4/15/2003 Israel / Eilat
2. Teil- Die Delphine
Eine Begegnung mit Delphinen
(Harald und Renata) Tali hat uns warmes Essen mitgebracht, dass wir sogleich auf einer Bank am Eingang verzehren. Wir treffen die Shabats im Delphinarium wieder, einem Freigelaende, in dem neben balzenden Pfauen die Delphine die Hauptattraktion sind. Ab 17 Uhr ist der Eintritt frei. Das Delphinarium ist beruehmt, weil es einer der wenigen Orte auf der Welt ist, an dem freilebende Delphine zu den Menschen kommen, um mit ihnen zu spielen. Und hier werden geistig behinderte Kinder, wie z.B. Authisten, mit den Tieren in Kontakt gebracht. Seltsamerweise hat diese Begegnung nachhaltige Heilerfolge gebracht. Talis Juengster, drei Jahre alt, sagt uns, wir wuerden nicht glauben, was wir gleich zu sehen bekommen wuerden- zum Knutschen, das Kerlchen. Hinter einem fussballfeldgrossen Schwimmerbereich liegt eine zweite Zone, die mit Barrieren und Netzen den Bereich der Delphine markiert. Und da sind sie- etwa sechs bis acht mittelgrosse Delphine! Zum Teil schwimmen sie auch ausserhalb der Barriere, was beweist, dass sie jederzeit nach draussen koennen. Man hatte uns erzaehlt, dass ein kleiner Hund mit den Delphinen spielt- eine Sensation. Der struwwelige Hund sieht aus wie Chaims Buki, blond und zottelig und sitzt auf dem hoelzernen Steg und schaut den Delphinen zu. Er hat keine Augen fuer irgendetwas anderes, schliesslich geht er unter den Steg und setzt sich auf den aeussersten Stein am Wasser. Das Ganze ist um so erstaunlicher, weil weder der Hund, noch die Delphine trainiert worden sind. Der Hund laeuft jeden Morgen von Eilat kilometerweit bis hierhin und abends zurueck. Ich kraxle unter den Steg und sehe sogleich eine gruene Krabbe mit weissen Punkten, dann, 20 cm neben meinen Fuessen, die im Wasser stehen, eine Graue Muraene, etwa 60 cm lang. Dann taucht von rechts eine zweite Muraene auf, ueber einen Meter lang, blau-weiss gestreift. Vorsichtshalber gehe ich denn doch aus dem Wasser. Hinter der barriere springen die Delphine- ich schwimme zu ihnen hin, strecke die Arme durch die engen Maschen, patsche leicht mit den Haenden aufs Wasser, wie ich es mal im Fernsehen gesehen habe und sofort kommen sie, gleich zwei tauchen vor meinem Gesicht auf. Ich beruehre sie vorsichtig, fasse die Schnauzen und Wangen an. Delphine sind Raubtiere, wie Orcas, Kleinwale, ergo Saeugetiere. Und haben jede Menge spitzer Zaehne und weil es bereits dunkel wird, sehe ich sie nicht heranschwimmen- ploetzlich sind ihre offenen Maeuler an meinen Haenden. Ich bin voellig blown off. Immer wieder kommen sie, ihre Haut ist glatt, hart, fuehlt sich wie nasses Gummi an. Ihre grau-trueben Augen sehen mich an, wenn sie sich langsam auf die Seite drehen. Ich gebe ihnen zu erkennen, dass ich unsicher bin und das scheinen sie zu bemerken und sind ganz langsam und vorsichtig und sie machen leise knarrende Geraeusche, die auf mich beruhigend wirken: Keine Sorge Junge, wir sind o.k... Zischend atmen sie aus dem Atemloch oben auf dem Kopf. Im jetzigen Golfkrieg haben die Amerikaner diese intelligenten Saeugetiere zum Minensuchen eingesetzt. Die Shabats klatschen Beifall- nicht fuer mich, sondern weil sie meinen, dass dies die Delphine freut und ermuntert. Erst, als ich mangels Bewegung durchgekuehlt bin verlasse ich das Wasser. Tali springt ins Wasser und will es mir gleichtun, aber warum auch immer, die Tiere kommen nur einmal kurz zu ihr. Und der Hund springt ins Wasser, schwimmt zu seinen Freunden, die aber heute nicht mehr mit ihm spielen wollen und so rudert er nach ein paar Minuten wieder an Land. Was fuer eine kuriose Freundschaft. Es ist fast dunkel, wir radeln zum Suedstrand zurueck. Kari ist ausser sich vor Freude. es geht ihr hier gut. Zwar ist der Strand zeckenverseucht (wir holen ihr ueber 40 aus dem Fell!), aber mit Gordon hat sie sich angefreundet. Leider fliegen auch hier wiederholt Steine. Auch die Juden pflegen diese Form von Tierliebe. Tali hat uns ihr Handy gegeben und wir rufen an und werden abgeholt. Die Shabats haben das Hotel gewechselt, ein Verlosungsgewinn soll ausgenutzt werden. Wir duschen, werden mit einem Abendessen versorgt und gehen dann in die Veranstaltungshalle, wo eine Mini-Playback-Show gezeigt wird. Dann schwingen sich vier singende Kellner auf die Buehne, fuer deren Darbietung eigentlich spaetestens nach der ersten halben Stunde ein saftiges Schmerzensgeld faellig waere. Was haben wir gelacht ueber die Karaokeshow. Die Kinder schlafen schon auf den Sesseln ein, weshalb wir alles weitere auf morgen verschieben. Am Strand stellen sich immer mehr Leute ein, eine Truppe baut sich direkt neben uns auf. Es wird nicht mal gegruesst. Stumm wird ueber unsere Spannschnuere getrampelt, ein Generator qualmt und knattert uns voll. Als ich frage, ob man uns mit diesem Grossvorhaben vertreiben wolle, sagt eine Frau, wir koennten ja umziehen, wenns uns nicht passt, der Strand sei gross genug. Danke fuer den Hinweis, gute Idee. Es entsteht ein Eigenheim, bis tief in die Nacht wird aufgebaut, 50 qm gross, meterhoch ueberragt uns das Gebilde. Wie nett. Waere da nicht Chaim, sein Kuehlschrank, die Moeglichkeit Kari und die Raeder mal zurueck zu lassen, wir wuerden jetzt umziehen. Aber dann wird es doch noch ruhig genug fuer eine Muetze Schlaf. geschrieben am 18.4. in Eilat
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