telefon am Eingang funktioniert nicht. Drinnen keiner zu sehen. Wir entschliessen uns gerade, vor dem umzaeunten Gelaende in der Wueste zu zelten, als ein amerikanischer Kibbuzim von draussen vorfaehrt und mit seinem Cellphone fuer das Oeffnen des Tores sorgt. Wir finden das beschriebene Buero, dort erwartet uns ein Israeli, der uns zum Freibad bringt, wo wir auf dem Rasen schlafen koennen. Hinter dem Zaun der Anlage ist die jordanische Grenze, nur 50 Meter entfernt. Alle Gaestezimmer seien voll, normalerweise koenne man gar nicht campen. Trotzdem soll es 20 Schekel kosten- Pause-(wir zucken nicht sichtbar zusammen) pro Person! Offensichtlich hat er sich den Preis gerade ausgedacht. Ich versuche ihm unsere spezielle Lage nahe zu bringen, aber er zuckt nur die Schultern. Im heftigen Wind bauen wir das Zelt auf und todmuede sinken wir in tiefen Schlaf, aus dem wir nur durch Karis Klaeffen (vorwurfsvoller Blick) gelegentlich geweckt werden. Geschrieben am 14.4. in Eilat
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