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Reisetagebuch

5/2/2003   Aegypten / Wadi Naehe Ein Hudra

Ein phantastischer Zeltplatz

Aufbruch in die Berge

(Harald und Renata) Renata mag garnicht losfahren, moechte am liebsten bleiben. Es ist ein Ort, an dem man festbacken kann. An dem man alle Probleme vergessen kann, relaxt, aber auch seine Energie verlieren und sich dem suessen Nichtstun hingeben koennte, wie die Mannschaft der Bounty in der Suedsee. So muss ich als Kapitaen Hornblower den Startschuss geben.

Als unser Schiff den Hafen verlassen will, steht eine junge, zierliche Japanerin mit einem riesigen Rucksack vor uns, die sich zu Fuss zum Hafen aufmacht. Sie heisst Mika, kommt aus Tokyo und war wochenlang im Sudan und in Aethiopien. Ihr Koerper ist uebersaet mit frischen, krustigen Narben, die sie sich durch Laeuse oder Wanzen in den dortigen Betten zugezogen hat. Was fuer eine mutige Frau, die sich, kaum der englischen Sprache maechtig, alleine in diese Regionen begibt!

Es ist ein heisser Morgen, obwohl wolkig und windig. Heute ist der Wind unser Freund und puscht uns vorwaerts.

Wir passieren den Hafen, in dem eine Faehre vor Anker liegt und fahren an einer Kontrollstelle der Polizei vorbei, die die Zufahrt zur Bergstrecke nach Kairo regelt. Nach ca. 35 km biegt die Strasse nach rechts in die Berge ab. Wir nehmen Abschied vom Roten Meer. Woher es seinen Namen hat, weiss niemand so genau. Von den roetlichen Algen, von den roten Bergen, die sich manchmal auf der Wasseroberflaeche spiegeln oder aufgrund einer falschen Uebersetzung aus dem Altaegyptischen, wer weiss?

Es geht steil aufwaerts. Nur schiebend sind unsere Drahtesel da hoch zu bekommen. Jeder der wenigen Autofahrer hupt. Es sind normale Hupen und die Insassen lachen und gruessen- so moegen wir das. Und mehrmals stoppen Fahrer und fragen, ob sie uns mitnehmen sollen, es ginge nur noch so steil weiter, stundenlang...uuups! Aber wir haben es ja nicht anders gewollt, jeden Kilometer zu Fuss oder radfahrend. Von einem Fahrer erbitten wir Wasser, denn unser Vorrat neigt sich dem Ende.

Gegen elf Uhr wird die Hitze fast unertraeglich, aber es gibt keinen Schatten, keine Hoehlen, keine Baeume. Der Asphalt gibt eine unertraegliche Hitze ab, weshalb Kari auf der weissen Begrenzungslinie laeuft. Die Strasse folgt praktischerweise dem Verlauf der Wadis. Nach ca. 13 km ist der ununterbrochene Anstieg zu Ende. Es war der laengste unserer bisherigen Tour.

Eine einfache Huette mit Holzvorbau und Schatten laedt zur Rast ein. Mehrere, weissberockte Beamte der Fremdenpolizei machen gerade Teepause. Wir trinken gruenen Minttee und Tschai und eine Menge Wasser. Der Ladeninhaber nimmt uns zuviel Geld ab, aber hier draussen hat man nicht gerade viel Auswahl.

Die Polizisten amuesieren sich praechtig ueber den Hund, unsere Tour und die Digitalbilder, die man sich sofort anschauen kann. Jeder will mal neben der blonden Deutschen fotografiert werden- kann ich ja verstehen.

Ein Beduinenknirps will uns Glitzerschmuck verkaufen. Aber stattdessen bekommt er Renatas Parka aus Antakia geschenkt und die Wollmuetze, meine Winterhandschuhe aus Latakia (hier oben faellt im Winter tatsaechlich Schnee) und sinnigerweise Renatas zweite Radlerhose( fuer komfortable Kamelritte geeignet), zudem die beiden Guerteltaschen, die wir von den Wachleuten von Dead-Sea-Works bekommen hatten- wir hoffen, er stoert sich nicht an der hebraeischen Aufschrift.

Ab 16, 17 Uhr wird es ertraeglicher, die Sonne verschwindet dann bereits hinter den hoechsten Gipfeln, die Schatten auf Strassenabschnitte werfen.

Wir peilen verschiedene Uebernachtungsplaetze an, aber der Ehrgeiz treibt uns immer weiter voran, trotz schwerer Beine und Rueckenschmerzen, wegen der vornuebergebeugten Haltung beim Schieben.

Und irgendwann muss der neuerliche Anstieg doch auch mal zu Ende gehen...und dann fahren wir noch bergab und dann suchen wir flux einen Platz... Da! Ein Bergkamm, die Strassenbauer haben die Kuppe einfach durchbrochen. Der schroffe, roetliche Stein ragt 30 Meter beidseits auf. Und der Anblick, der sich uns bietet, als wir den hoechsten Punkt der Strasse erreichen, ist unglaublich. Ein Wadi Rum in der Sinai, eine Traumwelt aus riesigen Monoliten und hellem Sand, eine kilometerweite Ebene, in der Inseln aus dunklem Fels liegen. Rechts im Tal stehen sechs weisse Beduinenhaeuschen, die Strasse fuehrt ueber eine lange, aufgeschuettete Rampe talwaerts in die Wueste hinein und verschwindet am Horizont zwischen den Bergen. Der Abenddunst legt einen romantischen Schleier ueber die Szene, wie durch einen Weichzeichner besehen verwischen alle Konturen. Wieder moechten wir Euch alle hier haben, um uns herum, dass Ihr das sehen koenntet, welche Herrlichkeit die Natur in der Wueste bereithaelt. Dann saessen wir hier am Berghang, wuerden still, ehrfuerchtig, angesichts all der Schoenheit dieser uralten Landschaft.

Beduinen haben hier ein paar Staende, um ihren Schmuck zu verkaufen, aber jetzt ist der Platz verlassen und wir stellen unser Zelt direkt neben der Strasse auf, verdeckt hinter einer Mauer. Wir legen die gefaltete Decke auf ein Maeuerchen und essen Fladenbrot mit Marmelade und heisser Schokoladencreme (was fuer eine tropfende, leckere Schweinerei), dazu gibt es warmes Wasser. Bis zum letzten Tageslicht sitzen wir hier und geniessen, am Ende wortlos, die Aussicht.

Beim Zeltaufbau verbergen wir uns hinter der Mauer vor den Autoscheinwerfern und ziehen auch die beiden Fahnen aus dem Haenger, um unentdeckt zu bleiben.

Es fahren nur noch wenige Autos vorbei und es wird eine ruhige und kuehle Nacht.

geschrieben am 6.5. in St. Catherine


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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