4/26/2003 Aegypten / Naehe Ras El Burqa
Afrika !
Markierte und gefilzte Taschen / naechtlicher Besuch
(Harald und Renata) Am fruehen Morgen fahre ich mit Colette und unseren insgesamt vier Hunden in die Bergwueste ueber Eilat. Die Schatten sind noch lang, die Luft kuehl. Da ist Bobby, der muskuloese, kleine Pinscherruede, verliebt in Kari, der uns zum Abschied auf die Packtaschen pinkelt, und Vanille, die richtig dicke Tante und da ist Chou-Chou, ein zotteliges, nervoeses Huetehuendchen, mit dem sich Kari ein paar Mal anlegt. Inzwischen hat Renata das Zelt abgebaut, die Fahrraeder geoelt, die Taschen gepackt. Spaeter uebermittelt mir Jaques noch die vorbereiteten Fotos- jetzt ist alles erledigt. Nach einem kurzen Fruehstueck brechen wir auf. Es ist wieder ein Abschied mit einem kleinen Kloss im Hals. Das wird wohl nie Routine. Bergab geht es und zum Strand, wo wir uns auch von Chaim verabschieden. Der Strand ist jetzt fast wieder so leer, wie bei unserer Ankunft, nur voller Dreck. Chaim setzt sich auf sein Surfbrett und paddelt zu seinen Fischfangkoerben an der Mohle. Machs gut, halt die Ohren steif. Die Grenze ist nur 6 km entfernt, der israelische Grenzuebertritt wieder von Fragen nach Syrien begleitet, (pro Nase sind wieder 15 Dollar faellig), letztlich aber schnell erledigt, von wieder sehr jungen Leuten. Wir tauschen das restliche israelische Geld, das syrische werden wir hier natuerlich nicht los. Auf der aegyptischen Seite stehen die, jetzt am Ende der Pessachferien rueckreisenden, Israelis Schlange. Die Uniformen der Zoellner sind weiss, die Barrette schwarz. Unser Gepaeck wird durchleuchtet, mehrere Taschen muss ich komplett ausraeumen, Renata raeumt den Haenger aus, das grosse Messer verbirgt sie unbemerkt. Das Sat.-Telefon wird erstmal konfisziert. Was das sei? Die Frage wird viermal gestellt und beantwortet. Erst eine Stunde spaeter taucht das grosse Handy wieder auf. Trotz aller Probleme wird gelaechelt, man ist hoeflich- was fuer ein Unterschied zum Auftreten der israelischen Zoellner. Waehrenddessen hat ein freundlicher Bankangestellter unsere Raeder bewundert und erlaeutert uns nun die ganze Strecke bis Assuan. Sinai an der Ostkueste kein Problem, oede an der Westkueste, Cairo gigantisch, ca. 15 Millionen Einwohner oder mehr, nilaufwaerts Teerstrassen, ab dem Mittelabschnitt gesperrt fuer Einzelreisende. Aha! Da werden wir uns wohl etwas einfallen lassen muessen, um auf den Raedern durch Aegypten zu kommen. Und ab Assuan werde es nachts kalt, weshalb wir die warmen Jacken wohl besser behalten. Dann sind wir abgefertigt: "Welcome in Egypt!" Der Ort an der Grenze heisst Taba, ein Nest, ein paar Laeden. Wir essen Ful, ein aegyptisches Gericht aus weissen Bohnen, kaufen Wasser und Verpflegung. 100 Meter weiter eine Sperre, ein Schild bezeugt, dass hier pro Person 25 Pfund, etwa 4 Euro Steuer faellig sind. Wir tragen unsere Huete, denn der kuehle Wind taeuscht, leicht ueberzieht man seine Besonnungszeit. Die Strassen sind schlechter, Risse, Loecher, Wellen, Sand. Anfangs verlaeuft die Strecke eben, dann geht es auf und ab, die Steigungen muessen wir schiebend bewaeltigen. Links liegt das Meer, rechts reihen sich die bunten Berge zu einer Kette. Einer tief-rostrot, der naechste fast weiss. Das Meer ist ueber dem hellen Sand tuerkisfarben. Die Landschaft aehnelt der tuerkischen Kueste, aber hier fehlt das Gruen, nur vereinzelt gibt es blassgruene, spaerlich belaubte Akazien, ein paar vereinzelte Straeucher. Eine Rast an einer Traumbucht, naturgeschuetzt. Der Kaffee muss verhandelt werden, wie alles hier. Aegypten, dass hat man uns wiederholt gesagt, ist das Heimatland der Fantasiepreise, schlimmer als die Tuerkei. Jetzt ist es ueber 30 Grad warm. Die Strasse flimmert, die uns entgegenkommenden Autos der Israelis haben vorlaeufige, aegyptische Kennzeichen ueber den eigenen. Bis Scharm-El-Scheich an der Suedspitze der Sinaihalbinsel koennen die Israelis reisen und wir sogar ohne Visa. Da wir weiterfahren, brauchten wir die Visa aber. Die zahlreichen Hotelbauten sind pfiffig gemacht, leer, warten auf israelische Gaeste, die seit dem Ausbruch der zweiten Intifada fast ausblieben. In der Folge stehen hier hunderte von Bauruinen. Der Strand ist nahezu komplett abgezaeunt, alles, so scheints, verkauft, fast ausverkauft. Kamele laufen umher, die Maenner tragen bunte Turbane: fliederfarben, rosarot, hellblau und in noch nicht gesehener Weise gewickelt. Beduinenzelte und -bauten in den Wadis. Man gruesst hupend, freundlich. Zweimal werden wir von anhaltenden Wagenlenkern gefragt, ob wir mitfahren wollen, mehrfach wird Hilfe angeboten. Zwei Polizeikontrollstellen passieren wir problemlos. Am gut sichtbaren gegenueberliegenden Ufer des Roten Meeres liegt Saudi Arabien. Es daemmert, wir suchen einen Zeltplatz, finden hinter einer Grossbaustelle einer Feriensiedlung einen steinarmen Strand. Ich gehe schwimmen, im Halbdunkel immer etwas beunruhigend wegen der Haie. Kari ist gluecklich: Sandstrand! Haken schlagen, springen, buddeln. Nur ins Wasser geht sie nicht, obwohl sie das in Israel den anderen Hunden haette abgucken koennen. Sie hilft uns auch interessiert beim Vorbereiten des Untergrundes. Wir essen Matze mit Blaubeermarmelade und widmen eine schrecklich-schmeckende Schokocreme Kari. Spaeter, wir schlafen friedlich, weckt uns Scheinwerferlicht (nicht Kari!). Zwei Maenner stellen sich gestikulierend als Security vor und wollen uns verjagen. Ich sage kategorisch "Nein". Im Dunkeln abbauen, weiterfahren, neuen Platz suchen, aufbauen ? Never. Wozu auch ? Man bietet uns eine Zigarette an, dann fragt man nach Wasser. Schwai-schwai... Schliesslich holt man Verstaerkung, es stehen fuenf Maenner um uns herum, keiner spricht Englisch. Aber alles geht ruhig ab. "Israelis?" forscht einer nach. "No, Allemanie" quittieren wir. "Good!" kommt es satt-zufrieden und grinsend rueber. Renata hat schliesslich die rettende Idee, holt unsere Paesse. Wir bieten Abzug um sechs Uhr in der Frueh an und unsere Namen und Passnummern. Das zieht, wahrt das Gesicht der Maenner, wir bieten etwas an. Man verabsachiedet sich freundlich und wir koennen schlafen. Endlich. geschrieben am 29.4. in Nuweiba
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