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Reisetagebuch

5/14/2003   Aegypten / Hammam Faraun

...wenn man beim Badengehen Waden sehen kann.

Ankunft am Strand: Relaxen

(Harald und Renata) Wir hatten eine sehr ruhige Nacht, ein Segen. Wir passieren einen kleinen Beduinenort und dann geht es endlich bergab, das Meer ist wieder zu sehen, wir biegen links ab Richtung Hammam Faraun (Pharao).

Hier entspringt in einer dunklen, niedrigen Hoehle eine heisse Schwefelquelle. Nur wenige Touristen finden diesen Ort und gehen mit Taschenlampen hinein und setzen sich dort unten ins heisse Wasser.

Uns ist mehr nach kuehlem Meerwasser, denn hier ist das Wasser wieder sauber und strahlt in Blau und Tuerkis. Am Strand steht eine verlassene Holzrotunde, ueberall stehen grosse Bauruinen und kuenden von hochfliegenden Plaenen, hier Mengen von Toristen unterzubringen. Aber wir sind und bleiben die einzigen hier.

Es blaest ein heftiger Sandsturm, schmerzhaft prasselt der Sand ins Gesicht. Ein Mann in grauer, schmutziger Gallabeya (Hemdkleid) erscheint, unverhohlen begafft er Renata im Bikini. Er ist hier zustaendig, stellt uns einen Schirm schraeg in den Sand gegen den Wind, bringt auch noch ein Brett, jedesmal belohnt er sich mit Blicken auf die besten Stellen. Petra hatte uns von dem Kerl schon erzaehlt, wie er sie mit Blicken ausgezogen habe. Als wir nach dem Schwimmen im flachen Wasser zurueck sind und Renata unter der Dusche unter freiem Himmel steht, ist er wie zufaellig puenktlich zurueck, hat hier etwas zu tun und dort und gafft. Ich stelle mich zwischen ihn und Renata und schaue ihn herausfordernd an, waehrend ich mich abtrockne- jetzt scheint er zu verstehen und wendet sich ab.

Ich fahre mit dem Rad zu der Bausiedlung am Eingang des Gelaendes um einzukaufen. Hier regieren die Fliegen, Abertausende der Biester machen sich hier ueber den Abfall her, den die Arbeiter verteilen. Eine Wellblechbarracke, ein paar grobe Baenke und Tische, ein Kessel mit Fuhl, dem Eintopf aus weissen Bohnen mit Brot, blaue 20-Liter-Wasserkanister spenden Leitungswasser in Messbecher, aus denen alle trinken, ein dunkler Kiosk, voller Buechsen und Tueten. Ich verhandle Wasser und Thunfisch in Buechsen und Brot. Ein Arbeiter fragt nach den Nationalitaet- eine in Aegypten sehr wichtige Frage. Ah! Germany! Heil Hitler!- gruesst er mich grinsend, mit stramm zum Fuehrergruss emporgerecktem Arm. Diese Symphatie ist unertraeglich, weil sie u.a. auf dem Holocaust beruht. 60 Jahre haben nicht ausgereicht, hier die Wahrheit zu verbreiten und ein differenzierteres Weltbild zu schaffen.

Wir bauen unser Zelt unter der Rotunde auf. Wegen des heftigen Windes kippen wir alle verfuegbaren Holztische um und bauen einen Windschutz, zusaetzlich schaffe ich schwere Felsbrocken heran, um die Windleinen zu spannen. Unser Bademodenfreund erscheint und verlangt Geld fuer die Uebernachtung. Da wir ihm schon Geld gegegeben haben, lehnen wir ab und Renata meint keck, er solle im Gegenteil sie fuer die dargebotenen Sehhenswuerdigkeiten entlohnen.

In der Nacht jagt Kari mehrmals Fuechse in die Berge. Einmal folge ich ihr im hellen Mondschein bis hoch in die Haenge, aber ich sehe den Fuchs nicht.

Ein zweiter fegt doch tatsaechlich zwischen uns und dem Meer entlang und Kari koennte ihn erwischen, wir sehen die beiden im Hang sich gegenueber stehen. Aber unser Hund traut sich nicht, das nur etwas kleinere Tier anzugreifen.

Dann tauchen zwei maenner im Dunkeln auf, setzen sich auf die Umfassungsmauer nahe dem Zelt und unterhalten sich. Das muss nicht ausgerechnet hier stattfinden. Ich stelle mich demonstartiv vors Zelt bis sie gehen, aber nach einem Bogen kommen sie zurueck. Jetzt nehme ich meine Kopflampe und gehe ihnen entgegen. Sie strahlen mich mit einer Taschenlampe an, ich strahle zurueck. Sie kommen naeher, ich gehe weiter auf sie zu- was wollen die nur? Schliesslich sagt einer :Salem! Frieden. Wir geben uns die Hand. Er fragt duemmlich, was wir hier machen, ich frage zurueck, was er denn denke, wonach es aussaehe. Die Beiden grinsen. Wir schweigen uns noch eine Weile an, ich habe Zeit. Dann wird es ihnen zu bunt und sie ziehen von dannen, blicken sich staendig um, ich bleibe im Mondlicht absichtlich auf der Mauer stehen. Wenn sie jetzt noch einmal zurueck kommen, gibt es Aerger.

Aber sie gehen weiter, wenn auch zoegerlich. Irgendetwas ist im Busch.

geschrieben am 24.5. in Kairo


 

 

 

 

 

 

 


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