4/28/2003 Aegypten / Nuweiba
Wie sind 47 Grad im Schatten?
Ein fauler Tag
(Harald und Renata) Die Muecken sitzen so dicht auf dem Innenzelt, dass wir beim schnellen Hinaus- und Hineinschluepfen jedes Mal ein, zwei der Viecher mit hinein nehmen. Dann muessen wir mit der Taschenlampe alles innen absuchen. Manchmal uebersieht man einen der Blutsauger und wacht dann sich kratzend auf, muss sich todmuede aufraffen und den Quaelgeist finden und erlegen. Und als wir die Reissverschluesse, die zudem durch eine Stofflasche verdeckt sind, nur 2 cm offen lassen, finden die Angreifer diesen Durchschlupf. Ein passiver Malariaschutz scheint aussichtslos. Geht man zur Toilette. Kommt man mit zerstochenen Fuessen wieder heraus, selbst beim Umkleiden kann man gar nicht schnell genug sein. Ein Mueckennetz muss her- wieder mehr Gepaeck. Der feine Staub weht durch alle Ritzen und am Morgen liegt eine rote Schicht ueber allem Gepaeck. Wir sind hier am oestlichen Ende der Bucht, an der "Soft Beach". Aus Palmstaemmen haben die Betreiber hier kleine Picknic-Ecken am Strand gebaut, man sitzt auf Kissen auf dem Boden, unter schattenspendenden Palmzweigen- Oh, what a life! Petra ist schwer erkaeltet. Temperaturen von etwa 30 Grad im Schatten empfinden die Beiden als kuehl. Im Sudan waren es 47 Grad. Wir fragen neugierig nach, wie man das denn aushaelt. Und die Beiden waren seinerzeit selber erstaunt ueber ihr gutes Abschneiden. Wahrscheinlich ist trockene Luft der Schluessel zur guten Vertraeglichkeit solcher Extreme. Wir gehen Schnorcheln. Direkt vor dem Strand liegen zwei etwa PKW-grosse Korallenbauten, umschwaermt von ca. 20 verschiedenen Arten bunter Fische. Seeigel sitzen darauf, orange Seeanemonententakel wiegen sich rhythmisch in den Wellenbewegungen, die Sonne zeichnet staendig flackernde Lichtnetze auf den hellen Sand, in dem exotische Schnecken kriechen und Krabben sich eingegraben haben. Am Strand finden sich zahlreiche Loecher. Strandkrabben haben sich hier lange Roehren gegraben. Renata ist aengstlich wegen der Haie und sie ekelt sich vor den vielen Haufen von Sandwuerstchen, teils fussballgross, die unter Wasser liegen und das Ausscheidungsprodukt von Wuermern sind. Laenger als 15, 20 Minuten kann man wegen der Wassertemperatur nicht Schnorcheln. Aber trotz allem ist es ein einmaliges Erlebnis, diese Farbenpracht zum Greifen nah um sich herum zu sehen. Eine grosse Koralle ist leuchtend gelb, andere sind rot oder gruenlich. Ich habe wieder mal Magenprobleme- auch das wird mich wohl weiterhin begleiten. Richard tritt mir seine zwei Ausgaben des "Spiegel" ab, die ich ungeduldig verschlinge. Abends essen wir zusammen am Strand, die Sonne geht langsam unter, faerbt die Schilfhuetten erst ocker, dann orange und schliesslich rot, die Berge auf der saudischen Seite des Golfs ebenso. Da faehrt die Faehre nach Aqaba, die hier in Nuweiba ablegt und den Weg ueber Israel erspart. Die Hunde liegen neben uns. Renata hat jede Menge Kosenamen fuer Kari kreiert: Karuchen, Karusinski, Caruso(!), wahlweise Tierchen oder Tierchens, Schnuckelige usw. So angesprochen, schliesst die Huendin genuesslich die Augen, schmack-schmack!- schluckt sie, statt uns abzulecken und faellt dann meist foermlich um, dreht sich auf den Ruecken und winkelt die Laeufe an. Wir lachen Traenen beim Abendessen, auch ueber Richards aetzende Kommentare zu den Verhaeltnissen "vor Ort" in Afrika. Petra hat bei unserer ersten Begegnung die aegyptische Flagge fuer eine deutsche Reichsfahne mit Reichsadler gehalten. Tatsaechlich sind die Farben ja auch die gleichen: Schwarz, weiss und rot, der aegyptische Adler ist allerdings goldfarben, statt schwarz. Ein saudi-arabischer Mann stellt seine Familie vor:" Das sind meine Kinder und das ist meine Frau, die saudi-arabische..." Das war ein schoener Tag. Geschrieben am 1.5. in Nuweiba
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