Home Page english version deutsche Version

  Worum es geht...
  Highlights der Reise
  Ueber Harald Radtke
  Zeitungsartikel

  Tagebuch (952 Eintr.)
  Lesermeinungen
  Leseproben
  Reiseroute
  News Archiv

  Pamphlet zur Faulheit

  Laenderinformationen
  Literatur

  Kontaktformular
  Mediainfo/Fotos
  Impressum


Reisetagebuch

5/5/2003   Aegypten / St. Catherine

Taschenlampenkamele

Besichtigung des Santa Katharina-Klosters / Quartier im Desert-Fox-Camp

(Harald and Renata) In der Nacht werden wir, wie meistens, leider, durch Kari geweckt. Als wir in deren angepeilte Richtung sehen, blickt uns mit neugierig geneigtem Kopf, halb hinter einem Felsen verborgen, ein kleiner Fuchs an. Selbst als Kari auf ihn zusprintet, laesst das Kerlchen sich Zeit und huscht im letzten Moment in ene Felsspalte, unerreichbar fuer den Hund.

Gegen 1.30 Uhr werden wir erneut geweckt. Eine schier endlose Prozession von Kamelen und Wanderern mit Taschenlampen zieht lautstark den Berg hinauf. Die Stimmen im Dunkeln verraten russische Touristen. Kari verbellt auch diesen Trupp. Renata und ich lachen uns halbtot, als mir entrutscht, dass ich auch bellen wuerde, wenn ich ein Hund waere und an mir fuenfzig russisch sprechende Kamele mit Taschenlampen vorbeiliefen.

In allen Reisefuehrern wird empfohlen, den Mount Sinai zu besteigen, um den Sonnenaufgang anzusehen, was diese ca. 100 Leute wohl gerade machen. Gegen neun Uhr kommen sie alle wieder herunter, direkt ueber unserem Felsen tauchen sie in einer Schlucht auf und wir sind Objekt manches neugierigen Blickes, waehrend wir fruehstuecken.

Wir bringen den Kanister zurueck und gehen zum Kloster. Vor dem burgartigen Eingang kontrolliert die Fremdenpolizei. Hier lassen wir die Raeder samt Gepaeck und, angebunden an den Haenger, auch Kari zurueck, die irgendwie wohl stets versteht, wenn sie nicht mit hinein darf und sich klaglos dareinfuegt.

Das Innere des Klosters ist nur aeusserst begrenzt zu besichtigen: der Nachfahre des Dornbusches, den die Bibel erwaehnt, ist Fotoobjekt Nr. 1 fuer die Touristen. In die kleine Kirche kann man hinein und ein Teil der Ikonensammlung und die weltberuehmte Bibliothek sind gegen Eintritt anzuschauen.

Der Berg Sinai wird auch Mosesberg genannt, weil man annimmt, dass Moses von seinem Gipfel die Zehn Gebote mitbrachte. Die byzanthinische Kaiserin Helena, die uns ja auf unserer Reise schon mehrfach begegnete (zuletzt in Sednaya, Syrien), liess hier eine Kapelle errichten. Diese Kaiserin suchte alle biblischen Wirkungsstaetten auf und liess an deren vermeintlichem Ort Gedenkbauten errichten.

Hier muesste also demnach im Jahre 324 n.C. tatsaechlich ein Dornbusch (Brombeere o.ae.) gestanden haben. Mitte des 6.Jhd. wurde die Kapelle unter Kaiser Justinian dann in eine Basilika integriert. Bis heute gehoert das Kloster zur griechisch-orthodoxen Kirche und die Moenche, die wir sehen, sprechen alle griechisch. Derjenige, den wir mit "Kalimera"(Guten Tag) begruessen, strahlt darob bis zu den Ohren, sind wir waehrend unserer Besichtigung doch die Einzigen, die ihn ueberhaupt beachten, wie er da still, mit geneigtem Kopf, im Halbdunkeln sitzt.

Die Kapelle ist ueberladen mit goldenen und kristallenen Luestern, riesigen Kerzen, Ikonen und die Luft ist rauchig und wuerzig von Weihrauchkerzen. Eine aeltere arabische Christin laesst sich von der Absperrungskordel und dem Einspruch eines Aufpassers nicht aufhalten, seufzend und murmelnd protestierend marschiert sie in den Altarraum, um die Heiligenbilder dort zu kuessen und anzufassen.

Seinen Namen verdankt das Kloster der Entdeckung der Gebeine der Heiligen Katharina (als Maertyrerin in Alexandria im 4. Jdt. verstorben) im Mittelalter auf dem Berg Sinai.

Wir fahren hernach Richtung des Ortes und fragen im ersten Campgelaende linker Hand, dem "Desert-Fox-Camp", nach den Preisen. Wir werden nicht einig und fahren weiter, aber auf dem Weg stoppt uns der Besitzer, ein junger Beduine, und mit ihm ist eine Sonderpreisregelung moeglich.

Also beziehen wir ein Vier-Matratzen-Zimmer. Allerdings legen wir unsere eigenen Matratzen auf die Matten, in Erinnerung an Mika aus Nuweiba.

Es ist ein schoenes Gelaende, mit schattigen Plaetzchen, Waschbecken in der Sonne, Dusche neben dem Bodenklo... Aber man kann ja Schuhe beim Duschen tragen.

Wir finden eine Baeckerei, die Vollkornfladenbrot backt- 10 Stueck fuer 1 Pfund, d.h. das Stueck fuer ca. 2 Cent.

Und fuer 2 Euro kann man sich hier in einem Freiluft-Beduinenrestaurant mit schoenen Bergblick den Bauch reichlich fuellen.

Dann finden wir den einzigen Internetanschluss in wohl 120 km Umland. Der Computerbesitzer heisst David und ist Australier, mit schwerem Slang, langem blonden Haar und einer Menge spiritueller Erfahrung. Mit ihm und seinem Freund Baard, einem Suedafrikaner, entspinnt sich alsbald eine lebhafte Unterhaltung und erst spaet kehren wir ins Camp zurueck.

geschrieben am 8.5. in St. Catherine


 

 

 


  Team Login

© biketour4goodhope