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Reisetagebuch

5/4/2003   Aegypten / Saint Catherine

Kloster Sankt Katharina

Fahrt durch die Bergwueste, Wasser aus einem Brunnen der Beduinen, wir erreichen das Zentralmassiv in der Sued-Sinai um den Dschebel Katharina

(Harald und Renata) Als noch alles lange Schatten wirft, sitzen wir mit der Familie vor der offenen Kueche auf einem Teppich und essen Brot und Kaese und erwehren uns der vielen, laestigen Fliegen, die selbst im abgelegensten Winkel der Wueste zu finden sind.

Die Schwester des Gastgebers ist gehoerlos und verstaendigt sich mit Lauten, vorallem aber einer selbstkreierten Gebaerdensprache mit den anderen. Am Morgen, bevor der Mann erscheint, zeigen sich die Maedchen mir ohne Schleier. Es sind Gesichter mit schwarzen Augenbrauen und braunen Augen, einer dunkelbraunen Haut, glatten Zuegen und wachem und freundlichem Blick. Es wird viel geplappert und gelacht.

Die Kinder laufen barfuss durch Sand und Steine, die Wangen der beiden juengsten sind von der Sonne krustig verbrannt. Zwei Esel laufen frei herum, fuenf Ziegen sind in einem primitiven, winzigen Verschlag zusammengepfercht, eine freundliche Huendin wird von einer kurzen Eisenkette gehalten, so dass sie den eigenen Exkrementen nicht ausweichen kann, mehrere Huehner und Tauben laufen im Terrain herum, wir sehen eine Katze und die Kamele schlurfen gemaechlich diesseits der Strasse durch den Staub. In diesem Staub voller trockener Verdauungsergebnisse spielen die Kinder mangels Spielzeug mit Schlauchstuecken, Plastiktueten u.ae. Faellt ihnen beim Essen etwas in den Staub, essen sie es trotzdem, die Finger werden vor dem Essen nicht gewaschen. Das Wasser in den Kanistern wird mit Zitronenscheiben frisch gehalten.

Als wir abfahren, winkt uns als einzige die Gehoerlose lange nach. Die Strasse fuehrt steil bergauf, ueber einen Kamm, hinein in den naechsten Wadi. Wir sind auf 1150 Metern Hoehe. Rechts liegen die Gipfel des Bergmassivs Dschebel El Gunna, ockerfarben, braun, mit wulstigen Vorspruengen wie erstarrter Teig. Darueber der tiefblaue Himmel voller weisser Wolken- wieder ein herrlicher Tag, heiss unter der Sonne, kuehler unter den Wolken und im Wind.

Das Wasser, dass uns die Beduinen mitgegeben haben, riecht und schmeckt nach Benzin. Also muessen wir bald Trinkwasser finden. Bis zum Tagesziel sind es etwa 40 km.

Das Zusammenspiel von Sonne und Wolken laesst Lichtteppiche ueber die Gipfel wandern. Beduinen fahren an uns vorbei, wir fahren weiter bergauf. An einem Brunnen machen wir Rast. Die kleine Oase ist menschenleer, dass Wasser in dem grossen Loch brackig, ungeniessbar. Wir sitzen im Schatten und essen, Kari schlaeft neben uns alsbald ein.

Als wir losfahren wollen, kommt ein Beduine daher und empfiehlt das Wasser aus einer offenen Zisterne, voller gruener Algen. Das Wasser ist klar, schmeckt neutral, bleibt aber nichtsdestotrotz zweite Wahl, dem Notfall vorbehalten.

Am Horizont sind die Gipfel des Mount Sinai und des Dschebel Katharina aufgetaucht. Ein Abzweig fuehrt zu einem kleinen Flughafen, rechts geht es steil, serpentinenartig bergab auf eine Kontrollstelle zu. Rechts geht es Richtung Kairo, links zum Kloster Santa Katharina.

An diesem Knotenpunkt gibt es ein Lebensmittelgeschaeft mit Restaurantbetrieb. So langsam haben wir die Preise heraus, koennen gezielt verhandeln. Ausserdem koennen wir jetzt die arabischen Zahlen lesen.

Wir essen ein Omelett mit Salat und kaufen ein. Derart gestaerkt gehen wir die letzte 12-km-Etappe an. Wieder geht es einen Wadi bergauf, zwischen die hohen Berge hindurch, dann rechts ab in das naechste trockene Flussbett hinein. Beduinenhaeuser stehen in den Haengen, dann taucht der Ort auf.

Mich quaelen wieder Magenpobleme und wir beide sind muede, haben schwere Beine, nach den Tagen in den Bergen und sind daher froh, angekommen zu sein. Im Wissen, dass wir hier Eintraege schreiben werden und eine Bergbesteigung vorhaben, freuen wir uns auf die kommenden Tage.

Auf der Strasse treffen wir eine junge Oesterreicherin und ihren Freund, die in einer Hoehle in den Bergen leben und uns den Weg zu einem Internetanschluss beschreiben koennen.

Wir fahren zum Kloster, dass in einem kleinen, etwa 250 Meter breiten Seitental liegt. Links erhebt sich der hoechste Berg der Sinai, der Dschebel (Berg) Katharina (2637m) und rechts die drei Gipfel des Dschebel Musa (2285m). Das Kloster ist heute, am Sonntag, geschlossen. Es ist lehmfarben wie die Berge ringsum, aehnelt einer Festung, mit hohen Mauern und Ecktuermchen, daneben liegen gruene Gaerten. Links, im Hang des Berges, liegt ein kleines Kloster, rechts fuehren zwei Pfade zu den Gipfeln hinauf.

Zwei Beduinen zeigen uns einen etwas abgelegenen Zeltplatz und helfen uns, die Raeder und einen 15-Liter-Kanister mit frischem Wasser dort hinauf zu schaffen. Hier ist alles voller Kamelkot, weil hier nachts bis zu hundert Kamele, die Touristen befoerdern, den flacheren Weg hinauf zum Gipfel getrieben werden.

Da es wieder regnen koennte, baue ich das Zelt auf, aber Renata praepariert unseren eigentlichen Schlafplatz, einen riesigen Felsen mit ebener Oberflaeche. Dort legen wir die Folien, die Schlafmatten und -saecke aus und schaffen uns aus den Gepaecktaschen einen kleinen Windschutz.

Wir bauen ein kleines Halbrund aus Steinen um unsere drei Teelichte und essen kalt und koestlich. Danach duschen wir, nackt im Schutz der Dunkelheit, unter dem Felsen stehend, der Kanister wird von oben gekippt und dient als Strahlbrause.

Dann schauen wir unser Minikino und danach in den sternenklaren Himmel, in dem die Milchstrasse so deutlich ist, wie ein weisses Wolkenband. Und wir sehen die Sateliten ihre Bahnen ziehen und Sternschnuppen vergluehen in einer schnell erloeschenden Lichtspur. Was kann man sich dabei noch wuenschen?

geschrieben am 7.5. in St. Catherine


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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