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Reisetagebuch

5/11/2003   Aegypten / Oase Feiran

Akihide

Abfahrt von St. Catherine, Begegnung mit einem Rad-Weltenbummler in der Wueste und Ankunft in einer Palmenoase

(Harald und Renata) Der Schweizer, der mit seiner Freundin in der Hoehle wohnte, schenkt mir eine Keramikfilterpumpe, mit der man Wasser entkeimen kann. Die werden wir lieber benuetzen, als die Entkeimungstabletten, bei denen das Wasser schlecht schmeckt und deren Wirkung sich erst nach einer halben Stunde entfaltet.

Trotzdem wollen wir angesichts der haerteren Abschnitte unserer Tour radikal Gepaeck reduzieren. Dazu gehoert, das Renata der Freundin des Schweizers ihre schwarze, enge Hose und ein "reizendes" Blueschen schenkt- beides ist ab jetzt eh nicht mehr zu tragen.

Als wir vom gemuetlichen Desert-Fox-Camp abfahren, winken uns drei Maenner nach. Jetzt geht es flach bergab, den Wadi hinunter, vorbei an den Grabkuppeln von Propheten. Am Checkpoint vor dem Abzweig nach Kairo will mans genau wissen, der Oberste soll unsere Ausweise sehen. Wir warten, aber er sitzt auf der Toilette und kommt nicht herunter. Also lassen wir die Ausweise dort und fahren erstmal Richtung Nuweiba zum Laden einen Kilometer weiter. Vor dem Laden sitzen mehrere Tourismus-Polizisten in einem blauen Kombi und warten auf ihren Chef. Der Mann mit drei roten Streifen sitzt, wohlbeleibt und fettfingerleckend im Restaurant. Er spricht Englisch, waehrend wir kaum einen der "Tourismus"-Polizisten erlebt haben, der das gekonnt haette. Als ob gerade die Ungebildesten zur Polizei gingen. Ueber die Korruption in Polizeikreisen kursieren im Uebrigen die wildesten Geruechte.

Wir kaufen Lebensmittel und 12 Liter Wasser, d.h. 12 kg Gewicht mehr!

Als wir nach 20 Minuten wieder an der Kontrollstelle sind, sitzt der Boss immer noch auf dem Klo. Der Beamte, der unsere Ausweise haelt, geht hin und kommt laechelnd und kopfschuettelnd wieder zurueck und gibt uns die Ausweise: Have a nice trip!

Es geht immer weiter bergab durch den Wadi El Sheik, leider haben wir starken Gegenwind und muessen trotzdem kraeftig treten. Wir passieren den Watia-Pass, eigentlich eine Durchfahrt zwischen zwei rotbraunen Bergen. Auch hier steht eine kleine weisse Kapelle. Am Mittag fluechten wir kurz in den Schatten um etwas zu essen, denn das kraeftige Dauertreten zehrt aus. Renata sieht eine kleine Agame und ich fange das blitzschnelle Echslein, worueber es sich derart aufregt, dass sein Kopf blau wird- eine verblueffende Faehigkeit, vergleichbar mit der eines Chamaeleons. Natuerlich lassen wir das Kerlchen unbeschadet wieder laufen. Seltsamerweise bleibt es aber in unserer Naehe sitzen, so dass Renata noch ein paar schoene Aufnahmen machen kann.

Es geht weiter abwaerts, weiter treten wir gegen den Wind- wie schoen waere es jetzt einfach mal die Raeder rollen zu lassen.

Was sehen unsere mueden Augen da? Uns kommt ein Radreisender entgegen! Ein Japaner mit schwarzem Bart, schlank und drahtig, der lachend gleich haelt. Das ist der junge Mann, den uns Yuishi, ein anderer Japaner, im Fox-Camp bereits angekuendigt hat. Grosses Hallo! Wir beschliessen eine gemeinsame Mittagspause im Schatten. Unter dem Vordach eines verlassenen Hauses breiten wir die Decke und alsbald auch unsere Karten aus, denn Akihide, 24, ist in Kapstadt losgefahren und hat die ca. 12ooo km bis hierher in sagenhaften 20 Wochen durch den Kontinent zurueckgelegt. Allerdings hat er mehrmals auch Busse benutzt. Und wir erfahren, dass man ihn nicht durch den Tunnel unter dem Suezkanal hat fahren lassen.

Akihide hat auch die heissesten und sandigsten Strecken mit dem Rad geschafft, erzaehlt von Abschnitten, auf denen das Rad 15 km weit mit angehobenem Vorderrad geschoben werden musste. Sein Rad ist aehnlich beladen wie unsere. Auf dem Vorderrad hat er einen Traeger mit einem Kanister fuer Trinkwasser.

Waehrenddessen belagern uns ca. 15 Schulkinder, betteln uns an, ein Haendler ist aufdringlich bemueht uns zu seinem Geschaeft zu verfrachten. Am Ende verlangt er Geld dafuer, dass wir hier sitzen, das Haus gehoere ihm. Wir kaufen bei ihm ein, aber zahlen keine Miete. Und zwei Lehrer vertreiben die Meute der Kinder.

Wir lassen uns von Aki die unbekanntensten Abschnitte im Sudan und in Aethiopien schildern, machen Notizen nach seinen sehr praezisen Angaben.

Aki muss sich beeilen, denn er will jetzt nach Istanbul um seine Verlobte zu treffen, dann im Dezember in Japan heiraten und bis dahin die chinesische Kueste erreichen- in einem Jahr um die halbe Welt!

Aki ist ein sympatischer Junge, optimistisch und voller guter Erinnerungen (bis auf den Diebstahl seiner Kamera in Aethiopien). Er ist ohne Probleme am oberen Nil durch die Polizeikontrollen gefahren- jeder erzaehlt da etwas anderes.

Wir trennen uns auf der Strasse und fahren weiter abwaerts. Bis zum Abend nicht eine einzige Erhebung!

Wir erreichen die Oase Feiran, eine langgezogene Palmenoase zwischen zwei immer enger zusammenrueckenden Bergkaemmen. Hier suchen wir uns einen sandigen Zeltplatz neben der Strasse, fragen eine Beduinin nebenan, ob das in Ordnung geht.

Beim Zeltaufbau werden wir dann belagert. Der eigentliche Besitzer taucht auf, ist gastfreundlich, aber eine Frau verlangt Geld und eine der Gepaecktaschen. Dann, als wir uns gerade gemuetlich auf der Decke ausbreiten, taucht ein Mann auf, mit fahrigen Bewegungen und glasigem Blick sieht er irgendwie high aus. Er spricht kein Englisch, will uns aber sein Essen zuhause verkaufen, dann einen Nachtplatz. Als das alles nichts nuetzt, sagt er, es gaebe Schlangen und die Palmen koennten auf unser Zelt stuerzen. Als ich ihm erklaere, was ich mit Schlangen so alles machen kann, wird er ganz dreist und behauptet, er sei der Besitzer und wir sollten bezahlen. Dafuer lachen wir ihn aus. Erst als Renata etwas von "Police" sagt, laesst der Kerl uns in Ruhe. Touristen= Moneymachine...

Endlich sind wir alleine und koennen den Tag ausklingen lassen.

geschrieben am 19.5. in Suez


 


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