4/12/2003 Israel / Eilat
Das Timna - Tal / 2.Teil
Fortsetzung
(Harald und Renata) Renata war vor mir kurz hier, aber ich kann nicht anders, als mir eine Stunde Zeit zu lassen. Es ist fantastisch! Ein riesiger Steinbogen will erklommen sein, mehrere kleinere sehe ich in den Berghaengen. Auf einer Felsebene befinden sich mehrere metertiefe Schaechte, kreisrund, Durchmesser ca. 80 cm, beidseitig sind primitive Stufen eingemeisselt. Zuerst wurden die gruenen Kupferkuegelchen und adrigen Gesteinsbrocken nur aufgesammelt, spaeter wurden dann senkrechte Schaechte gemeisselt, dann folgten kurze Abzweigungen. Erst die Aegypter der Aera Pharao Ramses des Dritten schufen vor ueber 3000 Jahren die jetzt hier sichtbaren weitverzweigten Schaechte, bis 36 m tief, mit Belueftungskanaelen und Holzkraenen. Deutlich sieht man den Unterschied der mit Steinhaemmern geschlagenen, runden Meisselspuren aus der Steinzeit und die mit spitzen Metallmeisseln geschaffenen Riefen. Auch die Roemer holten sich hier Kupfer aus dem Gestein. Erst 1976 wurde der Bergbau eingestellt. Ich krieche durch die wurmartigen, engen Schaechte, alles ist organisch gerundet. Als ich wieder an unserem "Wuestenstuetzpunkt" zurueck bin, hat Kari inzwischen zwei kleine, duenne Gazellen im Geroell gejagt und sich einen Lauf blutig verletzt. Die flinken Tiere waren fuer sie unerreichbar, aber ein schlechtes Gewissen ist wegen des Hundes im Naturpark dennoch angebracht. Renata wurde mehrfach angesprochen, ob alles in Ordnung sei, weil sie, mit dem Hund hinter dem Haenger im Schatten liegend, wohl ein hilfsbeduerftigen Eindruck erweckte. Dann haelt ein Wagen, ein Endsechziger stellt sich auf Deutsch als Manager vor. Ob wir Eintritt bezahlt haetten? Nein, wir waren zu spaet, die Kasse geschlossen, reden wir uns raus. Er habe uns naemlich gestern beim Rausfahren auf der Zufahrtstrasse gesehen. (Warum hat er uns den Weg dann nicht erspart, statt uns vor ein verschlossenes Tor fahren zu lassen- uebrigens, wie alle anderen Fahrer auch ?) Wir muessten beim Rausfahren zahlen. Machen wir! Ich erklaere ihm unsere besondere, auch finanzielle Situation. Sein Kommentar: In Deutschland sage man dazu nur: Dann gehe eben nicht rein! Ja, danke. Aber was koenne man schon von Deutschen anderes erwarten? Und, schon im Auto, er kurbelt nochmals das Fenster herunter, giftet er weiter, wenn er uns am Abend noch hier saehe, wuerde er uns "strafen". Wieder so ein Zeitgenosse... Wir muessen den ganzen Weg zurueckradeln, zur einzigen Strasse im Tal zurueck. Wir brauchen Wasser, um nach Eilat zu gelangen. Um ganze Berge geht es kilometerlang an einmaligen Felsformationen vorbei zum See. Es ist heiss, windig, staendig fahren Autos vorbei. Hier sieht ein Fels wie eine Sphinx aus, dort einer wie Saeulen. Der See, die ganze Anlage, ist notwendig um die Touristen in einer Pause zu verwoehnen, sieht aber wie eine Kirmes aus. Wir wollen mangels Masse nur Wasser und Kekse kaufen. Aber da ist das Ehepaar aus dem Van, der Mann laedt uns zum Essen ein. Trotz Warnung vor grossem Hunger sind wir im Beduinenzelt die Gaeste von Yoram und Tali und ihren drei Kindern. Erst als die Zeit draengt, brechen wir auf. Wir brauchen eine Stunde, um zum Taleingang zurueck zu gelangen. Hupend haelt ploetzlich Yoram neben uns: Bis bald in Eilat!- prescht er davon. Und nach ein paar Kilometern auf der Strasse 90 ist sind die Beiden wieder neben uns, als wir gerade mit 40 km/h bergab rauschen. Es wird schon dunkel, angenehm kuehl. Links im Tal sehen wir, ganz unwirklich in der Wueste, dunkelgruene, rechteckige Felder und Dattelpalmenhaine. Der Grenzzaun ist nicht zu sehen, ergo auch unbeleuchtet- wie seltsam, da man doch noch vor 20 Jahren Krieg miteinander fuehrte und die Bevoelkerungsmehrheit in Jordanien aus Palaestinensern besteht und dort auch die groessten Fluechtlingscamps stehen. Fuer die 30 km bis Eilat brauchen wir weniger als zwei Stunden. Erst sehen wir die Lichter von Aqaba, der jordanischen Grenzstadt, dann die auf den Flughafen anfliegenden Flugzeuge, viele Propellermaschinen, die mit der sehr kurzen, einzigen Start- und Landebahn besser klarkommen. Am Rollfeld vorbei fahren wir ins Zentrum. Eine Skyline von futuristischen Hotelburgen zeigt die Strandlinie. Im Zentrum alles voller Leuchtreklame, ein Mini-Torremolinos. Bauchfreie Mode scheint angesagt. Wir werden sogleich vor Dieben gewarnt, als wir bei McD. eine Tuete McMeals erstehen. Und hinter uns laeuft eine Ratte zu einem Abfallkorb. Tali hat uns den Suedstrand empfohlen. Hier stehen ein Dutzend Zelte, zwei Maenner wohnen hier hier schon seit laengerem. Einer heisst Chaim, kommt aus Duesseldorf. Wir schlagen das Zelt neben seinen drei auf. Der ca. 150 Meter lange Strand ist schmutzig und steinig, aber hier verjagt uns keiner. Unser Zelt steht direkt in der Einflugschneise des Flughafens, aber nachts wird nicht gelandet, so dass wir, trotz einiges Grill-Party-Geraeusche, gut schlafen.
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