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Reisetagebuch

5/10/2003   Aegypten / St. Catherine

Beduinenkino / Renata

Ein Tag in den Bergen mit den Beduinen und Kari

(Renata) Nachdem Harald sich sehr frueh aus dem Camp geschlichen hat, um einen Herrenausflug zu machen, mache ich mich auch auf den Weg. Mein Ziel ist es, den Blue Mountain zu erreichen, der ca. 12 km von St. Catherine liegt. Der Berg hat seinen Namen bekommen, nachdem ein Franzose auf die ausgeflippte Idee gekommen war, die Bergspitze blau anzumalen.

Ich spreche eine Gruppe von Beduinen auf Kamelen an, die von der naechtlichen Mt. Musa-Wanderung zurueckkommen. Der Preis fuer meinen geplanten Ausflug betraegt 150 Pfund, etwa 30 Euro. Nach ein paar Minuten Verhandlung einigen wir uns auf die Haelfte. Ich habe mir vorgestellt, dass ich mit einem Fuehrer, jeder auf seinem Kamel, zum Ziel reite. Aber der Mann will mich lediglich an einer Leine fuehren, womit ich nicht einverstanden bin. Mit zwei Kamelen kostet die Tour aber das Doppelte. Das will ich auch nicht. Dann schlaegt der Beduine vor, er wuerde reiten und ich solle das Kamel fuehren. Haben wir gelacht! Bekomme ich Geld dafuer? Naechster Vorschlag: Wir reiten abwechselnd- damit bin ich einverstanden.

Wir gehen mit mehreren anderen Kamelfuehrern zu einer Traenke, damit das Reittier saufen kann. Allerdings liegt im Wasser eine dicke Batterie. Ich frage den Mann, ob die Kamele durch die Batterie im Trinkwasser mehr Energie bekommen und schneller laufen koennen. Trotzdem wir alle lachen- niemand holt das rostende Ding heraus.

Ploetzlich sagt einer, angesichts der Touristenpolizei auf der anderen Seite der Traenke, wir muessten eine Erlaubnis vom Sheik Musa holen, der dafuer hier zustaendig ist und das koste dann mehr Geld, womit ich nicht einverstanden bin. Ein anderer Beduine namens Machmed bringt mich auf dem Kamel zum Camp zurueck und schlaegt vor, sein Onkel koenne mich mit seinem Jeep zum Blue Mountain fahren. Ich warte im Camp.

Aber der Onkel ist mit Touristen nach Nuweiba gefahren. Machmed laedt mich zu sich nach Hause ein. Seine Frau, seine Mutter wollten mich kennenlernen. Und ich solle den Hund unbedingt mitnehmen. In der Mittagshitze gehen wir zu seinem ca. 3 km entfernten Haus, grau-braune Mauern, kein Putz, keine Farbe, kleine Raeume, dunkel, nur ein Bild haengt an einer Wand, vom Hausherrn auf seinem Kamel, als Sieger des jaehrlichen Kamelrennens.

Die Frauen tragen schwarze Umhaenge, sind verschleiert. Ich bewundere die bunten Kunstperlensaeume an der Kleidung, worauf sie auf die Idee kommen, mich komplett mit einer solchen Kluft auszustaffieren. Im Schlafzimmer ( 1 schiefer Schrank auf Betonboden, mehrere Schlafmatten darauf) werde ich umgezogen, ich stehe da wie eine Schaufensterpuppe. Im Wohnzimmer sitzen wir beim Tee zusammen, die Maenner sind verschwunden. Allerdings kommt der Vater zurueck und fragt nach mir, denn der Hund ist da und mich erkennt er nicht, verschleiert wie ich da sitze. Er bringt mir ein frisch gebohrenes Zieglein, flauschig und duftend und weiss wie Schnee (Kari leckt sich schnuppernd die Schnute).

Sie fotografieren mich mit unserer Kamera und wir unterhalten uns.

Dann verabschiede ich mich und gehe mit Kari in die Berge. Wenigstens von Weitem will ich den Blauen Berg sehen.

Die Sonne geht langsam unter und die Berge leuchten in verschiedenen Gelb- und Orangetoenen. Auf einem kleinen Berg sitzend sehe ich mir den Sonnenuntergang an, Kari liegt neben mir und schaut mit mir ins Land, wenn ich auch den Blauen Berg nicht ausmachen kann. Es wird dunkel und die Lichter im Ort gehen nach und nach an und schlagartig wieder alle aus und ich denke angesichts des Stromausfalls an Harald vor dem Computer.

Mit der Kopflampe suche ich den Weg hinunter ins Camp. Eine Gruppe Beduinen hat sich ein Kabel ueber den Weg bergab gezogen und sitzt teetrinkend am Berg, unter freiem Himmel vor einem Fernseher.

Mehr solche Tage!

geschrieben am 19.5. in Suez


 


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