4/12/2003 Israel / Eilat
Das Timna-Tal
Wir lassen uns von einem Naturwunder ueberwaeltigen
(Harald und Renata) Die Nacht war die ruhigste Zeltnacht unserer Reise. Ein sternenklarer Himmel, die im Mondlicht schwarzen Berge ringsum, der senkrechte Abhang des Wadis, der hier eine Kurve beschreibt, die bizarren, fast kahlen Aeste einer Akazie vor dem Zelt und eine windlose Ruhe wie Atem in einem dicken Federkissen. Es ist nachts so warm ,dass wir die Schlafsaecke wegstrampeln. Wir gehen frueh Schlafen und meist bin ich dann schon vor dem Morgengrauen wach. Kari schlaeft tief, ihre seltsamen Albtraeume haben auch aufgehoert. Dann ruderte sie im Schlaf mit den Beinen, junkte leise, knurrte auch schon mal, die Augen rollen, wie bei uns Menschen, die Lefzen zucken. Jetzt seufzt sie nur noch lustvoll. Wir essen ein kaffeeloses Mahl. Kari versucht wegzulaufen, Richtung Eingang. Aber jetzt sind wir ohne Eintrittsgeld (eigentlich zu teuer fuer uns) drin und wollen nicht, dass der Hund uns auffliegen laesst. Ich hole Kari rennend ein, weil sie nicht gehorcht und binde sie an einem grossen Stein fest. Dann packen wir zusammen und machen Kari los. Kaum haben wir uns kurz umgedreht, hat sie sich, diesmal im Sauseschritt, davongemacht. Ich finde sie am Eingang, mittenmang zwischen israelischen Schuelern, die hier einen Tagesausflug starten. Aber niemand spricht uns auf Eintrittskarten an. Sind hier Hunde eigentlich erlaubt? Es gibt kein Verbotsschild, aber das heisst ja nichts, wie wir erfahren haben. Als wir losfahren wollen, ist der Hund wieder weg. Diesmal holt Renata ihn mit der Leine am Eingang ab. Wir radeln tiefer in das 70 qkm grosse Tal hinein. Rechts steht im roten Sand ein spiralfoermiger, kleiner Einzelberg, dahinter erheben sich die Haenge der talbegrenzenden Berge. Die Schatten sind noch lang, das Sonnenlicht faerbt alles noch roetlicher, als es sowieso schon ist. Wir biegen, einem Hinweisschild folgend, rechts ab und erreichen einen Aussichtspunkt. Etwa 10 Meter unter uns steht ein roter, pilzfoermiger Sandsteinfelsen, gross wie ein LKW. Solche Kuriositaeten entstehen durch Erosion im Laufe von Jahrtausenden werden weichere Schichten schneller abgebaut. Hier sind es Dolomit und Kalk, die den steilen Bergen des Tales im Hintergrund auch seine helle Farbe geben. Wir setzen uns und schauen lange, Kari laeuft hangabwaerts, schnell ist sie einen Kilometer entfernt, ein schwarzer Punkt im kartonfarbenen Sand. Alle Touristen sind Israelis und fahren weisse Autos und gruessen nicht. Hier draussen, angesichts einer solchen Natur, fuehlt man sich kleiner, beeindruckt. Diese Stimmung moechte man teilen, hier rueckt man zusammen. Aber das scheinen nur wir zu empfinden, was vielleicht auch daran liegt, dass die Touris das Tal so bequem, schnell, im Autokaefig airkonditioned durcheilen. Etwa weiter steht der naechste pilzfoermige Felsen, sechs Meter hoch und in der kleinen Ebene um ihn herum sieht man mehrere Mauerreste, die mehr als 3300 Jahre alt sind. Hier wurde Kupfer aus dem gruenspanigen Geroell, dem Malachit geschmolzen, ein Vorgang, der mehr als 10 Stunden dauerte. Die Reste des Schmelzofens sind noch zu sehen. Ich kraxle die ca. 50 Meter hohen Bergchen hoch und schaue ins Tal dahinter- wow! Was fuer eine Aussicht! Beige, schwarze, rote Berge, Sand- und Geroellwueste, Akazien, ein paar Buesche. Ein Grand Canyon, rote Erde wie in Colorado. Ich bin Gregory Peck und "das ist ein weites Land". Renata (und Kari schon lange) ist die Hitze zu gross, um sich jede Sehenswuerdigkeit zu erstrampeln. Auch ich lasse jetzt mein Rad stehen und winke einem Bus. Die israelische Reisegruppe nimmt mich zu einer Stelle mit, an der man etwa 7000 Jahre alte Felsmalereien gefunden hat. Heute ist die Farbe nicht mehr erhalten, aber die Riefen sind deutlich sichtbar. Ungelenke Strichmaennchen, mehr Symbole denn Darstellungen, Gazellen, Hunde (!), eine Gottheit mit grossen Haenden und Phallus. Der Rest der gezeigten Bilder sind Kopien, die man ueberall im Tal verteilt gefunden hat. Die beeindruckendsten stammen aus der aegyptischen Aera, sind etwa 3400 Jahre alt. Ich frage den Reiseleiter, ob der Krieg vorbei sei. Ja, nun mache man nur noch Ordnung, Hussein und seine Soehne seien verschwunden. Deutsche seien jetzt in Israel nicht so beliebt, weil sie gegen den Krieg waren. Und er legt noch nach: Tja, Buisness im Irak koennten die Deutschen wohl vergessen, sorry Mr.Schroeder, aufs falsche Pferd gesetzt! Ich kann mit diesem Zynismus nicht viel anfangen. Angesichts der Opfer so schnell zur Tagesordnung ueberzugehen, bedarf einer Einstellung, die mir abgeht. Der Bus bringt mich zu meinen Reisegefaehrtinnen zurueck. Ein Van haelt, Fahrer und Frau gruessen freundlich. Ob alles in Ordnung sei. Ein Lichtblick, ja, danke, alles o.k. Solange wir Wasser haben- und das geht zur Neige. Aber am Ende des halbrund gebogenen Tales gibt es einen kuenstlichen See und Restaurationen. Ich lasse Gepaeck und Anhaenger zurueck und radle zwei km weiter in eine Sackgasse. Hier befinden sich die Kupferminen aus Bronze- und aegyptischer Zeit. geschrieben am 16.4. in Eilat
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