4/18/2003 Israel / Eilat
Zeltplatz zwischen Geschuetzstellungen
Trance im Geroell / Stellungen im Sand / Schnorcheln am Karfreitag
(Harald und Renata) Heute ist Karfreitag und hier ist nichts oesterlich. Waeren da nicht die Mails aus der Heimat, wir wuerden Ostern glatt vergessen. In der Nacht und am fruehen Morgen fahren Allrad-PKWs auf den Wegen um unser Zelt herum. Und vom Strand, 300 Meter unter uns, klingt Techno-Trance durch den Wadi zu uns. Vom Strand her brummen die Generatoren und der Wind traegt das Gewirr hunderter Stimmen und vielstimmigen Gesang zu uns hoch. Trotzdem haben wir hier mehr Ruhe und uns bleibt schleierhaft, wie die Leute das Gedraenge, den Laerm und Schmutz da unten geniessen koennen. Es gibt keine Toiletten und bald wehten die ersten Stuecke benutzten Toilettenpapiers auf unser Zelt. Ich wandere mit Kari am fruehen Morgen durch die staubig-steinigen Huegel. Irgendwie sieht die Gegend aus, wie eine riesige Tiefbaustelle. Auf den Huegeln ringsum sehe ich verlassene, kleine Unterstaende und mit zerfallenen Sandsaecken verstaerkte Stellungen fuer Artillerie. Von hier aus konnte man bis zu den jordanischen Bergen hinueberschiessen. Seit dem Friedensvertrag mit Jordanien sind die Stellungen wohl nicht mehr noetig. Als ich auf die Kuestenstrasse nach unten blicke, sehe ich Chaim mit seinem Fahrrad, wie er die Muellcontainer nach Pfandgut durchsieht. Ich rufe ihm zu, wir kaemen fruehstuecken, da ja unsere Lebensmittel noch in seinem "Kuehlschrank" sind. Wir bauen ab und kaempfen uns durch den weichen Sand nach unten. Hier hat in der Nacht ein PKW auf einem Kamm aufgesetzt und steht nun verlassen da. Unten am Strand fahren manche bis ins Wasser und wundern sich dann, dass sie nicht mehr rauskommen. Chaim sagt, er huelfe denen nicht, weil sie es sonst nicht lernten. Manchmal klingt Hartes, Verbittertes aus seinem Mund und seine vielen Erzaehlungen zum Thema Reichtum und Gewalt zeigen, dass sein jetziges Dasein laengst nicht nur von Gelassenheit erfuellt ist. Wir verzehren ein karges Mahl: Matze mit Blaubeermarmelade (wirklich nicht mit "Schwartau" zu vergleichen) und Reste von Joghurt und Huettenkaese. Kari hat leider immer noch nicht gelernt, sich wie die anderen Hunde hier, einfach im Meerwasser abzukuehlen und findet sich daher meist unter irgendeinem Auto wieder. Wir fahren in die Stadt und ich schreibe im Netcafe. Renata hat nebenan im Laden eine zweite Sommerstrandgutelauneurlaubseasygoflatterhose gekauft und sich mit der Ladenbesitzerin angefreundet. Wir entschliessen uns, morgen einen Traum wahr werden zu lassen und nach Wadi Rum und, falls moeglich, auch nach Petra zu fahren. Das bedeutet, Kari unterzubringen, den groessten Teil des Gepaecks zurueckzulassen und in Jordanien zu uebernachten. Die nette Ladenbesitzerin heisst Cholette, ist Franzoesin und hat erst vor vier Monaten ihren Laden eroeffnet. Sie bietet uns an, im Laden oder bei sich zu Hause alles unterzustellen, bis wir zurueck sind. Kari koennte bei Chaim bleiben, aber das Gedraenge am Strand und die zunehmend schlechte Laune Chaims lassen das nicht ratsam erscheinen. Was tun also? Eine Busfahrt im moslemischen Jordanien ist mit Hund wahrscheinlich nicht moeglich. Und vermutlich kann der Hund auch nicht in Wadi Rum und Petra hinein- wohin dann mit ihm? Wir fahren zum Delphinarium, dem kleinen Paradies mit Walblick. Auch heute springen die grauen Saeuger wieder, aber es sind wohl zu viele Besucher da, um einen Kontakt mit ihnen zuzulassen, weshalb ein Kanute sich zwischen mich und den Zaun draengt:"No contact!" weist er an. Wir probieren die Schnorchel aus. Unter Wasser hoert man die staendige Unterhaltung der Delfine deutlich. Selbst hier, am belebten Strand, schwimmen bunte Fische en masse umher und eine Graue Muraene warnt mich mit Beissgebaerden, nur ja nicht naeher zu kommen. Als wir spaeter zum Strand kommen, herrscht dort Aufregung. Der starke Suedwind drueckt das Wasser des Roten Meeres in den Golf von Aqaba und hier stehen die ersten Zelte unter Wasser. Chaims Laune ist auf dem Tiefpunkt, weshalb wir alles einpacken, was hier noch lagerte. Wir zelten am selben Standort wie in der Nacht zuvor. geschrieben am 22.4. in Eilat
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