4/19/2003 Jordanien / Wadi Rum
Wadi Rum / 3. Teil
Dritter Teil
(Harald und Renata) Wir laden zusammen mit seiner Frau, die mit braunem Kleid und lose umgelegtem, schwarzen Kopftuch bekleidet ist, alles fuer die Nacht in der Wueste ein. Wir haben unser Zelt und die Schlafmatten und -saecke mitgenommen. Dann wird das heisse Essen eingeladen und duftet koestlich zu unseren Fuessen, als es durch die Dunkelheit in den Wadi hinausgeht. Zwischen den riesigen Bergbloecken misst die Breite des Wadis etwa ein bis zwei Kilometer. Die Sterne leuchten und der Mond zeichnet die Berge als schwarze Masse vor dem Horizont. Wir erreichen bald "Lawrence Quelle", die einzige im Wadi Rum, die ganzjaehrig Wasser spendet. Hier stehen grosse, schwarze Beduinenzelte und wir stellen einen der Jeeps ab. Dann geht es weiter, stockfinster ist es jetzt und wir wundern uns, wie der Mann den Weg ohne Strasse finden kann. Bei genauerem Hinsehen fallen aber kleine Markierungen auf, ein paar aufgehaeufte Steine dort, wo die Topografie nicht mehr hilft. Der Jeep haelt direkt an einem kleinen Berg. Wir stehen unter einer Art Halbhoehle. Hier hat die Familie fuer die Touristen einen Verschlag und einen Wassertank und eine Metalliege aufgestellt. Aber wir bauen unser eigenes Zelt auf. Der Mann muss unter den Augen seiner Frau die Felsen absuchen. Als ich sehe, dass Geckos gemeint sind, deren Erscheinen im Licht der Taschenlampe die Frau voller Schrecken schreiend quittiert, fange ich einen Gecko und lasse ihn in meinen Finger beissen, was das Kerlchen voller luftpumpender Angst auch gleich macht, um den beiden Beduinen zu zeigen, wie absolut harmlos die Echsen sind. Der Mann lacht, die Frau laesst sich, so scheints, ihre Abneigung nicht gerne nehmen. Wahrscheinlich haette der Mann den Gecko sonst zerquetscht. Wir essen auf einer Flechtmatte im kuehlen Nachtwind Reis und Huehnchen, dass der Mann mit den Fingern von den Knochen knibbelt und auf unsere Seite der gemeinsamen Schale wirft. Der Salat wird ebenfalls einfach auf den Reis geloeffelt und dazu gibt es Laebbaene, Sauermilch. Dann wird noch gewuerzter, stark gesuesster Tee getrunken. Die Frau ist 17, im vierten Monat schwanger und ihr Redefluss ist nicht zu stoppen. Wir versuchen eine Unterhaltung zuwege zu bringen, da der Mann etwas Englisch spricht. Aber die Beiden sind nicht interessiert, sie reden, als ob wir garnicht da waeren. Renatas Augen werden immer schmaler, es wird Zeit Schlafen zu gehen. Ich gehe nochmal in die Wueste hinaus, meine Stirnlampe gibt Licht genug. Es ist so still hier, nur der Wind in meinen Ohren ist zu hoeren. Kein Auto in der Ferne, kein Flugzeug, kein Hundebellen. Und ich denke: Wo, um Himmels Willen sind wir hier eigentlich? Noch garnicht angekommen, innerlich. Am lautesten ist aber der Ruf meiner Liegestatt: "Komm Harald, komm schlafen!" geschrieben am 22.4. in Eilat
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