4/13/2003 Israel / Eilat
Chaim
Ein Morgen mit Chaim, am Nachmittag im Luxushotel, am Abend im Mondlicht
(Harald und Renata) Trotz des Laerms, den die vorbeidonnernden LKWs in der Nacht gemacht haben, schliefen wir gut. Wir haben uns daran gewoehnt. Chaim macht uns Nescafe und wir fuehstuecken auf seiner Schaummatte, vor uns dass Meer, ca. 3 km entfernt liegt Aqaba, folgt man der Kuestenlinie drueben dann noch etwa 20 km, ist man an der saudi-arabischen Grenze. Im Golf von Eilat/Aqaba liegen mehrere grosse Poette/Schiffe und die ersten Jetskieer brausen durch das ruhige Wasser. Chaim hat zwei zugelaufene Hunde: den kleinen, blonden Struwwelpeter Buki und den maechtigen Doggenmischling Gordon, beide ein Herz und eine Seele. Chaims Kuehlschrank sind zwei Styroporboxen unter einer dicken Decke, die er innen mit Plastikflaschen voll Eis kuehlt. Sein Herd ist ein kleiner Grill, den er mit Plaettenbruchstuecken befeuert. In der offenen Flamme steht ein russgeschwaerzter Kessel, gespuelt wird mit Meerwasser. Ein Rollerfahrer bringt ihm neues Eis und grosse Beutel voller altem Brot, mit dem er die Fische, Katzen und Hunde und die Tauben fuettert. Chaim, eigentlich Heinz Kisilinski, Spitzname Kiki, hatte von 1973 bis 1977 die Diskothek "Spitze" in der Duesseldorfer Altstadt, frueher "Die Rutsche" und ich war seinerzeit dort, als junger Soldat, oft zu Gast. Wie klein die Welt ist... Als Jude hat er in Israel eine neue Heimat gefunden. Hinter uns stehen Saecke voller leerer Aluminiumbuechsen und Plastikflaschen. Die sind in Israel mit Pfand belegt, aber die Leute werfen sie trotzdem weg und Chaim sammelt sie morgens mit seinem Fahrrad samt kleinem Anhaenger, binnen zwei Stunden ein. Der Erloes gibt ihm ein Auskommen fuer den Tag. Er sagt, er sei sorgenfrei und gluecklich und moechte nirgendwo anders sein. Und es scheint, dass er sich vom heftigen Auf und Ab in seinem Leben hier eine Besinnungs-Erholungspause nimmt. 10 Meter vom Strand entfernt sehen wir drei Delphine auftauchen. Ich reisse mir die Kleider vom Leib, werfe die Sonnenbrille in den Sand und hechte ins Wasser, aber die Drei bleiben verschwunden. Nachmittags fahren wir mit den Raedern zum Nordstrand, unseren hitzemueden Hund koennen wir am Strand lassen. Mitten zwischen die exclusiven Hotels hindurch, gelangen wir zum "Paradise Garden": hier wohnen Yoram und Tali. Alles Glas, Marmor, Messing, Weiss. Palmen in der klimatisierten Lobby und im Innenhof, einem echten Paradies, voller Pools, Blumen, satten Rasenflaechen, Bars, Sonneschirmen, Bikinis, Sonnenbrillen, Badelatschen und Versace-Taschen. Oh, what a life! Die Leichtigkeit des Seins pur, hier werden die Schritte schlurfig, die Lider senken sich, die Stirn wird glatt, wer hier nicht ersattet und entspannt, bis der Nacken weich wird ist unrettbar. Yoram und Tali sind nicht da. Wir hinterlassen eine Nachricht und flanieren radelnd an den Glasfronten der Einkaufsmeile am Strand entlang. Wir suchen ein Internetcafe und checken die Mails und als wir am Abend wieder am Strand ankommen, erfahren wir von Chaim, dass Yoram da war. Schade. Das Mondlicht spiegelt sich im schwarzen Wasser vor den Lichtern von Aqaba, als wir uns mit Chaim muedequatschen. Dann noch im Kies mit Wasser aus der Flasche die Zaehne geputzt und ab ins Stoffhaus. geschrieben am 17.4. in Eilat
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